Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Feuer Kabals

Das Feuer Kabals

Titel: Das Feuer Kabals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cahal Armstrong
Vom Netzwerk:
Diensten«, sagte Thanasis.
    »Wenn ich es nicht tue, steht er in niemandes Diensten mehr.«
    Kassandra suchte mit tastenden Fingern die richtige Stelle und rammte die Kanüle in Mehmoods Arm. Sie nahm die andere Hohlnadel und stach sie sich ohne Zögern in ihren eigenen Arm. Flammen schossen durch den Schlauch von Kassandras Arm in die Phiole und die Rubine darin leuchteten hell im Rhythmus ihres Herzschlags auf. Die Flammen verwandelten sich in der Phiole in Blut, das in Mehmoods Körper floss.
    Kassandra schloss die Augen erneut für einige Sekunden. »Er ist beinahe fort.«
    Thanasis prüfte Mehmoods Puls und konnte ihn kaum noch fühlen. Er schüttelte den Kopf, als Mehmoods Herz das letzte Mal schlug.
    Kassandra fluchte. »Ich hole ihn zurück!«
    »Nein, Kassandra! Das ist viel zu gefährlich, hier und jetzt, an einem Ort wie diesem.«
    Kassandra lächelte. »Du passt auf mich auf, was soll da geschehen?«
    Thanasis stand auf und trat in den Eingang der Gruft. Er atmete tief ein. Keine Zeit für lange Überlegungen.
    »Na gut. Leg los!«
    Kassandra setzte sich mit überkreuzten Beinen und legte eine Handfläche auf Mehmoods Stirn. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Als Thanasis sah, das sich die Augen-Zeichnung auf ihrer Stirn veränderte, wusste er, dass sie in die Unterwelt eindrang. Ihr physischer Körper verblieb hier, doch mithilfe des fünften Elementes, welches Kassandra in besonderer Weise beherrschte, drang ihr Geist in die Welt der Toten, wo Mehmoods Essenz bereits erwacht sein musste.
     
    Kassandra öffnete die Augen. Das fahle Silberlicht sickerte von einem Himmel herab, der von Sturmwolken bedeckt war.
    »Immer ein Sturm.«
    Es war die Unterwelt, der Ort, an dem der Geist, die Essenz eines Wesens verblieb, wenn es starb. Kassandra erhob sich. Sie ließ ihren Blick umherwandern. Dunkle Felsen, Wasserfälle und Nebel dominierten diese Stätte, den es war das Ufer, an dem die soeben Verstorbenen ins Reich der Toten gelangten. Im Festland hinter ihr beherrschte eine Stadt das Panorama. Sie glich dem Stil der Sidaji-Siedlungen, die sie kannte. So viele Sidaji waren hier vom Tode ereilt worden, dass ihre Präsenz eine Siedlung hatte entstehen lassen. Mehmoods Geist war kurz vor ihr in die Unterwelt gelangt, also würde sie ihn in der Nähe finden. Da er nicht am Ufer war, folgte sie einem Pfad, der die Böschung hinaufführte und sie zur Siedlung der Sidaji leitete. Die Essenzen der Echsenwesen wandelten durch die Stadt, gefangen in endlosen Wiederholungen ihrer Erinnerungen. Traumgestalten ohne Bewusstsein.
    Sie sah an sich herab. Wie immer leuchtete ihr durchscheinender Körper in den orangeroten Flammen der Macht des Brennenden Blutes, die ihr der Orden verliehen hatte. Etwas davon war in Mehmoods Leib gelangt, kurz bevor er gestorben war. Mit etwas Glück gelang es ihr, die Fährte zu finden, die zu Mehmoods Essenz führte. Sie konzentrierte sich und passte ihre Wahrnehmung dem Wunsch an, Mehmood zu folgen. Einen Augenblick später erkannte sie eine schwach rötlich leuchtende Spur, die sich durch die Luft vor ihr zog und allmählich verblasste. Sie folgte der Spur und drang in die Siedlung vor. Tausende von Sidaji waren hier unterwegs, doch sie waren abwesend, erlebten nur das, was ihre Träume ihnen gaben.
    Kassandra lief der leuchtenden Fährte hinterher und hörte eine geflüsterte Frage hinter sich. Sie drehte sich um und nahm einen Schatten war, der sich aus einem dunklen Torbogen in ihre Richtung wandte.
    Ein Wächter.
    Sie rannte los.
     
    Thanasis beobachtete angestrengt seine Umgebung. Die Temperatur war trotz der schwülen Hitze des Sumpflandes weit unter den Gefrierpunkt abgesunken. Ein kalter Nebel breitete sich in der Gruft aus und verteilte sich in der unterirdischen Begräbnisstätte. Er bekam eine Gänsehaut. Es würde nicht mehr lange dauern.
     
    Kassandra eilte um eine Gebäudeecke und spürte die Präsenz des Wächters hinter sich. Mehmood war vorangeeilt, was ungewöhnlich war, aber bei gewaltsamen Todesfällen vorkommen konnte. Gewiss hatte er eine unerledigte Aufgabe zurückgelassen. Das konnte Kassandra dabei helfen, ihn zurückzubringen, weil es die Verbindung in die Welt der Lebenden aufrechterhielt. Sie hetzte weiter durch die Gassen und gelangte auf einen offenen Platz. Mehmoods rötlich leuchtende Essenz stand in der Mitte vor einem runden Schacht, der vor ihm in die Tiefe fiel.
    Es war ein Ausgang. Mehmood hatte ihn selbst gefunden, was außergewöhnlich

Weitere Kostenlose Bücher