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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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es«, sagte Grace, so sanft und doch so bestimmt sie konnte, »Leuten die Möglichkeit zu verschaffen, mit dem Orakel zu sprechen, wenn sie mich darum bitten. Man muss sich selbst helfen wollen. Man muss die Reise hierher auf sich nehmen, man muss um die Konsultation bitten, und es ist jedem selbst überlassen, was er aus dem macht, was das Orakel ihm zeigt. Ich bin kein Arzt. Ich mache keine Hausbesuche. Ich werde nicht versuchen, deine Freundin zu sein, und das hier ist keine Therapie. Ich bilde mir nicht ein zu wissen, was du brauchst oder nicht brauchst. Das liegt bei dir. Es tut mir leid, was mit dir passiert ist. Das Grauen, das du durchgemacht hast, ist für mich unvorstellbar. Ebenso unvorstellbar sind für mich all die Gaben und Talente, die du besitzt, nicht zuletzt die Unsterblichkeit, und mein Gott, die schiere Menge an Zeit, die ihr Dschinn habt, um Dinge zu verkraften. Dein Leben gehört dir allein. Du bist dafür verantwortlich, was du daraus machst.«
    Nach den ersten Sätzen hatte Phaedra ihr den Rücken zugekehrt und war stocksteif stehen geblieben. Ihre letzten Sätze sagte Grace zu den blutrot herabfallenden Haaren. Obwohl ihr Herz hämmerte, kroch ihr die Kälte der Höhle in die Knochen. Es war anstrengend, so lange zu stehen. Vor Erschöpfung begannen ihre Muskeln zu zittern, und ihr Knie tat saumäßig weh.
    Dann stieß Phaedra ein wütendes Lachen aus.
    Ach, zum Teufel,
dachte Grace.
Berufen wir uns eben auf dieses nutzlose kleine Zufluchtsorts-Gesetz. Nur aus Spaß.
    »Und falls das für dich eine Bedeutung hat«, sagte sie ruhig, »wenn du mir hier irgendwas zuleide tust, verstößt du damit gegen reichsübergreifendes Recht. Ich weiß nicht, wen man dann zu deiner Verfolgung schicken würde, aber ich bezweifle, dass es Khalil sein wird. Also, willst du das Orakel befragen, oder ist das ein Höflichkeitsbesuch?«
    Phaedra drehte sich um und sah Grace an, die blutroten Augenbrauen hochgezogen. Der Gesichtsausdruck der Dschinniya war so kalt, dass Grace ein Schauer überlief. Ihr schlimmes Knie drohte unter ihr nachzugeben, und sie stolperte. Hätte sie die Schiene nicht getragen, wäre sie womöglich gestürzt.
    Grace machte sich bereit, zusätzlich zu dem nutzlosen kleinen Gesetz einen vermutlich nutzlosen kleinen Zauber anzuwenden – den Austreibungszauber, mit dem sie sich dunkler Geister entledigte. Es kam ihr vor, als würde sie sich darauf vorbereiten, eine Tasse Wasser ins Fegefeuer zu schütten, aber sie konnte auch nicht einfach dastehen und nichts tun.
    Neugierig starrte Phaedra Grace’ Beine an. Dann blickte sie mit einem messerscharfen Lächeln zu ihr auf. »Ich will dir für eine Konsultation zu nichts verpflichtet sein.«
    Grace blinzelte. Was für ein typischer Dschinn-Satz. Hatte Phaedra noch immer einen Funken Ehre im Leib, ein Gefühl dafür, was ein Gleichgewicht sein sollte? Vielleicht sollte Grace nicht zu viel hineininterpretieren. Vielleicht hatte es gar nichts zu bedeuten.
    Und sie hatte es so verdammt satt, sich an die Grenzen zu halten, die sie als Orakel nicht überschreiten sollte. Die Kraft war noch immer wach, seit Grace sie vorhin gerufen hatte. Sie hielt sie fest im Griff, während sie sagte: »Wenn das alles ist, was dich abhält … Du musst nicht mit einer Gefälligkeit bezahlen. Ehrlich, es ist total okay, wenn du mir Bargeld schickst.«
    Ein Herzschlag. Noch einer.
    So was aber auch. Nicht einmal die Oberfläche des dunklen Meers kräuselte sich in ihr, als sie das Geld erwähnte. Die Kraft machte definitiv keine Anstalten, sich zurückzuziehen oder Grace zu verlassen. Vielleicht war das Verbot, um Geld zu bitten, nur ein weiterer Mythos.
    Oder vielleicht spielte Grace jetzt, da die Schlangenfrau nicht mehr dazwischenfunkte, in einer ganz anderen Liga.
    Phaedra lachte. »Eine Prophezeiung von einem verkrüppelten Orakel. Das könnte mir gefallen. Ich werde darüber nachdenken. Vielleicht komme ich wieder.«
    Grace hielt den Atem an, als Phaedra dicht an sie herantrat. Wieder ließ die Dschinniya eine Fingerspitze über Grace’ Unterarm gleiten. Im nächsten Augenblick spürte Grace einen dunklen, schneidenden Schmerz. Stumm starrte sie an sich hinab. Ihr Arm blutete. Phaedra hatte sie geschnitten.
    »Oh, mach dir keine Sorgen«, flüsterte Phaedra lächelnd. »Es ist nur eine kleine Gegenleistung für deinen Vortrag. Ich habe dir nichts getan. Nicht viel.«
    »Du gottverdammtes abartiges Biest«, sagte Grace. Himmelherrgottnochmal, sie hatte einen

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