Das Feuer des Daemons
Einschränkung.
Also gut,
sagte er.
Ebrahim ließ ihn los.
Während er zur Erde abtauchte, zog Khalil an seinen Verbindungssträngen. Er stürzte auf Grace zu und schlang sich so fest um sie, dass er sie wie ein dichter, dunkler Schutzschleier von Kopf bis Fuß einhüllte. Er spürte ihre Erschöpfung und die Entschlossenheit, mit der sie den Rücken durchdrückte.
Ich liebe dich auch,
sagte er. Freude durchfuhr sie, so hell wie der Morgen. Er konnte ihr Strahlen sehen, nahm diese Freude in sich auf und gab sie doppelt zurück.
Ebrahim kam zu ihnen und stellte sich kampfbereit an ihre Seite. Nach und nach erschienen die anderen Dschinn, die Khalil herbeigerufen hatte, und nahmen schließlich den gesamten Garten ein.
Mit einem langen, nachdenklichen Blick sah sich Soren um. Dann wandte er sich wieder an Khalil, ohne Grace Beachtung zu schenken. Sorens Gesichtsausdruck wirkte gequält. »Wie ich höre, ist deine Bindung an diese Menschenfrau zu stark geworden.«
»Nach wessen Maßstäben?«, knurrte Khalil. »Meine Bindung zu Grace geht niemanden außer ihr und mir etwas an.«
»Sie wird vergehen, Khalil«, sagte Soren. »Sie alle sind vergänglich. Es ist unausweichlich, und es geschieht so schnell, und es ist eine Schande, aber wir dürfen uns nicht zu sehr in sie verlieben.«
»Das ist deine Definition. Es sind deine Grenzen«, sagte Khalil. »Nicht meine.«
»Hören Sie«, sagte Grace. Sie erhob die Stimme. »Sie alle, hören Sie her. Ich bin das letzte Orakel. Ein anderes wird es nicht geben. Wenn ich sterbe, wird die Kraft nicht auf meine Nichte oder ein anderes weibliches Familienmitglied übergehen. Wie lang oder wie kurz mein Leben letztendlich sein wird – danach ist es vorbei. Für alle Dschinn in Ihren Häusern, die deformiert sind, bin ich die einzige Chance auf eine Heilung. Ich bin
Ihre
Chance auf Heilung, wenn Sie selbst einmal Schaden nehmen. Verstehen Sie? Ich kann niemandes Heilung garantieren – aber wenn es mich nicht mehr gibt, bekommen Sie keine zweite Chance mehr.«
»Das Orakel sagt die Wahrheit. Es hat heute Khalils Tochter Phaedra geheilt«, befand Ebrahim.
Eine tiefe Stille erfüllte den Garten. Alle Dschinn fixierten Grace mit Blicken.
»Zurück zu Ihnen«, sagte Grace zu Soren. »Ich biete Ihnen einen Tauschhandel an.«
»Nämlich?« Mühsam brachte Soren das Wort hervor.
»Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um jeden Dschinn zu heilen, der zu mir kommt«, sagte Grace. »Ohne Vorbehalte, egal, wann, egal, mit welchem Problem, ich werde für jeden mein Möglichstes tun.«
»Was fordern Sie dafür?«, fragte Soren. Er war zu einer weißen Säule aus Eis erstarrt.
»Ich will das Leben Ihres Sohnes«, sagte Grace. »Ich will Khalil, und zwar vollkommen frei. Er soll sein Leben so leben können, wie er will, ob nun mit mir oder ohne mich. Ob er sich dafür entscheidet, sich an einen Körper zu binden und das Leben eines Sterblichen zu führen oder nicht … Ja, ich habe diese Möglichkeit gesehen. Ich habe auch andere Möglichkeiten gesehen, denn nichts ist in der Zukunft festgelegt. Sie werden ihn nicht einsperren. Sie werden in keiner Weise versuchen, seine Entscheidungen zu verhindern, denn wenn Sie das tun, werde ich keinem von Ihnen helfen.« Sie wandte sich um und sah die Dschinn an, die um sie herumstanden. »Niemals. Das schwöre ich bei meinem Leben.«
Bei ihren Worten wollte alles in Khalil aufspringen, doch er löste seine Aufmerksamkeit keinen Augenblick von der wahren Bedrohung, seinem Vater. Die rasende Wut auf Sorens Gesicht war gleißend. »Das ist kein Handel, das ist Erpressung.«
Khalil schmiegte sich noch dichter an Grace und spannte seine magische Energie an, um sich bereit zu machen, einen Schlag abzufangen.
Sie sagte: »Nennen Sie es, wie Sie wollen.«
»Sie sprechen von seinem Tod!«
»Ich spreche davon, ihm das Recht auf freie Entscheidungen zu bewahren.«
»Wir opfern niemanden von uns!« Mit geballten Fäusten trat Soren einen Schritt auf sie zu.
Auch die anderen Dschinn kamen näher, ihre Aufmerksamkeit geschlossen auf Soren gerichtet. Ebrahim stellte sich vor Grace und Khalil. Es war eine mutige Tat und – wenn Soren zuschlug – absolut selbstmörderisch.
Khalil wagte es, Grace so weit loszulassen, dass er sich über Ebrahims Kopf erheben und seinem Vater gegenübertreten konnte. »Allem Anschein nach ist niemand deiner Meinung«, sagte er. »Genug davon. Du wirst mich nicht daran hindern, mit meinem Leben anzufangen, was ich
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