Das Feuer Kabals
Spiegel an. Er dachte an die eigenartigen Schmerzen, die er seit Tagen in den Beinen empfand.
Was hat das zu bedeuten?
Mit einem Anflug von Panik verwandelte er sich in seine wahre Gestalt zurück. Ein Anblick, den nur Seral kannte.
Lange starrte er in den Spiegel und betrachtete die Narben auf seiner Haut. Sein rechtes Auge war noch immer blind. Er atmete heftig, als eine Hitze in ihm aufwallte und seine Sicht verschwamm. Ein Zucken fuhr durch seinen Körper. Dann noch einmal. Das Brennen in seinen Adern nahm unerwartet zu und hüllte ihn in eine flammende Wolke des Schmerzes. Die Narben glühten auf und verformten sich.
Mehmood schrie auf und fiel auf die Knie.
Er riss die Hände in die Höhe und hielt seinen Kopf, nicht wissend, wohin mit dem Schmerz. Ihm wurde schwarz vor Augen und dann stand er plötzlich in Flammen. Sein Körper brannte lichterloh, doch die Schmerzen ließen langsam nach, wurden erträglicher und verschwanden schließlich vollständig. Er erhob sich schwankend auf seine zittrigen Beine und zwang sich, sein Spiegelbild zu betrachten.
Sein Körper war zwar noch von kleinen Flammen bedeckt, doch sie hatten keine Hitze. Überall dort, wo die Narben besonders heftig gewesen waren, brannte es grell. Nach einer Weile erstarb das Feuer, ein Gefühl der Leichtigkeit und der Heiterkeit zurücklassend, welches er seit seiner Jugend vermisste.
Mehmood sah seinen Körper zum ersten Mal seit Jahren so, wie er ihn stets vor allen anderen dargestellt hatte. Jung und narbenfrei. Ihm wurde einen Moment schwindlig, dann sah er alles doppelt und musste sich erneut hinsetzen. Er hielt eine Hand hoch und sah, wie die verschwommenen Finger unvermittelt scharf wurden.
»Mein Auge!«
Mehmood sprang auf und schrie einen Triumphschrei.
Ich bin wieder ganz! Das Blut hat meinen Körper geheilt! Ich kann hervorragend sehen …
Mehmood starrte in den Spiegel, lachte laut auf vollführte ein albernes Freudentänzchen.
Nur meine Fähigkeiten als Gestaltwandler habe ich eingebüßt …
Neugierig versuchte er noch einmal, sich in Julana zu verwandeln, doch auch diesmal zeigte ihm der Spiegel nur das verkehrte Bild der jungen Eishexe.
Mehmood starrte das Spiegelbild an und überlegte fieberhaft.
Wo ist Julana eigentlich abgeblieben? Hat irgendjemand ihren Körper mitgenommen? Das ist in der Panik mit Sicherheit vergessen worden. Was, wenn dies nicht die Gestalt der Julana ist, die ich gesehen habe? Warte!
Mehmood konzentrierte sich und nahm die Erscheinung Cendrines an.
Perfekt! Bis auf die Rüstung. Herrje, diese Brüste …
Er verwandelte sich in Thanasis und drehte sich, beugte seine mächtigen Armmuskeln.
Ebenfalls perfekt. Aber was hat es mit Julanas Abbild auf sich?
Mehmood nahm einen letzten Versuch vor und verwandelte sich in Wira.
So wie ich mich an sie erinnere … abscheulich. Ich habe meine Fähigkeit also nicht verloren!
Mehmood veränderte seine Gestalt noch einmal in Julana. Er musterte das Spiegelbild und überlegte angestrengt.
Diese Narben an den Beinen! Das sieht schrecklich aus! Was ist nur mit ihr geschehen? Die Kleidung erinnert mich an den Stil der Sidaji. Und verdammt nochmal, da sind nur Haut und Knochen an ihr!
Mehmood schaute sich/Julana in die Augen und spürte einen kalten Schauer, wie eine kräftige Windböe. Der Boden schwankte unter ihm. Er schloss die Augen und hatte den Eindruck, das Meer zu riechen. Der Geruch weckte ein trauriges Gefühl der Sehnsucht in ihm, das er nicht kannte.
Er sah sich noch einmal im Spiegel an.
Das ist mehr, als ihr bloßes Abbild. Es ist, als ob ich eine Verbindung zu ihr aufnehme. Das ist so verwirrend … und erschreckend.
Mehmood verwandelte sich in seine wahre Gestalt zurück. Ein bitterer Nachgeschmack der Gefühle, die er in Julanas Gestalt gespürt hatte, verblieb in ihm. Er dachte an Wira, ihre Worte beim Anblick von Julanas Körper.
Meine Narben mögen verheilt sein, aber deine werden es womöglich nie.
Kapitel 14
Charna betrat zusammen mit Seral ihre Gemächer und ließ sich kraftlos in einen der Sessel sinken. Seral schenkte ihnen Wein ein und reichte Charna einen Becher. Sie drehte das Gefäß nervös in ihren Händen und versuchte, sich nicht in ihre Wut hineinzusteigern.
Ich bin jahrelang an der Nase herumgeführt worden. Aber Seral hat recht. Ich muss jetzt mehr als je zuvor zeigen, dass sich Kabal auf den Orden verlassen kann. Dies ist meine Heimat und ich kann die Menschen nicht im Stich lassen. Sie schauen nach Idrak und
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