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Das Feuer Kabals

Das Feuer Kabals

Titel: Das Feuer Kabals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong
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auch Nachteile hatte. Sie hatte oft bemerkt, dass es ihr an körperlicher Zähigkeit und Kraft gemangelt hatte. Nur im Schmerzen ertragen war sie gut geworden. Sie sah die Armbrust an, die vor ihr lag und beschloss, einige Dinge in ihrem Leben zu ändern.
    Die Strömung trieb sie tagelang in Richtung des Meeres. An Land übernachtete sie an entlegenen Orten und hielt nur einmal an einer verlassenen Wassermühle, um einen Sack Mehl zu holen und etwas frisches Wasser aus einem Brunnen zu schöpfen. Der Si‘Zun war inzwischen auf das Doppelte seiner anfänglichen Breite angewachsen und Julana passierte einen Nebenarm, der mehr in Richtung Süden verlief, als der Hauptstrom. Da ihre Karte an der Stelle jedoch beschädigt war, blieb sie auf dem Hauptstrom, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
    Ein Gefühl der Freiheit erfüllte ihr Herz und ließ sie spontan lachen. Sie fühlte mit jedem Tag eine Last von ihren Schultern weichen. Das erste Mal in ihrem Leben tat sie nur das, was sie selbst wollte. Kein Zwang, keine Pflicht … keine Schuld. Was ihr anfänglich wie eine Flucht erschienen war, wurde nun zu einer Situation, die sie regelrecht genoss.
    Der Wind über dem Fluss war frischer geworden, umso näher sie dem Meer kam. Die Abenddämmerung würde in weniger als zwei Stunden einsetzen, doch sie beschloss, etwas mehr Strecke zu machen und stieß das kleine Segelboot erneut in die Strömung. Nach einer Stunde erreichte sie die ersten Ausläufer einer größeren Stadt, die auf ihrer Karte als Kataraun bezeichnet war. Das Ausbleiben jeglicher Bedrohungen in den letzten Tagen hatte sie zwar nicht sorglos werden lassen, aber dennoch beschloss sie, die Stadt kurz zu besuchen. Sie wollte wissen, ob hier noch Sidaji waren. Außerdem brauchte sie Proviant und wollte nach nützlichen Dingen Ausschau halten.
    Julana vertäute das Boot an einem leeren Anlegeplatz und packte die Armbrust und den Dolch. Sie entleerte den Rucksack und nahm ihn ebenfalls mit.
    Wäre praktisch, wenn ich etwas finde, das ich mitnehmen will.
    Mühelos drang sie in die leere Stadt vor, die geisterhaft still vor ihr lag. Ein paar Katzen und Hunde liefen sorglos durch die Gassen und blickten ihr neugierig hinterher. Allmählich senkte sich die Dämmerung auf das Land und zwischen den Gebäuden wurden die Schatten dunkler. Doch auch hier waren jene Lampen zu finden, die den Thronsaal und die Gebäude in seiner Nähe ganz ohne Brennstoff beleuchtet hatten. Sie entzündeten sich von allein, als das Tageslicht immer schwächer wurde. Julana bewunderte die offene, leichte Architektur der Sidaji, die das Wandeln durch die Straßen zu einem Vergnügen gemacht hätte, wäre nicht diese seltsame Atmosphäre des Ausgestorbenen allgegenwärtig. Sie erreichte einen breiten Platz mit einem Springbrunnen, der fröhlich vor sich hin plätscherte, und entdeckte das Geschäft eines Händlers in der Nähe. Nach kurzer Überlegung kletterte sie durch ein offenes Fenster auf der Rückseite hinein. Die Räume waren hell erleuchtet und hier fand sie gute Kleidung, die ihr genau passte. Ebenso feste Stiefel und einige andere Dinge, die sie womöglich noch gebrauchen konnte. Sie kam sich ein bisschen vor wie ein Dieb, aber ihr schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen. So wie es aussah, waren die Sidaji verschwunden. Also schadete sie niemandem, wenn sie sich ein paar Dinge nahm, die ihr Überleben erleichterten.
    Im Hinterzimmer des Ladens fand sie eine kleine Truhe, die offenstand und eine Menge Gold und Edelsteine enthielt. Julana zögerte und steckte dann alles in einen Lederbeutel. Sie wusste nicht, ob sie Zahlungsmittel brauchen würde, aber sie konnte diese Gelegenheit nicht verstreichen lassen. Ihr Herz klopfte ein wenig, als sie die Münzen einsteckte. Ihr schlechtes Gewissen meldete sich kurz und sie zögerte erneut. Dann lachte sie laut aus und schüttelte den Kopf.
    Niemand da, der mich erwischen könnte … verdammt, das macht ja fast Spaß!
    Sie leerte die Truhe und nahm den Sack mit. Für das kleine Vermögen hätte manch ein Wegelagerer seine rechte Hand abgehackt. Sie stieg lachend aus dem Fenster und kehrte auf den Platz mit dem Springbrunnen zurück. Sie ließ die Finger durch das Wasser gleiten und setzte sich auf den Rand des Brunnens.
    Ich habe Freiheit gefunden. Jetzt will ich eine Weile meine Ruhe haben. Die Einsamkeit auf dem Land tut gut … leere Städte hingegen sind eigenartig. Irgendwann will ich wieder Menschen sehen.
    Das Wasser

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