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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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aufhören können, sie anzusehen, während er Chloe aus ihrem Buch vorgelesen hatte. Trotz ihrer Beinverletzung hatte sich Grace mit athletischer Anmut und Grazie bewegt. Das war der Moment gewesen, in dem er bemerkt hatte, dass ihr Humpeln wieder stärker geworden war.
    Ihr Redefluss geriet nur kurz ins Stocken. »Du warst unhöflich. Du hast gesagt, ich könnte es nicht zurücknehmen, dich als Freund bezeichnet zu haben. Tja, lass mich dir eins verraten, Khalil: So behandeln sich Freunde nicht.«
    Für ihn war das, als hätte sie ihm einen Schlag zwischen die Augen versetzt. Nicht weil sie ihm die Meinung sagte – sie hielt ihm schon Vorträge, seit sie sich zum ersten Mal gesehen hatten. Er versuchte sich zu erinnern. Ja, er war sich so gut wie sicher, dass sie gerade zum ersten Mal seinen Namen benutzt hatte. Irgendwie veränderte sich dadurch etwas. Es wurde … intimer.
    »Grace«, sagte er versuchsweise. Es war ein schöner Name. Er konnte beobachten, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte, unsicher wurde. Sie musste es ebenfalls gespürt haben. »Ich musste über vieles nachdenken. Es tut mir leid, dass ich so plötzlich verschwunden bin und dass meine Rückkehr so …« Konfliktbehaftet. Konfus. Querköpfig. Er beendet den Satz: »… kompliziert war. Und ich will nicht mit dir befreundet sein.«
    Sie zuckte zusammen, ehe sie sarkastisch sagte: »Oh, also ich kann es nicht zurücknehmen, aber du schon?«
    »Ich will es nicht zurücknehmen«, sagte er mit Betonung auf dem letzten Wort. »Ich will es ändern.«
    Sie erstarrte. »Was meinst du damit?«
    »Gestern Abend hast du meinen Kuss erwidert«, stellte er fest und senkte den Blick. »Ich möchte, dass du mich noch einmal küsst.«
    Sie holte scharf Luft. Farbe zeigte sich auf ihren Wangen. »Was? Wa… warum?«
    Er neigte den Kopf zur Seite. »Was glaubst du, warum? Ich will wissen, ob du mich noch einmal küssen würdest. Bin ich so absonderlich, dass es dir nicht gefallen hat?«
    Das Rot auf ihren Wangen vertiefte sich. Grace wirkte verblüfft und durcheinander und strahlte in leuchtenden Farbtönen. Die Azur-Jade-Honig-Nuancen in ihren Augen, das rotblonde Haar und die dunkle Röte, die ihre Wangen so wunderschön hervorhob. Dann senkte sie den Blick und sagte mit erstickter Stimme: »Ich fand es wundervoll, dich zu küssen. Hast du das nicht bemerkt?«
    Er lächelte, überrascht darüber, wie sehr ihn ihre Aufrichtigkeit freute. »Ich war in dem Moment beschäftigt. Ich hatte zwar auch den Eindruck, wollte aber sichergehen.«
    »Trotzdem weiß ich nicht, ob ich dich noch mal küssen möchte.«
    Das erschütterte ihn. Und es gefiel ihm nicht. Er erhob sich auf die Knie und packte die Sitzfläche ihres Stuhls zu beiden Seiten ihrer schlanken Beine, sodass sein Gesicht ganz dicht vor ihrem war. »Erklär mir das«, sagte er.
    Sie sah ihm offen in die Augen. Was sie dann sagte, fiel ihr offensichtlich schwer, und die Wahrheit ihrer Worte ließ sich nicht leugnen: »Ich mache im Moment eine schwere Zeit durch. Ich habe Dinge zu erledigen. Bei einigen weiß ich nicht einmal, wie ich sie schaffen soll, und die Kinder müssen immer an erster Stelle stehen. Wenn du das meinst, von dem ich glaube, dass du es meinst … Khalil, du hast gesagt, dass es dir leidtut, und ich nehme deine Entschuldigung an. Aber du hast meine Gefühle verletzt, und das hat diesen Tag für mich schwieriger gemacht. Ich glaube einfach, ich sollte mich nicht in etwas verstricken, das mir so etwas antut. Es wäre den Kindern gegenüber nicht fair. Dich zu provozieren und sich für kurze Zeit auf das Wahrheitsspiel einzulassen, hat das Budget an Dummheiten, die ich riskieren kann, ziemlich ausgeschöpft. In letzter Zeit war ich in vielerlei Hinsicht zu impulsiv, ich muss einfach vorsichtiger sein. Daher ist Freundschaft das Einzige, was ich dir anbieten kann.«
    Das beeindruckte ihn. Sie hatte eine klare Grenze gezogen, die er nicht vorhergesehen hatte, und es war eine vernünftige, verantwortungsvolle Grenze. Er sollte erleichtert sein. Vielleicht sollte er auch beleidigt sein. Mit ziemlicher Sicherheit war er verdrossen. Den ganzen Tag hatte er darüber nachgedacht, ob er sie zu seiner Geliebten nehmen wollte. Dabei war ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen, auch nur einen Gedanken an die Frage zu verschwenden, ob
sie
ihn überhaupt wollte. Also sollte er wohl gehen.
    Er ging nicht.
    Stattdessen nahm er ihre Hände. Sie waren feingliedrig und so viel kleiner als seine. Ihre

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