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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Julian.
    »Das erscheint mir ziemlich fahrlässig«, sagte Grace. »Soll mich das jetzt beruhigen, damit ich Sie unbesorgt in mein Haus lasse? Das tut es nämlich nicht.«
    »Wir haben keine Einwände erhoben, als der Wyr sie getötet hat«, sagte Julian. »Wir haben zugestimmt, dass das gerecht war.«
    War das Aufrichtigkeit oder Berechnung? In der Stimme des Vampyrs schwang irgendetwas mit, doch es war zu komplex und nuanciert, als dass Grace es hätte benennen können. Er war Tausende von Jahren alt, und sie war dreiundzwanzig. Sie würde nicht einmal versuchen, ihn zu verstehen, denn sie wusste, dass sie es nicht konnte.
    »Ich bin immer noch nicht beruhigt«, teilte Grace ihm mit. »Einer zweiten Konsultation am gleichen Tag bin ich nicht gewachsen. Warum fragen Sie nicht einfach, was Sie wissen wollen? Dann kann ich Ihnen antworten, und Sie können wieder gehen.«
    Julian sagte: »Ich möchte wissen, worüber Sie mit Carling gesprochen haben.«
    Del Torro senkte den Blick. Mit einer plötzlichen Bewegung flüsterte er:
»Madre de Dios.«
    Sie sah an sich hinunter.
    Schwarzer Rauch umwogte sie und hüllte sie von der Taille abwärts ein. Als sie mit den Fingern hindurchfuhr, kräuselte und ringelte er sich genau wie echter Rauch. Khalil machte die Vampyre unmissverständlich auf seine Anwesenheit aufmerksam. Mit dem Zeigefinger wirbelte Grace den Rauch auf. Es sah wirklich hübsch aus, als würde sie im Schlund eines Vulkans stehen. Oder vielleicht im Schlund der Hölle.
    »Darf ich Ihnen meinen Begleiter vorstellen?«, fragte sie. »Er ist nicht sonderlich freundlich.«
    Khalil Irgendwas-Wichtiges. Was wohl bedeutete, dass er nicht nur der Fluch
ihrer
Existenz war. Er konnte gut und gern der Fluch einer ganzen Menge Existenzen sein. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, hatte Grace beinahe gute Laune.
    Khalils Gegenwart dehnte sich aus und nahm den gesamten Raum hinter Grace ein. Sie warf einen Blick über die Schulter. Wie gigantische Flügel erhob sich schwarzer Rauch über ihrem Kopf, und aus diesem Rauch beobachteten zwei boshafte, kristallklare Augen die Männer.
    Wenn das mal nicht der nächste Schlag war.
    »In diesem Haus schlafen kleine Kinder«, zischte Khalil. »Und das Orakel hat seinen Standpunkt hinreichend deutlich gemacht. Sie sind hier nicht willkommen.«
    Sie drehte sich wieder um und sah Julian an, der mit loderndem Blick und zusammengepressten Lippen dastand. Er trat einen Schritt näher und brachte sein wütendes Gesicht dicht vor das Fliegengitter. Wie ein transparenter Schleier senkte sich der schwarze Rauch, der Khalil war, über sie. Mit eisiger Stimme sagte Julian: »Wir tun Kindern nichts zuleide.«
    Grace rieb sich die Stirn und versuchte nachzudenken. Sie konnte damit leben, wenn sie und der König der Nachtwesen keine Freunde wurden. Aber sich ihn zum Feind zu machen, wäre regelrecht idiotisch.
    »Sehen Sie, vielleicht wissen Sie nicht, was genau passiert, wenn das Orakel spricht«, sagte sie offen. »Aber wir haben diese Sache nicht ganz unter Kontrolle. Manchmal erinnern wir uns an das Gesagte, und manchmal sind wir einfach weg. Ich weiß nicht mehr, was mit Carling passiert ist. Ich war weggetreten, und das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich auf den Knien lag und alles vorbei war. Sie besitzen Wahrheitssinn. Also müssen Sie wissen, dass ich die Wahrheit sage. Ich nehme doch an, dass Sie, der Sie so viel älter sind als ich, das erkennen können. Es gibt also keinen Grund, wiederzukommen. Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
    Julian sah sie lange mit hartem Blick an. In diesem Blick spürte sie das ganze Gewicht seiner Persönlichkeit und seines Alters. Obwohl sie von Khalils Schutzschleier umgeben war, zitterte sie. Dann senkte Julian den Kopf und ging davon. Auch del Torro machte auf dem Absatz kehrt und folgte ihm.
    Grace sah den beiden Männern hinterher, während sie die Auffahrt hinuntergingen und hinter den Büschen und Bäumen an der Grundstücksgrenze verschwanden. Der Schleier aus schwarzem Rauch zog sich von ihr zurück. Sie spürte, wie Khalil den beiden Vampyren hinterhersauste – hoffentlich, um sich zu versichern, dass sie tatsächlich weg waren. Als die Anspannung aus ihrem Rücken wich, begann sie so heftig zu zittern, dass sie stolperte. Fast wäre sie gestürzt, aber sie hielt sich im letzten Moment am Türknauf fest.
    Plötzlich überkam sie das Bedürfnis, nach Chloe und Max zu sehen. Sie griff nach dem Stock, den sie an der Haustür abgestellt hatte, und

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