Das Feuer des Daemons
spülte den Waschlappen aus und machte ihn erneut nass, setzte sich und …
Khalils ungeheuer große Hand legte sich sacht auf ihre.
Sie erstarrte. Sie konnte weder blinzeln noch atmen noch den Blick heben. Stattdessen starrte sie nur auf seine Hand und leistete keinen Widerstand, als er ihr den Waschlappen entwand.
»Du gestattest«, sagte er. Sagte, nicht fragte.
Gestattete sie?
Er hockte sich vor ihr auf ein Knie, ein makelloser Gigant mit seiner königlich ernsten Miene, die noch immer undurchdringlich war. Blinzelnd beobachtete sie, wie er ihr verletztes Bein vorsichtig anhob. Er fuhr mit dem Waschlappen über ihre überhitzte Haut, von der Mitte ihres Oberschenkels ganz zart über ihr Knie bis hinunter zur Wade.
»Ich habe vorhin gesehen, dass du gehumpelt hast«, sagte er. »Du hättest deine Schiene tragen sollen.«
Blitze zuckten durch ihre Muskeln. Der Waschlappen fühlte sich kühl und erfrischend an, als Khalil ihn mit einer zarten Empfindsamkeit, die Grace überraschte, über ihr Bein gleiten ließ. Sie konnte kaum stillhalten. Mühsam brachte sie hervor: »Mir ist heiß, und ich bin schlecht gelaunt. Ich hatte keine Lust, sie zu tragen.«
»Das war dumm«, sagte er.
»Und es geht dich nichts an«, gab sie zurück.
»Hast du schon angefangen, die Babysitterliste zu überprüfen?«
»Ich hatte keine Zeit«, sagte sie knapp. Was glaubte er eigentlich, was sie alles schaffen konnte? Der Tag hatte nun mal nur eine begrenzte Anzahl an Stunden. Dann fiel ihr ein, dass sie ihm nicht erzählt hatte, was auf der Wiese hinter dem Haus passiert war. Diese Erkenntnis hinterließ ein merkwürdiges Gefühl, was sie wiederum zu einer weiteren Erkenntnis brachte: wie sehr sie ihm inzwischen vertraute.
Er schien sich von ihrem Ton nicht angegriffen zu fühlen, sondern nickte nur, während er den Waschlappen um ihren nackten Knöchel wickelte. Dann wusch ihr ein Prinz der Dschinn den Fuß, setzte ihr Bein behutsam auf dem Boden ab und griff nach dem anderen – und da hielt sie es nicht mehr länger aus. Sie packte Khalil am Handgelenk und sagte: »Hör auf.« Ihre Stimme klang so rau und reizlos wie alles an ihr.
Er hielt inne und sah sie an. Da er vor ihr kniete, waren ihre Köpfe auf gleicher Höhe. Wieder stürzte Grace in die Ewigkeit, als sie in seine Diamantaugen blickte. Er wirkte ernst und noch immer äußerst beherrscht, es war unmöglich, seine Miene zu lesen. Mit bewusst gleichmäßiger Stimme sagte er: »Wir werden jetzt das Wahrheitsspiel spielen. Nur noch einmal.«
Würden sie das? Sie war es allmählich leid, sich sagen zu lassen, was sie zu tun hatte. Zwischen den Zähnen presste sie hervor: »Ich habe keine Frage gehört.«
Er stützte sich mit dem Ellbogen auf seinem angezogenen Knie ab und blickte sie ruhig und unbarmherzig mit seinen kristallklaren Augen an. »Ich kann jederzeit gehen.«
Ihre Lippen drohten zu zittern. »Warum willst du spielen?«
»Ich möchte, dass dieser Austausch im Gleichgewicht ist«, sagte er knapp.
Sie war fassungslos. Sie verstand nicht, warum ihm diese Vorstellung eines gleich gewichteten Tauschs so wichtig war. Vielleicht hatte es mit Kontrolle zu tun? Dann erinnerte sie sich an etwas, das er gesagt hatte, etwas über den Wunsch nach Informationen, ohne dem anderen dafür zu etwas verpflichtet zu sein. Anspannung legte sich auf ihre Miene.
Es war ja schließlich nicht so, dass sie wirklich etwas zu verlieren hatte. Sie verschränkte die Arme und sagte: »Nein. Mit dem Wahrheitsspiel sind wir fertig. Frag mich, was du fragen willst, und ich werde antworten oder eben nicht. Ich werde dich fragen, was ich will, und du wirst mir antworten oder eben nicht. Keine Strafen, keine Kontrolle, kein Gleichgewicht. Keine Gefälligkeiten, keine Geschäfte, kein Abwägen von allem. Entweder führen wir ein echtes, ungeordnetes Gespräch, oder du kannst zum Teufel gehen.«
Er wurde wütend. Sie konnte die Veränderung in seiner Energie spüren – träge und schwefelhaltig wie langsam fließende Lava.
Das gefiel ihr. Sein Zorn verschaffte ihr Befriedigung, er bedeutete nämlich, dass sie ihm nicht gleichgültig war. Also reizte sie ihn weiter. »Na los, geh schon.«
Seit er Grace geküsst hatte, wurde Khalil das Gefühl nicht mehr los, in unsichtbare Ketten geschlagen zu sein.
Seinen diversen Pflichten war er nur mürrisch nachgegangen und hatte jeden angefaucht, der das Pech hatte, ihm in die Quere zu kommen oder ihn schief anzusehen. Er saß in einer Anhörung im
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