Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
Vom Netzwerk:
Krieg ziehen musste, um dich zu befreien.«
    Während Phaedra ihre Kreise zog, ließ sie die Fingerspitzen über Grace’ Rücken und ihren Arm streifen. »Hat er dir auch erzählt, dass er fünfhundert Jahre gebraucht hat, um mich zu befreien?«
    Khalil hatte sich stets sehr warm angefühlt, wenn Grace ihn berührt hatte, Phaedras Berührung hingegen war seltsam kühl. Eine Gänsehaut überzog Grace’ fröstelnde Haut. Sie räusperte sich und sagte mit sanfter Stimme: »Nein, das hat er nicht gesagt. Das tut mir leid.«
    »Ich war fünfhundert Jahre lang eingesperrt«, sagte Phaedra. »Fünfhundert Jahre, weil er zu
vorsichtig
war, um allein gegen Lethe zu kämpfen. Nein, er musste sich Zeit lassen, Verbündete suchen, eine Armee aufstellen. Offenbar war es ihm kein sonderlich dringendes Anliegen.«
    Grace hatte Mühe, diese Information mit der schmerzhaften Trauer in Einklang zu bringen, die sie an Khalil wahrnahm, wann immer er von seiner Tochter sprach. Sie sagte sanft: »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Zuerst habe ich Lethes Besuche gefürchtet«, sagte Phaedra. »Dann habe ich mich auf sie gefreut, so qualvoll sie auch waren, denn alles war besser als das dunkle, einsame, luftleere Loch, in dem sie mich gefangen hielt. Und dann lernte ich, dass auch das nur eine Phase war, denn dann wurde ich selbst die Dunkelheit.«
    Es überstieg Grace’ Vorstellungskraft, was derart lange, tief greifende Entbehrungen, unterbrochen von Folter, einem Geist antun konnten, ob er nun unmenschlich war oder nicht. Wie konnte man sich von so etwas erholen? Dschinn brauchten vielleicht nicht zu essen, aber sie gewannen Nahrung aus Magie- und Energiequellen wie der Sonne. Hatte Phaedra wirklich gehungert? War überhaupt noch etwas von ihr übrig, das man retten könnte?
    »Khalil hat gesagt, er habe Lethe für geisteskrank gehalten«, sagte sie.
    »Hat er das?« Phaedra brachte ihr Gesicht dicht vor das von Grace, ihre Augen loderten.
»Warum hat er dann fünfhundert Jahre gebraucht?«
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte Grace.
    Genau wie Khalil hüllte Phaedra sie ganz und gar ein, aber diesmal war es nicht das angenehme Gefühl einer warmen, männlichen Gegenwart. Es war, als wäre sie von Rasierklingen umgeben, die sie jederzeit schneiden könnten. Sie wusste, dass Phaedra versuchte, ihr Angst einzujagen. Es war so plump und offensichtlich wie eine Rempelei auf dem Schulhof.
    Und es war erfolgreich. Grace hatte sich schon oft allein gefühlt, aber noch nie so allein wie in diesem Moment. Sie tastete nach dem Strang, der zu Khalil führte. Die Verbindung erschien ihr so substanzlos, beinahe wie eine Fata Morgana. Mit einem Teil ihres Bewusstseins konzentrierte sie sich darauf, doch sie zog nicht daran.
    Phaedra neigte den Kopf zur Seite und sah Grace ohne zu blinzeln an. Die Reinheit ihres weißen Gesichts war erbarmungslos und hart. »Warum fragst du ihn nicht bei Gelegenheit, offenbar spricht er ja gern mit dir.«
    »Wie hast du hierhergefunden?«, fragte Grace.
    »Du meinst, woher ich wusste, dass er herkommt, um dich und deine süße Witwenfamilie zu besuchen?«, fragte Phaedra. »Seine neuen menschlichen Spielzeuge? Man spricht darüber.« Phaedra riss die Augen weit auf und sagte in pseudo-vertraulichem Ton: »Ich habe vielleicht keine Freunde, aber ich habe meine Quellen.«
    »Was willst du?«
    »Warum muss ich denn etwas wollen?«
    »Weil du nicht hier wärst, wenn du nicht irgendetwas wollen würdest«, sagte Grace. Ohne ihr Zutun hatte sich alles in ihr angespannt, als würden sich ihre Instinkte darauf vorbereiten, einen schweren Schlag abzufangen. Es gab niemanden, den sie um Rat fragen konnte. Ihr blieb einzig und allein die Ausbildung, die sie von ihrer Großmutter erhalten hatte.
    Phaedra hob den Kopf und sah sich um. »Mir gefällt es hier. Es erinnert mich an alte Zeiten. Gefällt es dir nicht auch?«
    Grace sagte: »Doch, sehr.«
    Damit richteten sich Phaedras schwarz funkelnde Augen wieder auf Grace, ein kurzer Blick, der ihr verriet, dass sie die Dschinniya überrascht hatte. Mit einem sarkastischen Lächeln sah Phaedra sie an. »Willst du mir nicht deine Hilfe anbieten?«, fragte sie höhnisch. »Wie jeder andere, der nach mir sucht, um mit mir zu reden?«
    »Nö«, sagte Grace. »Ich habe nicht nach dir gesucht. Und ich kann dir nicht helfen.«
    Wieder hatte sie den Dschinn überrascht. Phaedras Gesichtsausdruck wurde hässlich. »Ich dachte, es wäre dein
Job
, Leuten zu helfen.«
    »Mein Job ist

Weitere Kostenlose Bücher