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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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jetzt … ich werde etwas Schlafkraut in dieses Wasser schütten …“
    „Wie Ihr meint, Yolo Forgan …“
    Es tat mir gut, seinen angedeuteten Scherz zu hören. Ich hatte die Kräuter in meinem Wams, und ich schüttete eine Prise Schlafkraut in seinen Trank. Meine Vorräte aus Itsik ließen nichts zu wünschen übrig; das Schlafkraut, das ich benutzte, war Gewöhnliches Goling, das mildeste, die stärksten sind Rotgoling und Ullit oder Wasserblütenblätter. Der Abgesandte lehnte sich in seinen Liegestuhl zurück und schlief ein. Ich bahnte mir den Weg zur Vordertür des Zeltes und betrachtete den Untergang der Großen Sonne.
    Karin kam mit mir und zeigte auf die Terrasse. Sie rief Sam, und es erfolgte eines ihrer Alltagswunder. Sam trat aus dem Zelt mit einem blauen Päckchen, und sogleich entfaltete sich auf den Sandboden der Terrasse ein kleines blaues Zelt.
    Ich hob Tsorl auf, und sie beobachteten mich dabei wie bei einer Kraftprobe, aber dann kamen sie zu mir und zeigten mir, daß der Liegestuhl, den er benutzt hatte, in einen Tragstuhl verwandelt werden konnte. Ich legte ihn wieder hin und ergriff ein Ende davon, während Sam das andere ergriff. Wir trugen den Abgesandten in das Zelt und stellten ihn hinein. Ich ging auch hinein und setzte mich neben ihn. Die Menschen wünschten mir Gute Nacht, aber kurz danach kam Lisa mit einem Tablett voll Essen zurück – mehr von diesem gelben Saft und Obst und ein gutschmeckendes Stück gesalzenen Gerichts. Später erfuhr ich, daß es „Mehrzweckprotein“ hieß.
    Lisa war die Forgan der Fremden, und wir hatten eine Sitzung über Tsorl und sein amputiertes Bein mit Zeichen und fremden Wörtern. Mir gelang es, zu vermitteln, daß es kein Unfall gewesen war … das Bein war zum Beispiel nicht von einem großen Fisch abgebissen worden. Auch daß ich es nicht selbst getan hatte, sondern jemand anderes „weit jenseits des Meeres“; ich haßte es sogar, in die Richtung von Itsik zu deuten.
    Ich holte mein gefaltetes Vorratstuch heraus, in dem alle Arzneien untergebracht waren, die Gwell Nu mir mitgegeben hatte, und Lisa sah, daß sie meistens aus manchmal getrockneten, manchmal feingeriebenen, manchmal kleingehackten Pflanzen bestanden. Ich roch an dem Schlaftuch, das seine Wirkung keineswegs eingebüßt hatte, und ließ Lisa auch daran riechen, dann versuchte ich, ihr seine Anwendung zu zeigen. Danach ging sie zu dem großen Zelt zurück, in dem Lichter aufgestrahlt waren, so daß es in der schwachen Dunkelheit glühte. Als letzten Gestenaustausch deutete ich auf den Lichtfleck im Westen, zwischen den noch säumenden Regenbogenfarben der untergehenden Esto, und brachte Lisa die Namen der beiden Sonnen bei: Esto und Esder.
    Dann war ich allein. Der Abgesandte schlief tief; ich saß noch stundenlang da, schwirrend und zitternd wie eine Harfensaite. Der Anblick der vertrauten Welt: des Meeres, der Bäume, der Kopfsteine der Tsatroys, all das beruhigte mich. Das war schließlich meine Welt, das war der gute Planet Torin, der besondere Ort, den die Schöpfungsgeister für die Rasse der Moruianer, der Weber, und der Tsamuianer, des Feuervolkes, im Weltraum aufgehängt hatten.
    Morgen, dachte ich, werde ich zur Bucht da drunten gehen, östlich vom Lager, und mit einem Spitzenblatt netz für sie Fische zum Frühstück fangen. Endlich schlief ich ein, aber die Lichter in dem größeren blauen Zelt brannten weiter. Die Menschen hatten auch einen erstaunlichen Tag hinter sich. Sie verfaßten ihre Berichte; das gehörte zur Routine. In dieser Nacht schrieb Karin das Folgende in ihr persönliches Tagebuch:
     
    103.TAG. ERSTER KONTAKT, 10 UHR 35 BASISZEIT.
    Anthropoid, jung, männlich, schätzungsweise 1,86 groß, geschmeidig, behende, aufrechter Gang; größere Gelenke und andere Muskulatur, was noch im einzelnen untersucht werden muß. Stark entwickelt „Trapesius“ und „Bizeps“; Hände mit zwei nebeneinanderstehenden Daumen. Hautfarbe rotbraun, Haar fein, braun; Schädelform länglich, seltsam nach vorne gewölbt. Augenfarbe mittelbraun; Augen doppelt so groß wie Menschenaugen, circa 50 mm lang zu beiden Seiten des Kopfs. Er kann auf der Stelle stehen und alles im ganzen Umkreis sehen. Stimme: unheimlich flötend … Sam stellt eine Tonlage über und unter unserer fest.
    KLEIDUNG: „Tunika“ aus feinem ungesäumtem grauem Stoff, eine Mischung aus Wolle und Leinen? rundgeschnitten, läßt rechte Schulter frei. Untergewand aus grauem Stoff, Obergewand aus gegerbtem

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