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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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kämpfte mit ihren widerstreitenden Instinkten. Er musste sich schneller bewegt haben, als sie gedacht hatte, denn plötzlich trat er aus der Tür hinaus in warmes Licht.
    Nach der Zeit in der Höhle war die Wärme angenehm und erleichternd. Die Sonne war bereits untergegangen, doch im Westen hatte der Himmel noch etwas Farbe. Nach Sonnenuntergang wurde es auf dem Grundstück sehr dunkel, da es keine Straßenlaternen oder Nachbarhäuser gab, die die Nacht erhellt hätten. In etwa einer halben Stunde würde es so dunkel sein, dass man sich nicht mehr ohne Taschenlampe fortbewegen konnte. Die Schatten ließen Khalils elfenbeinfarbenes Gesicht kantig wirken.
    »Halt«, sagte sie. Und dann, als er nicht reagierte, schärfer: »Khalil, halt an!«
    Er warf ihr einen funkelnden Blick zu und presste den Mund zusammen, aber er blieb stehen. »Was wünschst du?«
    »Ich muss das hier wegräumen.« Sie deutete auf die Maske in ihrem Tuch. »Und die Tür abschließen.«
    Nach kurzem Zögern trug er sie zum Eingang der Höhle zurück und setzte sie behutsam ab. Mit verschränkten Armen wartete er, bis sie die Maske in einem der Rubbermaid-Schränke verstaut, die Tür verriegelt und den Schlüssel wieder an seinen Platz in der Kaffeekanne auf dem Türsturz gelegt hatte.
    Als sie sich zu ihm umdrehte, wollte er sie wieder hochheben. Sie schlug ihm mit der flachen Hand vor die Brust und streckte den Arm durch. Mit so unmenschlicher Geschwindigkeit, dass sie zusammenfuhr, packte er ihr Handgelenk. Doch er schob ihre Hand nicht weg, sondern hielt ihren Arm mit sanftem und doch unnachgiebigem Griff fest. Sie spürte, wie seine magische Energie prüfend über ihre Haut tastete.
    »Wo blutest du?«, fragte er.
    Sein Gesicht war angespannt. Unverwandt blickte sie zu ihm auf und hielt ihm den anderen Arm hin. Zart strich er mit den Fingerspitzen über den Schnitt. Sie spürte ein leichtes Aufflackern seiner Energie, und die Blutung versiegte. Der lästig nagende Schmerz verschwand ebenfalls. Grace hob den Arm, um ihn im letzten Licht des Tages zu betrachten. Es sah aus, als hätte sich Schorf auf der Wunde gebildet. »Danke.«
    »Ich bin kein Heiler«, sagte er. »Mehr konnte ich nicht tun.«
    »Was du getan hast, ist großartig.«
    »Tut mir leid«, hatte er gesagt. Und »Sorgen gemacht«. Noch eine Woche zuvor hätte sie sich nicht im Traum vorstellen können, dass er so etwas zugeben würde, ganz zu schweigen davon, es ihr gegenüber auszusprechen. Die wilde Erregung in seiner Energie kam allmählich zur Ruhe. Grace streichelte seine Hand, mit der er noch immer ihr anderes Handgelenk festhielt, und sein Griff lockerte sich. Als sie sich daraufhin umwandte, um zum Haus zurückzugehen, lief er neben ihr her.
    Die Szene erinnerte so sehr an ihren Traum und war zugleich ganz anders. Die Nacht war voller Schatten, und die Bäume flüsterten geheimnisvoll im Wind. Grace hob den Blick. Noch war ein silberner Schimmer des abnehmenden Monds zu sehen. Morgen musste Orakelmond sein. Es war eine besonders magiegeladene Zeit für Prophezeiungen, wenn jemand darum bat.
    Obwohl Khalil seine menschliche Gestalt angenommen hatte, bewegte sich sein gewaltiger Körper mit einer unnachahmlichen, fließenden Anmut. Er sah sie mit dem gleichen diamantenen Blick an, so durchdringend wie ein neu entstehender Stern. Doch sie empfand ihn nicht als störend, sondern als angenehm tröstlich.
    Sie dachte daran, wie Petra und Niko miteinander geredet hätten, ganz egal, wie schwer das Gespräch auch sein mochte. Und auch sie konnte nicht so tun, als wäre nichts geschehen. Sie sagte: »Ich muss dir etwas sagen, aber das ist nicht leicht.«
    Khalil sah sie stirnrunzelnd an. »Nicht leicht für wen? Für dich oder für mich?«
    »Wahrscheinlich für uns beide«, sagte sie seufzend.
    »Na schön.«
    Mit einem Gefühl der Beklommenheit suchte sie nach Worten. Wie sollte sie es ihm sagen? Was würde es besser machen? Sie war nicht gut in solchen Dingen. Schließlich blieb sie stehen und sagte geradeheraus: »Phaedra ist zu mir gekommen.«
    Seine Reaktion war beeindruckend. Nachdem er einen Augenblick wie erstarrt dagestanden hatte, wirbelte er herum und packte Grace an den Schultern. Sein Gesicht wirkte bedrohlich, seine Augen loderten.
»Du hättest mich rufen sollen!«,
fauchte er.
    »Ich … es tut mir leid. Ich wusste, wie dringend du sie sehen wolltest, aber ich …«
    »Habe ich dich nicht gewarnt, dass Ausgestoßene gefährlich sind?«, zischte er. Er schüttelte

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