Das Feuer Kabals
in ihrem Kopf ausbreitete. Ihre Schwester stützte sie und flüsterte ihr ins Ohr.
»Warte noch einen Augenblick. Er ist auf dem Weg.«
Sie lächelte und löste sich auf, war nur noch ein rauchfarbener Schattenriss und Kassandra strauchelte haltlos zu Boden.
»Sa‘Ida!«
Ein rotglühender Feuerdämon trat an ihre Stelle. Seine mächtige Gestalt stürzte auf Kassandra zu. Brennende Hörner entwuchsen seinem Schädel und seine Hufe schlugen Funken, als er rannte.
»Sandra!«
»Thanasis?«
Ein Unterwelt-Wächter griff an, doch Thanasis versetzte ihm einen Hieb, der ihn davonfliegen ließ, bis er außer Sichtweite war. Er war jetzt bei ihr und nahm Kassandra unverzüglich auf die Arme.
»Du musst dich in den Schacht stürzen, sofort!«, rief sie.
Hinter ihnen erschien ein größerer Schemen am anderen Ende des Platzes. Es war ein schwarzer Hund von titanischen Ausmaßen. Seine silberfarbenen Krallen kratzten Rillen in den Stein des Bodens. Seine roten Augen fixierten sie. Er grollte aus den Tiefen seines riesenhaften Körpers, ließ mit dem Laut die Gebäude erzittern. Die sonst teilnahmslosen Toten ergriffen plötzlich die Flucht.
»Spring!«
Thanasis tat, wie ihm geheißen und stürzte in die Dunkelheit hinab. Das Geräusch mächtiger Pfoten und messerscharfer Krallen, die im Sprint auf den Stein schlugen, hallte als Echo den Schacht herunter. Dann verschluckte die Schwärze sie.
Kapitel 7
Seraphia folgte Faunus in den Wandelgang. Es war düster zwischen den Gebäuden und sie waren bisher niemandem begegnet. Sie blickte zur Seite auf den vom Mond erleuchteten Platz hinaus und sah eine andere Inkarnation des Herrn von Garak Pan in einen Hauseingang treten. Es war schwer verständlich, Faunus hier zu sehen und zu wissen, dass er gleichzeitig an vielen Orten war. Ein jeder seiner abgespaltenen Aspekte zeigte eine alternative Seite seiner Persönlichkeit. Sie ahnte, dass diese verschiedenen Charakterzüge immer einseitiger wurden, umso größer der Grad seiner Zerteilung war. Der Faunus, der jetzt neben ihr ging, unterschied sich allerdings kaum von jenem, mit dem sie vor zwei Stunden gesprochen hatte.
»Weißt du die ganze Zeit, wie »viele« du bist?«
Faunus warf ihr ein charmantes Lächeln zu. Sie konnte nicht anders, als es erwidern. Er war im Moment der Einzige, der dazu in der Lage war, ihr schweres Gemüt aufzuheitern.
»Stets einer zu wenig«, sagte er lachend.
Seraphia lachte leise. »Für mich nicht.«
Faunus sah sie überrascht an. »Ist das jetzt ein Kompliment oder etwas anderes?«
Seraphia lachte. »Ich bin sehr ungeschickt in Komplimenten. Ich sollte vielleicht direkt sagen, was ich denke«, sie sah ihm in die Augen. »Ich mag dich, Faunus. Aber die Sache mit der Eishexe geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Ich …«
Faunus ergriff ihre Hand und Seraphia ließ es geschehen.
»Als ich die Dunkle Flamme empfing, war das ein gutes Gefühl. Man hat mir seit meinem zehnten Lebensjahr beigebracht, dass ich die Herrin der Dunklen Flamme sein würde. Aber gestern da … habe ich … sie ist tot, verstehst du?«
Faunus nickte. »Sie wollte dich töten, du hast dich verteidigt. Wärest du an ihrer Stelle, wäre niemandem geholfen.«
Seraphia wandte sich von Faunus ab und starrte Irian an. Sie schüttelte den Kopf. »Ich spürte da etwas, eine Stimme sprach zu mir. Ich weiß nicht, Faunus, das kann nicht richtig sein«, sagte sie und drehte sich zu ihm um.
»Haben sie dir gesagt, was mit der vorherigen Herrin der Dunklen Flamme geschah?«
Seraphia sah ihn überrascht an. Konnte das sein? Sie wusste nicht, dass jemand vor ihr die Bürde getragen hatte.
»Aha. Lass mich raten! Davon steht auch nichts in den Geschichtsbüchern und alten Aufzeichnungen, die man dich lesen ließ?« Faunus lehnte sich an eine Säule. »Ihr Name war Kujaan. Sie wurde durch die Macht der Dunklen Flamme … verändert.«
Seraphia war schockiert.
Wieso hat man das verschwiegen? Warum haben Cendrine und Charna mich angelogen?
Sie trat näher an Faunus und ergriff seinen Arm. »Ich muss mehr darüber erfahren!«
Er lächelte sie an. »Ich war nie ein Freund von dieser Sache. Es liegt etwas Unnatürliches darin und ich mag solche Dinge nicht. Wenn ich dir von Kujaan erzähle, musst du das für dich behalten. Sie würden nicht wollen, dass ich das tue, aber ich halte es für das Richtige.«
Seraphia nickte.
»Kujaan war eine junge Frau, ach, ein Mädchen! So wie du. Schön, aber unschuldig. Ehrgeizig, jedoch
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