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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Gesetzgebungsausschuss der Dämonen, weil das in seinen Zuständigkeitsbereich fiel und er anwesend sein musste, aber er hörte nicht zu und beteiligte sich nicht. Als der Vorsitzende des Ausschusses über das Thema abstimmen ließ, sah sich Khalil nach den Personen um, die meistens ähnliche Ansichten vertraten wie er selbst. Er hob die Hand, wenn sie es taten. Niemand sagte etwas dazu, also schien er nicht für etwas abgestimmt zu haben, das allzu untypisch für ihn gewesen wäre.
    Er verließ das Parlamentsgebäude und legte so bald wie möglich seine körperliche Gestalt ab. Dann ließ er sich vom Wind davontragen. Seinen Körper loszulassen war nicht so befriedigend, wie er erwartet hatte. Nichts war das an diesem Tag.
    Trotz der räumlichen Entfernung konnte er nicht aufhören, über Grace und die Kinder nachzudenken. Er fragte sich, wie sie ihren Tag verbrachten. Schließlich beschloss er entnervt, die Erde ganz zu verlassen, und materialisierte seinen Körper auf dem Mond.
    Dort gab es keine Geräusche, weil der Mond keine Atmosphäre hatte. Es gab keinen Wind, keine Luft. Die Sonne war ein durchdringendes, tosendes Feuer. Das von der Mondoberfläche reflektierte Sonnenlicht war silbrig-weiß; empfindliche, ungeschützte Menschenaugen würden bei dieser Strahlung erblinden. Was Khalil nicht weiter beunruhigte, denn sein Körper bestand aus reiner Konzentration. Er brauchte nicht zu atmen. Er verschränkte die Arme und starrte auf die milchig grün-blaue Kugel, die Erde, während er die unerschöpfliche Energie der Sonne in sich aufnahm.
    Der Mond war der am weitesten von der Erde entfernte Punkt, den Khalil erreichen konnte, ohne eine der zahlreichen Übergangspassagen zu Anderländern in anderen Dimensionen zu durchqueren. Über diese Anderländer waren viele Theorien aufgestellt worden, aber Khalil glaubte, dass diese Länder letzten Endes entweder Schatten, Spiegel, Reflexionen oder eine Art Faltenwurf der Erde selbst waren.
    Gegen Mittag überlegte er, was es bei Grace und den Kindern zum Mittagessen geben mochte. Es würde fröhlich und einfach und köstlich genug sein, um den Appetit eines wählerischen Kindes zu wecken.
    Pah. Jetzt dachte er schon wieder an sie. Er stieß ein lautloses Zischen aus und machte eine abwehrende Handbewegung in Richtung des blau-weißen Himmelskörpers. Dann löste er sich auf und reiste zur Rückseite des Mondes, der Seite, die immer von der Erde abgewandt war. Sie passte viel besser zu seiner grüblerischen Stimmung. Die Oberfläche war wüst und dicht mit Kratern übersät. Der Trabant hatte den Mondzyklus zur Hälfte durchlaufen, sodass auf einem Teil der Rückseite Dunkelheit herrschte.
    Hier waren Hell und Dunkel messerscharf getrennt. Es gab kein sanftes, farbiges Dämmerlicht, wie er es gestern Abend von Grace’ Haus aus gesehen hatte. Er entschied sich für die Dunkelheit und materialisierte sich wieder, um sich mit dem Rücken an einen Felsen zu lehnen und die hellen, scharf umrissenen Sterne anzustarren. Außerhalb der Erdatmosphäre erschienen sie näher, als sie es in Wirklichkeit waren.
    Er stieß sich von dem Felsbrocken ab und streifte rastlos über die Mondoberfläche. Die unsichtbaren Ketten befanden sich in ihm, es spielte keine Rolle, wohin er ging. Sein Gefängnis waren seine eigenen Gedanken.
    Köstlich.
    Grace’ Lippen gestern Abend waren köstlich gewesen. Prall und feucht vor Überraschung, und von einer honigsüßen Unschuld, die nichts mit Jungfräulichkeit zu tun hatte, sondern mit der atemlosen Freude an einer neuen Erkundung. Er hatte die aufkeimende Erregung in ihrer Energie gespürt.
    Nicht alles an ihr war Anmut und Licht. Sie hatte Dornen, scharfe Kanten und dieses hitzige Temperament, das er so gern provozierte. Aber dass er nach dem Kuss wie der Blitz in die Nacht davongeschossen war, lag daran, wie sehr ihr dunkler Schmerz an seinen eigenen rührte.
    Wenn er auch nicht so voreingenommen war, wie er es Grace gegenüber zunächst vorgegeben hatte, so hatte er doch nur wenige Menschen gut gekannt. Manche waren genauso gewesen, wie er gesagt hatte: hinterhältig und zu sehr an der Suche nach magischer Energie interessiert. Aber er hatte auch Menschen getroffen, die er gemocht hatte. Und er hatte schon menschliche Geliebte gehabt.
    Als Geliebte waren sie für ihn ein Spielzeug gewesen, ein bedeutungsloser Zeitvertreib, wenn er sich langweilte und Abwechslung suchte. Für seine bisherigen menschlichen Geliebten hatte er körperliche Gestalt

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