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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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er ihre spüren konnte. Aber sie konnte nicht gewusst haben, was er dachte. Nicht dass er rational gedacht hätte. Als Reaktion auf seine eigene Angst hatte er wild um sich geschlagen, auch nach ihr. Noch nie hatte er solche Angst gehabt, und er hasste dieses Gefühl.
    Aber Grace hatte noch kein einziges Mal versucht, ihn einzusperren. Wenn überhaupt hatte sie versucht, ihn wegzustoßen. Nach dem Tag, an dem er sich in unsichtbare Ketten gelegt gefühlt hatte, hatte sie ihn weggeschickt. Gestern Abend in der Bar hatte sie einfach beschlossen zu gehen, statt zu versuchen, ihn oder seine Handlungen zu beeinflussen.
    Also hatte sie das nicht wegen seiner Gedanken oder Gefühle gesagt.
    Sie hatte es gesagt, weil sie etwas gesehen hatte.
    Sie beschützte ihn wieder vor etwas.
    Wie sie ihn beschützt hatte, als Phaedra zu ihr gekommen war. Zwei Mal. Auch noch, nachdem sie ihm etwas ganz anderes versprochen hatte.
    Plötzlich spielten Recht und Rache keine Rolle mehr. Fluchend brauste er zurück nach Indian Hills und stürzte sich in die Tiefe, als er bei Isalynns Haus ankam.
    Ebrahim schoss in die Höhe, um ihn abzufangen. Khalil drehte ab, um Ebrahim auszuweichen – und der andere Dschinn folgte seiner Bewegung. Mit einem Aufprall, der den Boden unter ihnen erschütterte, stießen die beiden in der Luft zusammen. Khalil wand sich, um sich loszumachen, doch Ebrahim hielt ihn fest. Unter wütendem Brüllen rang Khalil darum, sich zu befreien.
Was tust du da?
    Das, wozu mich mein Handel mit dem Orakel verpflichtet,
sagte Ebrahim.
    Grace hatte mit Ebrahim ausgehandelt, dass er ihn von ihr fernhalten sollte? Khalils Wut detonierte. Er fauchte:
Einen Kampf gegen mich kannst du nicht gewinnen.
MACH PLATZ
!
    Ich muss es versuchen,
sagte Ebrahim, der erbittert die Stellung hielt.
Weil du einen Kampf gegen deinen Vater nicht gewinnen kannst.
    Soren. Khalil fuhr herum und schärfte seine Sinne.
    Sein Fokus richtete sich auf Isalynns Garten, wo sich Soren und Grace gegenüberstanden. Sie waren allein, Isalynn war irgendwo im Haus. Unter dem magiegeladenen weißen Feuer seiner Gegenwart war Sorens Körper kaum noch zu erkennen. Im Gegensatz dazu wirkte Grace’ Gestalt dünn und unerträglich zerbrechlich. Sie sah müde und schmutzig aus, und sie schwankte leicht, während sie sich auf ihren Stock stützte.
    Soren hob den Blick, und auch Grace sah auf. Beide hatten Khalils Gegenwart eindeutig bemerkt.
    »Junges Orakel, Sie spielen da ein Spiel, für das Sie viel zu unreif sind«, sagte Soren sanft.
    »Mir war nicht klar, dass ich ein Spiel spiele«, erwiderte Grace.
    »Sie können mich nicht von meinem Sohn fernhalten.« Je sanfter Sorens Stimme klang, desto gefährlicher wurde er. »Und es ist mehr als dumm, es zu versuchen.«
    »Ich weiß.« Sie neigte ihren zerzausten Kopf zur Seite. »Seit der Explosion habe ich Sie immer wieder in Visionen vor mir gesehen, und ich kriegte Sie nicht aus meinem Kopf, ganz egal, welchen Weg wir wählten. Alle Wege zu möglichen Formen der Zukunft – sie alle führten zu Ihnen. Die ganze Zeit habe ich versucht, einen Ausweg zu finden. Und dann wurde mir klar, dass ich es nicht kann.«
    Khalil stand kurz davor, wahnsinnig zu werden. Soren war das Oberhaupt des Tribunals der Alten Völker und einer der stärksten Dschinn der Welt. Er konnte Grace mit einer einzigen Zuckung seiner magischen Energie zerbrechen, und das würde er auch ohne jedes Zögern tun, wenn er es für nötig hielt.
    Lass mich jetzt los,
zischte er Ebrahim zu.
Oder ich reiße dich in Stücke.
    Ich habe eine Nachricht von Grace,
sagte Ebrahim.
Sie hat sich gedacht, dass du bald zurückkommen würdest.
    Das war vermutlich das Einzige, was der andere Dschinn hätte sagen können, um Khalil innehalten zu lassen. Er fauchte:
Sprich schnell.
    Sie bat uns beide, ihr zu vertrauen, ganz egal, was sie sagen wird,
berichtete Ebrahim.
Und sie sagte, wenn du kommst, sollst du sofort die Dschinn zusammenrufen.
    Was tat sie nur?
    Khalil vertraute ihr. Sie war zu hitzköpfig und sagte dumme Sachen, und ihre Impulskontrolle war schauderhaft, worüber er mit ihr sprechen würde, sobald sie wieder allein waren. Aber sie war weise für ihr Alter, und außerdem mitfühlend und stark.
    Und wenn sie liebte, liebte sie mit ihrem ganzen, leidenschaftlichen Herzen. Umfangen von ihrer großherzigen Liebe war es warm und behaglich, und es war der einzige Ort, an dem er sein wollte. Als er das erkannte, verschwanden alle Ketten und jedes Gefühl der

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