Das Feuer Kabals
Schwebezustand über, der sie alles vergessen ließ. Als ein grauer Nebel vor ihren Augen auftrat, schwand ihr das Bewusstsein.
Charna erwachte in einem Zimmer mit niedriger Gewölbedecke. Sie lag auf dem Boden, der ihr seltsam vertraut erschien. Schwarze und grüne Fliesen, kaum handtellergroß, breiteten sich schmutzig und kalt unter ihr aus. Sie war voller Staub und Dreck, ihr weißes Hüftuch war um ihre Wade gewickelt und blutig. Sie nahm es ab. Ein winziger roter Einstich an ihrer Wade juckte wie ein Insektenstich. Die Wunde schloss sich sofort und ihre abgebrochenen Fingernägel wuchsen augenblicklich nach, so schwarz, wie sie von Geburt an gewesen waren. Die Kratzer und Schürfwunden an ihren Knien und Ellbogen verheilten.
Charna schüttelte den Kopf und lachte dann. Sie erhob sich und hatte das erste Mal in ihrem Leben Schmerzen in den Muskeln. Ihre regenerativen Kräfte sorgten dafür, dass die Ursache für die Beschwerden sofort beseitigt wurde, doch sie erinnerte sich an den Anlass und überprüfte sich. Sie spürte ihre magischen Reserven, sah die Einzelheiten des Zimmers in der Dunkelheit. Das Pentacut strahlte seine Macht aus und schützte ihren Körper wie ein undurchdringlicher Panzer.
Als ob das alles nie passiert wäre. Dennoch ist das Tuch blutig und meine Muskeln schmerzen. Was ist das nur für ein Ort, an dem du lebst, Seral?
Sie sah sich um. Vor ihr war eine Tür, die fast bis zu Decke reichte. Zu ihren Füßen lag ein Haufen Scherben und eine rostige Kette, deren Glieder das Gewicht der Lampe nicht mehr gehalten hatten. Ein kleiner Tisch, vermodert und dem Zusammenbrechen nahe, stand an einer Wand. Gegenüber war eine Truhe zu sehen. Charna öffnete sie und fand inmitten allerlei Gerümpels eine rostige Nähnadel mit einem feinen Nadelöhr. Sie nahm die Nadel an sich und stach sie sorgsam in das Tuch, das sie sich wieder um die Hüften geschlungen hatte. In der Wand hinter ihr war ein Mauseloch.
Die Tür öffnete sich knarrend, als Charna die Klinke betätigte. Dahinter war ein Raum mit einem verrosteten Ofen und einem zusammengebrochenen Bett. Ein Skelett lag darin. Charna lachte, als eine Spinne aus dem Augapfel kroch.
»Mach‘s gut! Und vielen Dank!«
Sie verließ den Raum durch die Tür, die nun offen stand. Dahinter war eine Höhle, so gewaltig, dass sich Wolken am »Himmel« bildeten. Ein Meer und ein weißer Strand waren in hundert Schritt Entfernung sichtbar. Am Horizont kreuzte ein Segelschiff den Wind. Charna drehte sich um und hinter ihr lag der Ausgang des Tunnels, der sie zuvor herab geführt hatte. Gläserne Laternen glühten in der Dunkelheit. Jede Spur von dem Raum, den sie soeben durchschritten hatte, war verschwunden. Sie überprüfte das Tuch um ihre Hüften und fand die Nähnadel, doch sie hatte sich verändert.
Sie glitzerte golden.
Charna schüttelte den Kopf und musterte ihre Umgebung. Sie wechselte in die Aura-Sicht und analysierte die Energieströme, die hier vorhanden waren. Sie sah die statische Kraft der Felsen hinter sich, die fließende Energie des Meeres vor sich. Hoch oben in der Luft zuckte die Macht des Blitzes durch die Wolken.
Sie rief ein Feuer in ihrer Hand herbei und ließ es wieder verschwinden.
Alles schien real.
Ich verlasse mich schon wieder nur auf meine magischen Kräfte. Ich habe andere Sinne, ich muss sie gebrauchen!
Sie sog den Geruch der Meeresbrise auf, lauschte der Brandung. Ein Gefühl wie Heimweh überkam sie, als sie den Strand betrat. Der Sand kitzelte an ihren Zehen und sie trat ins Wasser, das kalt und nass ihre Knöchel und Waden umspülte. Die Brise kühlte ihre Haut. Empfindungen, die Charna immer seltener zugelassen hatte, durchfluteten sie. Sie schloss die Lider und atmete tief und ruhig, jeden Atemzug schmeckend. Sie lauschte den Wogen und verlor sich im Mantra ihres rhythmischen Rauschens. Nach einer Weile öffnete sie die Augen. Ein fernes Licht am Himmel, das keine Sonne war, aber ebenso hell schien, glitzerte strahlend weiß auf den dunkelgrünen Wellen. Charna hob eine große Muschel auf und bewunderte die gedrehte Form des Gehäuses, das Schimmern des Perlmutts im Inneren, das Muster der Pastellfarben, die in Hundert Abstufungen von Apricot und Elfenbein filigrane Mäander bildeten. Sie betastete die rauen Vorsprünge und das glatte Innenleben. Sich wie ein Kind fühlend, das die Welt entdeckte, lächelte sie bei dem Gefühl unter ihren Fingerspitzen.
»Deine Anreise war länger als üblich.« Die tiefe
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