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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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der Sam nervös anlächelt. Schließlich Sam, keuchend und fluchend.
    „Wo hast du, verdammt noch mal, diesen Typ her, Karin? Habt ihr eure Namen ausgetauscht? Wie steht es mit den Namen?“
    Er schlägt sich auf die Brust.
    „Sam!“
    Und der Neuankömmling, der so schüchtern aussieht, wie er sich fühlt, antwortet:
    „ Yolo Horn …“
    Die moruianische Stimme: pfeifend, heulend, mit zwei Registern, wie mir gesagt worden ist, von dem jeder Menschenstimme abweichend. Die Stimme und das Gesicht einer Moruianerin auf einem Film. Ich sah den Film und behielt den Tag im Gedächtnis, und als die Zeiten schlecht wurden, dachte ich oft an diesen Tag. Ich trat schnell in das Lager; die Menschen waren gespannt auf mein Kommen. Aber wir können nicht zu dem vollkommenen Anfang unserer Freundschaft zurückkehren. Nicht die Kamera stiehlt unsere Seelen, sondern die Zeit.
    Lisa bereitete ein Tablett mit Essen für mich zu, und Karin stellte es an den Rand der großen Terrasse. Ich näherte mich und setzte mich auf die Stufen der Terrasse, wie es alle anderen mit ihren Tabletts taten. Ich hatte etwas zu ihrem Festmahl beizusteuern – wie es sich ziemte –, ich knüpfte meinen Gefangenenbeutel ab und reichte ihn Lisa. Alle drei Menschen unterbrachen ihr Essen, um sich diese seltsame Gabe anzusehen: einen ganz gewöhnlichen Beutel aus grobem wollenem Zelttuch, in den mit Flachs zwei konzentrische Kreise eingeflochten waren, die merkwürdige Symbole bildeten. Die merkwürdigen Symbole bedeuteten nichts anderes als: „Eigentum des städtischen Gefängnisses von Tsagul. Es ist verboten, diesen Beutel zu stehlen.“
    Die einfache sternförmige Öffnung hinten an dem Beutel war etwas, mit dem sie nicht fertig wurden, und trotz ihrer Behutsamkeit fürchtete ich um den Inhalt. Ich streckte die Hand aus und zeigte ihnen, wie man den Riemen löste, der den Stern befestigte, und endlich fanden sie darin die vier großen in Zweige gewickelten Eier. Sie dankten mir überschwenglich und reichten mir den Beutel zurück, aber ich ließ sie ihn behalten.
    Ich betrachtete mein Tablett und stellte fest, daß ich sehr hungrig war. Lisa hatte mir mit Umsicht solche Dinge aufgetischt, die mich nicht übel werden ließen. Brotstäbchen. Grünes Laub und Beeren und Obst von den Inselbäumen. Einen köstlichen kalten gelben Fruchtsaft, den sie aus einem winzigen Würfel zubereitet hatte. Ich verputzte alles und befriedigte dadurch die Menschen, als wäre ich ihr gerade erschienenes Kind. Dann bewies Lisa ihre Geschicklichkeit und die Wunder ihrer Kochtruhe, indem sie den Staub von den Eiern blies, während Sam sie an einer Schnur aufreihte, und machte daraus eine gesalzene Eierpastete in einem heißen Gefäß, von der wir alle etwas aßen.
    Nach dem Essen ruhten wir uns auf der Terrasse aus, aber die Menschen wurden von jenem Teufel Sams, der sogenannten „Routine“ geritten. Sogleich machten sie sich wieder an die Arbeit, und ein Ding nach dem anderen jagte mir Angst ein. Lisa stellte die Tabletts in ihre Kochtruhe, die zu zischen begann, dann redete sie merkwürdigerweise auf die Truhe ein.
    Sam wich zur Seite, und die ganze Truhe hob sich an Metalldrähten und ging die Stufen hinunter. Ich beobachtete, vor Angst erstarrt, wie die Truhe die Treppe hinabstieg und über einen Pfad in das blaue Zelt rollte.
    Karin bemerkte meine Angst, und jeder gab beruhigende Laute von sich, aber es war zu spät. Ich war aufgesprungen und hatte endlich in einem Baumhain mitten auf dem Kai das Luftschiff erblickt. Wenn der Träger mir auch Angst eingejagt hatte, bei diesem Anblick hätte ich mich am liebsten geduckt und die Hände über den Kopf gehalten wie beim Brüllen eines Seesonners. Aber ich war zu stolz. Ich starrte es nur zitternd an.
    Alle drei Menschen reagierten sofort: Sam ging auf das Luftschiff zu und winkte. Karin und Lisa streckten ihre Hände aus. Sie besänftigten wieder mit ihren rauhen melodischen Stimmen. Langsam, ganz langsam ging ich um die Terrasse herum und dachte an Tsorl und die Feuerschutzgeister. Ich ließ mich von ihnen ohne Handberührung zu diesem schreckerregenden Ungetüm führen.
    Es nahm einen großen Teil der zweiten Lichtung in Anspruch, und das Gras, wo es gelandet war, war ringsum versengt und verbrannt. Auf den Pfaden, die zu ihm führten, begann es wieder zu sprießen. Meine Angst war, wie ich wußte, unbegründet, aber der Anblick dieses Luftschiffs aus dem Weltall, solide, silbrig, hier und da mit seltsamen hellen

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