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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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allein seine Anwesenheit potenzielle Gesetzesbrecher wirksam abschrecken würde.
    Sie … könnte jemanden … einstellen.
    Sie seufzte, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
    Sie könnte natürlich auch Kreide fressen.
    »Hallo, bist du noch da?«, fragte sie.
    Obwohl sie leise sprach, ließ der Klang ihrer Stimme die tiefe Stille der späten Nacht zerbersten. Sie konnte Khalils Gegenwart weder im Haus noch auf dem Grundstück wahrnehmen, doch jetzt, wo sie ihre Aufmerksamkeit auf ihn richtete, spürte sie den schwachen Strang einer Verbindung, der wie der Kondensstreifen eines Flugzeugs in der Luft hing.
    Dennoch erhielt sie keine Antwort, als sie ihn rief, nicht einmal eine Luftbewegung. Na großartig. Er beachtete sie einfach nicht.
    Sie unterdrückte den Impuls, im Zimmer auf und ab zu gehen. Auf-und-ab-Gehen war inzwischen so unangenehm geworden, dass es seinen Zweck verfehlte. Stattdessen drehte sie sich auf dem Bürostuhl im Kreis. Sich darüber zu ärgern, dass Khalil nicht reagierte, stand ganz weit oben auf der Liste aller Dummheiten, die sie sich in ihrem Leben geleistet hatte. Zumal sie so sehr darauf erpicht gewesen war, dass er endlich fortging.
    Vielleicht hatte er ein Date. Vielleicht hatte er eine Partnerin. Vielleicht hatte er sogar mehrere Partnerinnen. Vielleicht sah er fern. Ach was, vermutlich brauchte er nicht mal einen Fernseher, sondern sog die Informationen einfach aus den Ätherwellen.
    Sie kniff sich in die Unterlippe und drehte sich weiter im Kreis. Das dunkle Zimmer drehte sich um sie.
    Ihre Affinität zu geistigen Dingen ging manchmal über das hinaus, was sie als Kind gelernt hatte – es war wie eine Art Wissen, das tief aus ihrem Bauch kam. Sie tastete die Ränder der Verbindung ab und erkundete den Strang eingehend. Als sie sicher war, ein gutes Gefühl dafür gewonnen zu haben, schlang sie ihr Bewusstsein um diesen Strang und
riss
daran.
    Weit entfernt fuhr ein gewaltiger Zyklon peitschend herum, um ihr seine ganze, aufgeschreckte Aufmerksamkeit zu schenken. Sie hörte auf, sich zu drehen, und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück, als er wutschnaubend auf sie zubrauste.
    Der Zyklon krachte ins Haus. Die Gardinen am Fenster verdrillten sich zu Knoten, und die losen Blätter von Grace’ Schreibtisch wurden durchs Zimmer gewirbelt. Im Büro brodelte schwarzer Rauch und verdichtete sich zur Gestalt eines empörten Dschinns.
    Er trug eine Tunika und eine Hose, beides tiefrot, das rabenschwarze Haar hatte er streng aus dem eleganten, unmenschlichen Gesicht zurückgebunden. Das satte Rot ließ seine Elfenbeinhaut strahlen, und seine Diamantaugen leuchteten heller als der Computerbildschirm, was das düstere Büro in noch tiefere Dunkelheit tauchte.
    Meine Herren. Wütend wirkte er noch größer.
    Er fauchte: »Du wagst es?«
    Na, das Experiment hatte ja prima funktioniert. Sie zog eine Augenbraue hoch und knetete abermals ihre Unterlippe. »Möchtest du mir lieber eine Handynummer geben, unter der ich dich erreichen kann?«
    Er funkelte sie ungläubig an. »Woher kannst du das?«
    »Ich bin gut in meinem Job?«, schlug sie vor. Was genau hatte sie getan? Sie tastete die Luft ab, fand den Verbindungsstrang und zog zum Test noch einmal vorsichtig daran. Schwefliger Zorn brachte die Luft zum Kochen. Okay. Was sie auch getan hatte, es war, als würde man eine Katze am Schwanz ziehen.
    Khalil bleckte die Zähne und fauchte sie an.
»Hör auf damit!«
    Sie murmelte: »Oh, soll ich das? Offenbar bin ich manchmal ein bisschen dumm.«
    Vielleicht hatte er gerade, na ja, Sex mit seinem Date gehabt. Mit seiner Partnerin. Seinen Partnerinnen. Wie unpassend aber auch.
    Falls Dschinn überhaupt Sex hatten. Falls nicht, könnte das seine ewige schlechte Laune erklären. Getrieben von einem Drang, gegen den sie nicht ankam, fragte sie: »Siehst du manchmal fern?«
    Plötzlich hatte er das Zimmer durchquert und beugte sich über sie. Er hielt die Armlehnen ihres Stuhls umklammert. »Was willst du, Menschenfrau?«
    Sie runzelte die Stirn. Allmählich wurde sie ebenfalls wütend. »Erst mischst du dich hier in Sachen ein, die dich nichts angehen. Du dringst hier ein und tauchst ohne Erlaubnis bei meinen Kindern auf. Und jetzt brüllst du mich an, nur weil ich mit dir reden will? Du bist ein jähzorniges Scheusal, was?«
    Er neigte den Kopf zur Seite, kniff die Augen zusammen und knurrte: »Mich zu provozieren ist nicht besonders klug.«
    Sie warf die Hände in die Luft. »Ich provoziere dich

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