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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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rechtschaffen harten Tag hinter sich, und von einer Sekunde auf die andere war es um ihre Beherrschung –
peng –
geschehen.
    Sie nahm all ihre Kräfte zusammen und stieß den Austreibungszauber aus. Dafür wollte sie ihre angeborene magische Energie benutzen, aber ihre Wut kam ihr in die Quere. Beide Kräfte strömten aus ihr heraus, und sie spürte, wie der Zauber Phaedra mit voller Wucht traf.
    Phaedras Körper wurde von den Füßen gerissen und durch die Höhle geschleudert. Sie prallte gegen eine Wand und stürzte hart zu Boden.
    »Oh Scheiße«, sagte Grace.
Oh Scheiße.
So schnell sie konnte, humpelte sie zu der am Boden liegenden Phaedra. Die Dschinniya lag flach auf dem Bauch, das Gesicht von den dunkelroten Haaren verdeckt. »Bist du verletzt?«
    Als Grace bei ihr angelangt war, fing Phaedra an zu lachen. »Das verkrüppelte Orakel hat einen ordentlichen Wumms. Das habe ich nicht kommen sehen.«
    »Ich auch nicht«, sagte Grace. »Du hast mich sauer gemacht, und da habe ich die Beherrschung verloren.«
    Phaedra warf die Haare zurück. Aus ihrem Mundwinkel tröpfelte eine champagnerfarbene Flüssigkeit. Vor Grace’ Augen verschmolz die Flüssigkeit wieder mit der Haut des Dschinns. Ungeschickt kniete sie sich auf ihr gesundes Bein. »Du
blutest
doch nicht etwa, oder?«
    Phaedra erhob sich auf Hände und Knie, um Grace mit höhnischer Miene anzusehen. »Erzähl mir nicht, dass dich das kümmert.«
    »Du verwechselst den Rest der Welt mit dir selbst«, fuhr Grace sie an. »Mich kümmert es. Du bist diejenige, bei der es nicht so ist.«
    Der Hohn wich aus Phaedras Gesicht. Während die beiden Frauen einander anstarrten, hielt Grace ihre Deckung aufrecht und ihre beiden magischen Kräfte griffbereit. Als sie ihre Gedanken ganz auf Phaedra konzentrierte, erwachte etwas in dem dunklen Meer. Sie hielt den Atem an und konzentrierte sich.
    Dann sagte sie: »Solltest du je das Orakel befragen wollen: Es gibt da jemanden, der dich gern sehen würde.«
    Auf Phaedras Gesicht rangen Zorn und Neugier um die Übermacht. »Wer?«
    Grace sagte: »Ein Geist.«
    Sie konnte sehen, wie der Zorn siegte. Phaedra bleckte die Zähne. »Meine
Mutter
?«, spie sie aus.
    »Nein«, sagte Grace. Auf ihrem gesunden Knie zu balancieren war noch anstrengender als zu stehen. Ihre Oberschenkelmuskeln begannen zu zittern. »Jemand anderes.«
    Phaedras Zorn ebbte langsam ab, bis sie nur noch verwildert und verblüfft wirkte. »Ich kenne keinen anderen Geist, der daran interessiert sein könnte, mit mir zu sprechen.«
    »Wie du willst«, sagte Grace. »Aber das Angebot steht, falls du darauf zurückkommen möchtest.«
    Mit einer fließenden Bewegung, in der die gleiche unmögliche Anmut lag wie bei Khalil, kam die Dschinniya auf die Füße, und auch Grace bemühte sich aufzustehen. Auf ihrem verletzten Bein konnte sie sich nicht abstützen. Phaedra sah ihren Bemühungen mit unergründlicher Miene zu.
    »Komm schon, abartiges Biest«, sagte Grace gereizt. »Hilf mir mal.«
    Das Letzte, was sie erwartete, war Hilfe. Wenn überhaupt hätte sie damit gerechnet, dass ihre Bissigkeit den Ausschlag geben würde, den Dschinn zu vertreiben; wenn sie ehrlich war, wäre ihr das in diesem Moment nur recht gewesen, ihn los zu sein. Stattdessen streckte Phaedra ihr langsam die Hand entgegen.
    Grace starrte die Finger an. Dann legte sie ihre Hand genauso langsam in Phaedras. Sie war auf einen Angriff gefasst. Stattdessen zog Phaedra Grace auf die Füße. Sie murmelte: »Danke.«
    Aber noch während sie sprach, dematerialisierte sich die Dschinniya.
    Grace war allein in der Höhle. Sie hatte das Gewicht auf ihr gesundes Bein verlagert und lauschte angestrengt. All ihre Sinne weit geöffnet, versuchte sie, über ihren eigenen lauten Atem hinweg etwas zu hören. Schwere, kühle Stille drückte auf ihre Trommelfelle. Sie konnte den Dschinn nirgendwo auf dem Grundstück spüren. Phaedra war wirklich fort.
    Die Spannung wich aus ihren zitternden Muskeln. Ihr fiel auf, dass der kreisrunde Schein ihrer Taschenlampe das einzige Licht war, das sie sah. Das blasse, diffuse Tageslicht, das durch den Tunnel eingefallen war, war verschwunden. Seufzend hob sie die Maske auf, die sie fallen gelassen hatte, klemmte sie sich unter den Arm und sammelte ihre Kräfte, um den ansteigenden Tunnel in Angriff zu nehmen. Auf dem unebenen Boden bergauf zu gehen, war schwieriger als Treppensteigen, und ihre Muskeln waren schon kalt und müde.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als es

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