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Das Feuer des Daemons

Das Feuer des Daemons

Titel: Das Feuer des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Harrison
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sie sogar. »Was hat sie getan?«
    Zu entsetzt, um sich gegen die ruppige Behandlung zu wehren, starrte sie ihn an. Er war wütend, weil Phaedra gefährlich war? »Wir haben geredet. Sie war ein bisschen unwirsch.«
    Er hörte auf sie zu schütteln, und sie versuchte, seine Miene zu lesen. Da waren Wildheit und Unsicherheit und noch etwas anderes. Etwas Verletzliches. »Was wollte sie?«
    »Ich weiß nicht genau. Ich glaube, sie wusste es selbst nicht. Sie war irgendwie …« Grace’ Stimme verlor sich. Der Versuch, den einen Dschinn zu verstehen, um es dem anderen erklären zu können, hatte verheerende Auswirkungen auf ihre Kommunikationsfähigkeit. »Sie ist wütend auf dich«, sagte sie schließlich. »Sie ist wirklich wütend, weil du so lange gebraucht hast, um sie holen zu kommen. Sie sagte, du hättest fünfhundert Jahre gebraucht.«
    Seine Brust hob und senkte sich, als würde er tief Luft holen, obwohl er eigentlich nicht zu atmen brauchte. Er fuhr sich mit seinen langen Fingern durch die Haare und löste das schlichte Band, mit dem sie zusammengebunden waren, sodass sie ihm in sein blasses, hartes Gesicht fielen.
    »Ich konnte nicht allein Jagd auf Lethe machen«, sagte er schroff. »Sie hätte mich vernichtet, und dann wäre niemand mehr dagewesen, um Phaedra zu befreien. Als ich genug Verbündete gesammelt hatte, waren Lethe und Phaedra verschwunden. Die meiste Zeit habe ich damit verbracht, sie zu suchen. Ich habe weder gerastet noch geruht, bis ich sie gefunden hatte.«
    Tief berührt legte Grace die Hand an seine Wange. »Das versteht sie nicht. Sie hüllt sich in jede Menge Hohn und Wut, aber ich glaube, unter alldem ist sie im Grunde verletzt.«
    Er legte seine Hand auf ihre. »Was hat sie noch gesagt? Wie hat sie hergefunden?«
    »Das habe ich sie auch gefragt. Sie meinte, die Aufmerksamkeit, die du uns und diesem Ort zukommen lässt, sei bemerkt worden, und man habe darüber gesprochen. Außerdem habe sie ihre ›Quellen‹, was auch immer das heißen soll.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube … Khalil, du solltest meine Worte mit Vorsicht genießen, denn ich bin absolut kein Experte, was das Verhalten von Dschinn angeht. Aber ich glaube, sie ist nicht nur verletzt, sie könnte auch eifersüchtig sein, weil du jetzt so viel Zeit hier verbringst.«
    »Sie will nichts mit mir zu tun haben«, sagte er bitter. »Wie kann sie da eifersüchtig sein?«
    »Das wäre eine rationale Frage«, erklärte ihm Grace. »Auf der einen Seite will sie nichts mit dir zu tun haben, aber auf der anderen behält sie jeden deiner Schritte im Auge. Ich glaube nicht, dass es dabei ›rational‹ zugeht. Und auch wenn sie Schäden erlitten hat und sich weigert, Bündnisse mit anderen einzugehen, bin ich trotzdem nicht ganz davon überzeugt, dass sie wirklich eine Ausgestoßene ist. Zumindest nicht in der Weise, wie ich den Begriff nach deiner Beschreibung verstanden habe. Ich wollte von ihr wissen, ob sie gekommen sei, um das Orakel zu befragen, und sie sagte, sie wolle mir keinen Gefallen schuldig sein. Nach dem, was du mir erzählt hast, dürfte eine Ausgestoßene sich darum nicht kümmern. Sie würde die Konsultation annehmen und ihren Teil des Handels einfach nicht erfüllen.«
    Er runzelte die Stirn. Noch immer brodelte seine Energie unter ihren Fingerspitzen wie ein Vulkan. Er hatte sich nicht beruhigt, aber er konnte sich jetzt besser beherrschen. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht nicht.«
    Widerstrebend fragte sie: »Was ist mit ihr los? Ich meine, ich kann sehen und spüren, wie sehr sie sich von dir und den anderen Dschinn, die ich kenne, unterscheidet. Sie wirkt scharfkantig und zerklüftet auf mich. Nur verstehe ich nicht, was das bedeutet.«
    Er rieb sich den Nacken. »Es ist schwer zu erklären. Jeder von uns hat ein angeborenes Gefühl für seine eigene Identität, die Strukturen und Energiemuster machen uns zu dem, was wir sind, und wir tragen sie immer mit uns, ganz egal, welche Gestalt wir annehmen.«
    »Ich glaube, das verstehe ich«, sagte sie. »Egal, wie du ausgesehen hast, ich wusste immer, wer du bist.«
    Er warf ihr einen Blick zu. »Wenn wir beschädigt werden, heilen wir uns, indem wir uns daran erinnern, wer und was wir sind, und wir … wir gleichen uns neu an diese Identität an. Manchmal kostet das viel Kraft. Je tiefer die Verletzung ist, desto schwerer ist das Angleichen, und manchmal müssen wir uns danach lange Zeit ausruhen. Und manchmal sind Dschinn so deformiert, dass sie

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