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Das Feuer Kabals

Das Feuer Kabals

Titel: Das Feuer Kabals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong
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als ob sie ihre ungefähre Größe haben könnten. Sie ließ das Tuch von ihrer Hüfte gleiten und probierte die Hose und das Hemd aus. Die Teile passten ihr gut genug. Sie fand noch einen Umhang mit Kapuze und zwei weitere Hosen und Hemden, die sie an sich nahm. Die natürlichen Grün- und Brauntöne würden ihr helfen, sich vor unerwünschten Blicken zu schützen. Ein Paar Lederstiefel, das ungefähr ihre Größe hatte, war ebenfalls vorhanden und es war sogar von guter Qualität, wenngleich die eigenartige Zehenteilung der Sidaji auch etwas ungewohnt am Fuß war. Julana durchsuchte zwei Truhen im Zimmer und fand einen schweren Dolch und eine Armbrust. Sie hob die Armbrust an und erschrak, als diese sich selbst spannte und mit einem Surren ein Bolzen geladen wurde. Sie untersuchte die Waffe und stellte fest, dass die Bolzen von unten aus einer Kammer glitten. Sie konnte die Kammer öffnen und ein Metallkistchen mit den Geschoss darin fiel in ihre Hand. Sie fand mehrere der Metallkistchen, die jeweils ein Dutzend Bolzen enthielten. Julana lächelte. Es konnte nicht schaden, gut gerüstet zu sein.
    Sie durchsuchte den Rest der Herberge und fand neben ausreichend Proviant auch einige praktische Dinge wie ein Seil, Handschuhe, eine Angel, einen besseren Rucksack und eine Schlafrolle. Als sie alles eingepackt hatte, stöhnte sie beim Gewicht des Rucksackes auf.
    Das ist verflucht schwer. Aber was soll ich machen? Ich muss mich daran gewöhnen. Schadet nicht, wenn ich etwas zäher werde.
    Sie entschloss sich dazu, noch in der Herberge zu bleiben und Kraft für den letzten Teil ihrer Reise zu sammeln. Sie verbrachte den Rest des Tages damit, über die Geschehnisse der vergangenen Wochen nachzudenken und endete bei einer Flasche Wein auf der rückwärtigen Terrasse, wo sie die Sonnenuntergänge anstarrte.
    Ich werde vorläufig nicht in die Frostreiche zurückkehren, oder? Es gibt dort nichts, was Wira mir nicht genommen hätte. Wie konnte ich es so weit kommen lassen? Wie konnte sie mich so manipulieren?
    Julana schluchzte, als die Gefühle sie überwältigten.
    Verdammt, ich habe ihr vertraut!
    Sie weinte laut, bis ihre Kehle rau war.
    Mit einem Schrei warf sie die leere Flasche in den Sumpf. »Ich hasse dich! Ich hasse dich! Ich …«, ihre Stimme erstarb in einem Schluchzen, als sie auf dem Boden zusammensank und die Welt um sich herum hinwegwünschte.
    Ich hasse dich, Wira! Ich werde Trauk vermissen, aber an dem Tag, an dem ich in das Land meiner Ahnen zurückkehre, wirst du leiden! Du wirst erfahren, was Erniedrigung bedeutet und ich werde dich auch spüren lassen, welche Genugtuung mir deine Scham und deine Qual bereiten!
    Sie zögerte und die Wut, die sie eine Sekunde zuvor noch erfüllt hatte, verlor sich in einem diffusen Nichts aus Sehnsucht und dem Bedürfnis, das immer noch in ihrem Herzen brannte.
    »Wieso liebe ich dich immer noch, du elende Missgeburt?«, schrie sie laut hinaus in die Dämmerung über dem Sumpf.
    Wieso hast du dich so in mein Herz gebohrt? Geh fort und komm nicht wieder! Verschwinde aus meinem Kopf!
    Am nächsten Morgen erwachte sie nicht in dem Gästezimmer, sondern auf dem Lager in der Wohnung der Herbergenbesitzer. Sie wusste nicht, was sie dazu bewogen hatte, hier zu schlafen, bis sie die Likörflasche fand.
    Ich bin so jämmerlich.
    Sie erhob sich im trüben Licht eines nebligen Morgens und suchte den Waschraum auf. Sie ließ das kalte Wasser lange über ihren Rücken laufen und vertrieb jeden Gedanken an die Vergangenheit und Wira. Sie kleidete sich an und aß ein letztes Mal in der Küche, bevor sie ihren Rucksack packte.
    Eine Karte wäre wirklich gut gewesen.
    Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als ihr Blick im Schankraum auf einen kleinen Tisch mit Schublade fiel. Sie war sich sicher, dass sie das Tischen noch nicht untersucht hatte, und öffnete es. Eine einfache Landkarte des Sidaji-Reiches lag darin. Julana lachte leise.
    Was für ein verdammtes Glück! Den Ahnen sei´s gedankt.
    Sie verließ die Herberge und schloss die Tür hinter sich mit einem Stück Band, dass sie um die Türgriffe wickelte. Sie wollte nicht, dass wilde Tiere über die restlichen Vorräte herfielen und sie wusste nicht, ob sie nicht gezwungen war, hierher zurückzukehren. Etwas schlechtes Gewissen war auch dabei, auch wenn sie sich fragte, ob überhaupt noch ein Sidaji da war, den es kümmerte. Womöglich waren sie alle tot.
    Für zwei Tage folgte sie dem Hochweg und erreichte schließlich eine

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