Das Feuer des Daemons
den Kopf zur Seite, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Er betrachtete sie angespannt, seine Augen loderten.
»Entschuldigung«, krächzte sie und zog sich zurück.
Er bedachte sie mit einem breiten Lächeln, das kein bisschen weniger schalkhaft war als in seiner früheren Gestalt. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wirklich nicht.«
»Zieh einfach den Gurt vor dir her und steck diese beiden Teile ineinander, wie bei mir.« Sie machte ihm die Bewegung vor. Als er sich angeschnallt hatte, startete sie den Motor und setzte rückwärts aus der Einfahrt.
In fast jeder Metropolregion der Vereinigten Staaten gab es mindestens eine Bar oder Kneipe, deren Kundschaft sich aus Angehörigen verschiedener Alter Völker zusammensetzte. In Louisville gab es zwei davon, die zwar beide demselben Besitzer gehörten, sich aber in sehr unterschiedlichen Stadtteilen befanden. Grace fuhr das nächstgelegene der beiden Lokale an. Es hieß
Strange Brew
und war ein Pub, der etwa fünfzehn Fahrminuten vom Rand der Altstadt von Old Louisville entfernt war.
Old Louisville lag nördlich der Universität und südlich der Innenstadt. Eigentlich nicht der älteste Teil der Stadt, aber es gab eine Menge Fußgängerzonen und fast die gesamte Architektur war viktorianisch. In früheren Zeiten waren hier die wohlhabendsten Bürger ansässig gewesen, doch in den letzten hundert Jahren hatte sich die Struktur stark gewandelt. Inzwischen war die Einwohnerschaft bunt gemischt, unter anderem gab es viele Freiberufler und Studenten. Es gab angesagte und weniger angesagte Gegenden.
Das
Strange Brew
war die urtypische Alte-Völker-Bar der Gegend und befand sich nicht in einem der Viertel, die in letzter Zeit angesagt waren. Im Jahr 1878 hatte ein eingewanderter Heller Fae aus dem irischen Seelie Court den Pub eröffnet. Seine zweite Bar, das
Deep Waters
, befand sich am Flussufer in der Nähe des
Waterfront Park
und der Anlegestelle für Flusskreuzfahrten. Dieses Lokal zog hauptsächlich Touristen von außerhalb an.
Das
Strange Brew
war eher ein Treffpunkt für Einheimische. Bisher hatte es alle Veränderungen, die der Gegend widerfahren waren, unbeschadet überstanden. Es lag an einem Ende eines zweckmäßigen Backsteinbaus, der einen ganzen Häuserblock breit war. Ein Eingang lag an der Hauptstraße und ein zweiter an einer Seitenstraße, die zu einem Parkplatz voller Schlaglöcher führte. Dazwischen gab es auf mehreren Ebenen verschiedene Gasträume, einschließlich einer Kellerbar. Am St. Patrick’s Day war der Pub wahnsinnig beliebt, obwohl er sich, soweit Grace wusste, noch nie mit dem Besuch eines echten irischen Kobolds gebrüstet hatte.
Als Grace in die Seitenstraße zu dem überfüllten Parkplatz einbog, war sie schon damit beschäftigt, diesen ganzen Ausflug zu überdenken. In der Theorie hatte es nach einer guten Idee geklungen, eine Bar für Alte Völker aufzusuchen, aber in der Realität war es halb elf an einem Samstagabend, im Pub würde es voll und laut sein, und wahrscheinlich waren jede Menge Studenten da.
»Vielleicht war es doch keine so gute Idee«, murmelte sie. Langsam kurvte sie auf der Suche nach einer Parklücke über den Platz. Es war alles voll. Sie fuhr wieder auf die Straße und suchte dort nach einem Parkplatz.
»Ich wüsste nicht, was dagegenspricht«, sagte Khalil, der sich neugierig und mit großem Interesse umsah. »Du brauchst etwas zu essen und einen Drink. Dieses Lokal scheint ziemlich beliebt zu sein. Die Leute müssen mit den Speisen zufrieden sein.«
Sie verkniff sich ein Schmunzeln. Er besaß seine eigene Art von Weisheit und tiefgründigem Wissen, aber zu manchen Dingen hatte er einfach keinen Bezug. Vielleicht lag der Unterschied darin, ob man an einen Körper gebunden war oder nicht. Allzu leicht konnte jemand den möglicherweise tödlichen Fehler begehen, diesen Unterschied für Naivität zu halten.
Sie sagte: »Ich glaube nicht, dass die Leute wirklich wegen des Essens herkommen.«
Er sah sie belustigt an. »Warum wolltest du dann herkommen?«
Guter Punkt. Khalil wusste von Janice’ und Thereses Reaktionen auf seine Anwesenheit, nicht aber, wie sich die anderen Hexen an diesem Tag verhalten hatten.
Der Spannungen und heiklen Gespräche überdrüssig, rieb sich Grace das Gesicht. Von einem Gespräch hatte sie ihm erzählt, und zwar von dem, das für ihn wirklich von Bedeutung war. Der Rest, beschloss sie, tat zumindest für heute Abend nichts zur Sache.
Daher sagte sie nur halblaut:
Weitere Kostenlose Bücher