Das Feuer des Daemons
so weit. Beinahe unausweichlich.
War es der Tod? Ihr Tod?
Seiner?
In fieberhafter Eile ging sie alles durch, was sie tun könnte, um das zu verhindern. Sie konnte es nicht allzu gut verborgen haben, denn Khalil beobachtete sie scharf und mit verhärteten Zügen und setzte sich so dicht wie möglich neben sie. Ebrahim blieb stehen.
Grace erkannte die schlichte Wahrheit: Wenn die Trennung Khalils Entscheidung war, konnte sie nichts dagegen tun.
»Also«, sagte eine der mächtigsten Abgeordneten des Landes. »Was ist passiert?«
Grace sagte: »Ein geheimer Hexenzirkel hat mein Haus manipuliert und in die Luft gejagt. Die Mörderin meiner Schwester und ihres Mannes wird gerade zur Polizeistation der Hexen gebracht. Und wir glauben, dass Sie in Gefahr sind.«
All ihren Bemühungen zum Trotz wurde die ganze Angelegenheit von diesem Moment an doch zu einer diplomatischen Krise.
Isalynn saß starr wie Stein da, ihr Gesicht sah aus wie gemeißelt. »Erzählen Sie mir alles«, sagte sie, und das taten sie. Nur einmal unterbrach das Oberhaupt der Hexen sie, um nach dem Handy zu greifen, energisch eine Nummer einzugeben und zu sagen: »Thomas, das Orakel wurde angegriffen. Schicken Sie einen Sicherheitstrupp zu meinem Haus und ein Ermittlungsteam zu Grace’. Am besten informieren Sie auch das Tribunal der Alten Völker und die anderen Reiche. Es herrscht höchste Alarmstufe.«
Die ganze Zeit über kochte Khalil. Die angestaute Wut und die Angst, die er empfunden hatte, als Grace so fest an der Verbindung zu ihm gezerrt hatte, all das brodelte unter seiner Oberfläche. Er kochte, und gleichzeitig rang er darum, seine Gefühle einzudämmen und den Drang zu unterdrücken, sich auf die Schweine zu stürzen, die es gewagt hatten, Grace und den Kindern etwas anzutun.
»Warte«,
hatte sie gesagt. »
Recht und Gerechtigkeit, nicht Rache«,
hatte sie gesagt. Aus irgendeinem geheimnisvollen Grund, wegen einer Vision, die sie gesehen hatte und von der sie ihm nichts erzählen wollte.
Da begriff er, dass er auch wütend auf sie war. Ihretwegen empfand er Dinge, die er nie zuvor empfunden hatte. Ein Verlangen, so wild, dass es ihm ins Herz schnitt, und ein Begehren, das ihn förmlich in Ketten legte, obwohl er nie zuvor an irgendetwas gebunden gewesen war. An niemanden.
Er würde sich nicht festbinden lassen.
Er hatte getan, worum sie ihn gebeten hatte. Jetzt war es an der Zeit zu tun, was er wollte.
»Ich will Brandon Miller«, sagte Khalil zu Isalynn.
»Was für ein Zufall, das will ich auch«, sagte Isalynn mit einem schneidenden Lächeln. »Ich will jedes Mitglied dieses Zirkels. Jagen Sie ihn mit allen Mitteln – solange Sie ihn mir lebendig bringen.«
Er erwiderte das Lächeln der Hexe, blitzend wie ein Springmesser. Lebendig hieß nicht gut gelaunt oder wohlbehalten. »Wie Sie wünschen«, sagte er. Wütend starrte er Grace an, während sich seine Umrisse in Rauch auflösten. Diesmal würde ihn nichts aufhalten können, was sie sagte.
Grace sagte nichts. Sie saß regungslos da. Ihr Gesicht war farblos, ihre Augen geweitet und von einem dunklen Meer ausgefüllt, während sie Bilder vor ihrem geistigen Auge anstarrte, die nur für sie sichtbar waren.
Er zögerte. »Grace.«
Ihr Blick wurde klar. »Ich will nicht der Grund dafür sein, dass du eingesperrt bist. Geh.«
Ebrahim starrte ihn kühl an. Aus irgendeinem Grund war der andere Dschinn unzufrieden mit ihm, aber das interessierte ihn absolut nicht. Ebrahim hatte bereits gesagt, dass er bleiben würde, um Grace zu beschützen, außerdem musste Isalynns Sicherheitstrupp jeden Moment eintreffen. Heiß auf die Jagd, wehte Khalil aus dem Haus und schoss über den Himmel, während er seine nächsten Schritte plante.
Er würde diese verfluchte Scheune niederbrennen und die Asche verstreuen, er würde jede Falle auf dem Grundstück auslösen, um größtmöglichen Schaden anzurichten. Ganz egal, wie viel magische Energie Brandon Miller besaß oder wohin er sich wenden mochte, jetzt, da Khalil hinter ihm her war, gab es keinen Ort mehr, an dem er sich verstecken konnte. Wenn es so weit war, dass Miller schließlich vor dem Gesetz stand, würde er danach schreien.
Khalil hatte den Süden von Louisville erreicht, als er abrupt abbremste.
»Ich will nicht der Grund dafür sein, dass du eingesperrt bist.«
Warum hatte Grace das gesagt?
Im goldenen Licht der Nachmittagssonne ringelte er sich ein und dachte scharf nach. Vielleicht hatte sie seine Emotionen gespürt, so wie
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