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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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Abschiedsformel:
Mögest du den heutigen Tag in Frieden verleben.
    Du ebenfalls,
erwiderte Soren.
    Soren zog sich zurück, und Khalil schoss zur Erde hinab.
    Nachdem ihm nun von einem der Posten Zutritt gewährt worden war, gab er sich nicht mehr so große Mühe, leise oder höflich zu sein. Er preschte mit solcher Wucht in den Hauptraum der Villa, dass die zweigeschossigen Fenster klapperten, und in einem Wirbelsturm aus Energie nahm er körperliche Gestalt an. Die Sofas und Sessel wurden durchs Zimmer geschleudert und die Bilder an den Wänden verrutschten. Sein gewaltsames Eindringen war Ausdruck seines äußersten Missfallens und die einzige Vorwarnung, die Carling und Rune bekommen würden.
    Rune stürmte ins Zimmer, dicht gefolgt von Carling. Als sie Khalil erblickten, blieben sie abrupt stehen. Mit kühler Miene musterte er die beiden und befand, dass sie ein erstaunliches Paar abgaben.
    Carling war schon zu Zeiten des Römischen Reichs uralt gewesen, besaß aber noch immer das Gesicht und die Figur einer Dreißigjährigen. Sie hatte einen schlanken, vorzüglichen Knochenbau, glatte, strahlende Haut in der Farbe von Honig und einen sinnlichen Mund. Bis vor Kurzem hatte sie langes Haar gehabt, jetzt jedoch trug sie es kurz. Der fransige Schnitt betonte ihren patrizischen Hals, der an Nofretete erinnerte. Außerdem hatte sie mandelförmige, dunkle Augen und hohe Wangenknochen. Sie trug eine graue Hose aus weichem Stoff und ein ärmelloses Oberteil, und sie ging barfuß, wie es ihre Gewohnheit war.
    Carlings neuer Gefährte, Rune, war ebenfalls barfuß, dazu trug er abgeschnittene Jeans und einen nackten Oberkörper. Rune war ein unsterblicher Wyr. Als solcher hatte er einen Hochofen aus Energie in sich, unter der sich die Luft in seiner Nähe kräuselte. Er war über eins neunzig groß, hatte rotbraunes, von sonnengebleichten Strähnen durchzogenes Haar und den Körperbau eines Schwertkämpfers. Seine Haut war von der Sonne gebräunt, und seine Augen glichen denen eines Löwen – und normalerweise lächelten sie. Khalil bemerkte die Abwesenheit von Runes Lächeln. Auf seinem attraktiven Gesicht waren Spuren von Anstrengung sichtbar.
    Außerdem war Rune nicht ohne Grund Dragos’ erster Wächter gewesen. Er sah Khalil mit harter Miene an, doch seine Stimme blieb ruhig. »Deine Landung ist wohl ein bisschen holprig geraten. Möchtest du uns erzählen, warum?«
    Khalil ignorierte ihn. An einer Konversation mit dem Wyr war er nicht interessiert. Er sah Carling an und spie aus: »In all den Jahren unserer langen Verbundenheit hätte ich niemals gedacht, dass ich dich einmal als ehrlos bezeichnen würde.«

12
    Carlings Gesichtszüge traten scharf hervor. Rune bewegte sich zwar nicht, aber seine magische Energie war mit Aggression gespickt.
    Khalil kümmerte das nicht im Geringsten. Seine eigene magische Energie loderte auf und machte sich kampfbereit.
    Mit einer schnellen Handbewegung packte Carling Runes muskulösen Oberarm. »Ganz ruhig«, raunte sie ihm zu. Mit lauterer, ruhiger Stimme sagte sie zu Khalil: »Offenbar habe ich, ohne es zu wollen, dein Missfallen erregt. Ich wäre dir dankbar, wenn du mir die Art meines Vergehens erläutern könntest, damit ich Wiedergutmachung leisten kann.«
    »Nicht bei mir hast du etwas wiedergutzumachen«, sagte Khalil. »Und ich bin nicht dein Aufpasser.«
    Rune hatte zu einem tiefen, kaum hörbaren Knurren angesetzt. Carling flüsterte ihm zu: »Hör bitte auf damit.« Dann sah sie wieder Khalil an. »Die einzige Möglichkeit, wie ich in deinen Augen ehrlos erscheinen könnte, wäre, wenn ich meinen Teil eines Handels nicht einhielte. Khalil, ich möchte, dass du mir zuhörst. Rune und ich waren hohen Belastungen ausgesetzt.«
    »Für mich hat das keinerlei Bedeutung«, fuhr er sie an.
    »Ich weiß. Dschinn betreiben eine tadellose Abrechnung über geschuldete und geleistete Gefälligkeiten. Aber du und ich, wir hatten viele Jahrhunderte lang ein ehrenvolles Bündnis. Vor langer Zeit haben wir einen Tauschhandel geschlossen, und ja, du hast mir drei Gefallen geleistet, aber ich habe dir zuerst geholfen, und zwar bei einer Aufgabe, die so gefährlich war, dass ich womöglich gar nicht überlebt hätte, um diese Gefallen einzufordern. Ich bitte dich, das nicht zu vergessen und es gegen deinen Zorn abzuwägen. Bitte habe Verständnis dafür, dass ich in Zeiten wie den letzten Wochen nicht besonders klar denken konnte. Wenn ich jemandem etwas schuldig bin, dann ist das ein

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