Das Feuer des Daemons
Rückbank des Wagens gesessen. Das hatte ihr das Leben gerettet. Bei dem Frontalzusammenstoß war sie hinter dem Vordersitz eingequetscht worden. Narben hatte sie an beiden Beinen, aber die schlimmste Verletzung hatte sie am rechten Bein davongetragen, einen schweren Knorpelriss im Knie. Der Chirurg hatte alles in seiner Macht Stehende getan, aber dennoch würde Grace, die früher in der Highschool Kurz- und Mittelstrecke gelaufen war und mit dem Gedanken gespielt hatte, für den Halbmarathon von Louisville zu trainieren, nie wieder rennen können. Außerdem hatte der Arzt sie vorgewarnt, dass sie später trotz allem vielleicht ein künstliches Knie benötigen würde.
Eine solche Operation würde an die 3 5 000 Dollar kosten, vielleicht sogar mehr. Tja, dazu würde es in allzu naher Zukunft wohl nicht kommen. Grace hielt sich sklavisch an ihre physiotherapeutischen Übungen, und wenn es sein musste, trug sie auch ihre Knieschiene. Wenn alles andere versagte, benutzte sie einen Stock. Da ihr der Sturz von diesem Morgen noch immer zu schaffen machte, legte sie die Knieschiene an und spürte sofort die Erleichterung.
Sie setzte sich an den Schreibtisch und schaltete den Computer ein, um durch die Datenbank der Alten Völker zu blättern, die Niko anhand der von früheren Orakeln verfassten Notizen und Bücher eingerichtet hatte. Aha, sie hatte doch gewusst, dass es einen Eintrag über die Dschinn gab. Sie klickte auf den Betreff, um den Eintrag zu öffnen und zu überfliegen.
Die gesellschaftliche Struktur der Dschinn im Dämonenreich bestand aus fünf Geschlechtern – den Häusern Shaytan, Gul, Ifrit, Jann und dem mächtigsten von allen, dem Haus Marid. Diese Geschlechter basierten auf Verwandtschaftsbeziehungen, ähnlich wie Clans oder weitläufige Familien bei den Menschen. Weitreichende Entscheidungen, die das ganze Haus betrafen, wurden nach dem Konsensprinzip getroffen, wobei der ältere, mächtigere Dschinn das letzte Wort hatte.
Dschinn waren Geschöpfe der Magie und des Feuers und besaßen beinahe unvorstellbare Kräfte. Sie machten sich nichts aus weltlichen Dingen oder Geld, sondern handelten mit Gefälligkeiten. Für einen Dschinn war ein Tauschhandel etwas Heiliges, und sich nicht daran zu halten, galt als schweres Verbrechen. Sie waren nicht gerade als versöhnliche Geschöpfe bekannt. Viele Legenden der Menschen erzählten vom bösartigen und schalkhaften Verhalten von Dschinn gegenüber jedem, der dumm genug war, sich auf einen Handel mit ihnen einzulassen und sich dann nicht daran zu halten.
Sie hatte nicht erwartet, dass die Informationen so faszinierend sein würden, aber so interessant der Artikel auch war, verriet er ihr leider nichts darüber, wie man einen Dschinn loswurde, der beharrlich bei einem blieb.
Dank der Unterrichtung durch ihre Großmutter wusste Grace, welche Maßnahmen sie ergreifen musste, um ein unliebsames Gespenst oder einen dunklen Geist zu vertreiben, aber ein Dschinn fiel in eine völlig andere Kategorie Geschöpfe. Die meisten Geister waren kaum mehr als die Erinnerungen eines Toten, und in der Regel verblassten sie von ganz allein. Dunkle Geistwesen, wie zum Beispiel Poltergeister, waren etwas Rudimentäres. Sie bestanden aus der verbliebenen Energie eines besonders bösartigen Geistes und konnten zwar physischen Schaden anrichten und Chaos verursachen, besaßen jedoch nur noch sehr wenig Persönlichkeit, mit der man vernünftig hätte reden können. Als wirklich lebendige Wesen waren Dschinn viel raffinierter und mächtiger. Seufzend fuhr Grace den Computer herunter und ging ins Wohnzimmer.
Sie schaltete den Fernseher ein, um noch das Ende der Lokalnachrichten zu sehen, während sie das Zimmer aufräumte, Spielzeug aufsammelte und Wäsche zusammenlegte. Als sie die aktuellen Nachrichten hörte, wandte sie sich um und starrte auf den Bildschirm. Die beiden Sprecher, ein Mann und eine Frau, spekulierten darüber, dass in Louisville plötzlich mehrere Ratsmitglieder aus dem Tribunal der Alten Völker aufgetaucht waren. Hauptsächlich jedoch konzentrierte sich der Beitrag auf Dragos Cuelebre, den Lord der Wyr, und seine neue Gefährtin, die im luxuriösen
Brown Hotel
in der Innenstadt abstiegen.
Cuelebre war ein riesenhafter, schwarzhaariger Mann, der fast jeden in seiner Umgebung um mehrere Köpfe überragte. Er hatte sein markantes Gesicht von den Kameras abgewandt und den Arm um eine große, schlanke Frau mit hellblonden Haaren gelegt. Grace kannte sie von der
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