Das Feuer des Daemons
über Verabredungen her?
Mit einer Hand machte Khalil eine grandiose Geste, die einem Zauberkünstler zur Ehre gereicht hätte. »Das macht kaum Umstände, schließlich kann ich uns an jeden Ort unserer Wünsche versetzen.«
Damit eröffnete sich ihr eine völlig neue Perspektive. Die Möglichkeiten waren schwindelerregend.
Aus dieser Damaskus-Geschichte war eine ziemlich abenteuerliche Reise geworden. Hätte sie das nur vorher gewusst, dann hätte sie Gepäck mitgenommen.
»Wir bleiben in der Nähe«, sagte sie beinahe verträumt. Keine Stammlokale von Hexen, nicht nach den kühlen Reaktionen, die sie den ganzen Tag über erhalten hatte. »In der Stadt gibt es einen Pub, der von verschiedensten Angehörigen der Alten Völker besucht wird. Ich esse etwas und nehme vielleicht einen Drink.« Vielleicht einen kräftigen Scotch. »Ein schnelles, ruhiges Date. Kein Drama, kein Gewese, um Mitternacht ins Bett. Und du gibst mir mein Geschenk.«
Er bedachte sie mit seinem typischen bedächtigen, schalkhaften Lächeln, das vor Sünde und Sinnlichkeit nur so troff. »Allerdings.«
»Also gut.« Grace sah sich um. Wenn sie schon nachgab, konnte sie ihren Standpunkt auch gleich ganz über den Haufen werfen. »Du kannst uns an jeden beliebigen Ort versetzen?«
Aus seinem Lächeln wurde ein Grinsen. »Warum, wohin möchtest du denn?«
War es schlimm, darum zu bitten? Oder sprach da nur der Darrin aus ihr? »Das Bad im ersten Stock.«
Bevor sie ihre Meinung ändern konnte, hob Khalil sie hoch, und sie fand sich inmitten eines Wirbelsturms wieder. Sie verlor den Boden unter den Füßen und den Kontakt zu allem Festen und Vertrauten, bis auf den starken, sicheren Halt seiner Arme und seiner festen Brust. Sie schlang die Arme um ihn und kreischte, als würde sie von einer Felsklippe stürzen.
Dann nahm die Welt um sie herum wieder Gestalt an. Blinzelnd blickte sie zu ihm auf und sah, wie seine langen Haare um seine Sternenaugen und sein elegantes Gesicht gepeitscht wurden. Er lächelte. In tiefer Dunkelheit standen sie auf dem Treppenabsatz im ersten Stock, direkt vor dem Badezimmer.
»Ich werde ein Bad nehmen«, krächzte sie. Und zwar hauptsächlich deshalb, weil sie nicht glaubte, dass sie aufrecht würde stehen können.
»Wie es dir beliebt«, sagte Khalil. »Ich ziehe mich um und warte unten auf dich.«
Er löste sich auf. Sie wagte nicht einmal zu blinzeln, während sie ihm dabei zusah. Sooft sie es auch sah, es war und blieb ein spektakulärer Anblick.
In was würde er sich verwandeln?
Und was war ihr Geschenk?
Mit einem Seufzen ließ sie den Rest des Tages von sich abfallen. Dann ging sie ins Badezimmer. Schaumbad. Auch wenn es nur ein kurzes werden würde, es wäre trotzdem abartig gut.
Ihr war egal, was sie in die Wanne gab, solange es nur schäumte. Nachdem sie das Wasser aufgedreht hatte, schnappte sie sich die erstbeste Flasche. Es war das
Wet Wild Watermelon Bubble Bath
von der Sesamstraße. Das klang himmlisch. Sie goss etwas davon unter den Wasserstrahl und ging dann ins Schlafzimmer, um etwas zum Anziehen zu suchen.
Sie hatte keine Zeit, aufgeregt zu sein. Sie würde sich keine Zeit dafür lassen. Das rot leuchtende Zifferblatt der Uhr im ersten Stock zeigte neun Uhr fünfunddreißig. Um zehn fertig, um Mitternacht wieder zu Hause. Von jetzt an würde sie Verabredungen immer so angehen. Sie würde sich einen gnadenlosen Zeitplan auferlegen und sich strikt daran halten. Nicht dass sie allzu viele Gelegenheiten dazu hätte.
Aber es war gut, Regeln zu haben.
In die Badewanne zu steigen war die pure Wonne. So gründlich sie sich auch am Waschbecken in der Küche wusch, war es einfach etwas anderes, ganz im Wasser zu versinken. Sie schrubbte sich von Kopf bis Fuß, schäumte sich zwei Mal die Haare ein, duschte und trocknete sich ab und zog den Rock an, den sie am Vortag schon kurz anprobiert hatte. Er war hell und mit einem Muster aus kräftig leuchtenden orangenen, rosa und lila Blumen bedruckt, durchsetzt von grünen Blättern.
Die Farben hätten sich beißen müssen, aber die Töne waren so geschickt gewählt, dass sie sich gegenseitig ergänzten. Den Rock kombinierte Grace mit einem hellgrünen Tanktop. Die leuchtenden Töne ihrer Kleidung brachten auch ihre eigenen Farben besonders zur Geltung, ihre pfirsichfarbene Haut, die verschiedenfarbigen Sprenkel in ihren haselnussbraunen Augen und die rötlich-goldenen Schattierungen ihrer Haare. Unter dem Rock konnte sie ihre Knieschiene tragen, ohne
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