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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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für alle Ungereimtheiten im Haus am Ende immer Herr von Flocke verantwortlich war.
    Frau von Flocke überflog noch einmal den Brief.
    „Hier steht, mein Mann und ich sollen mit Fedora gemeinsam beim Professor in Wien vorsprechen.“
    Sie ließ den Brief sinken und sah Felix an.
    „Fräulein Romitschka wird mit dir zusammen das Haus hüten, Felix!“, sagte sie und wandte sich dann an Fräulein Romitschka. „Helfen Sie mir bitte packen, vielleicht erreichen wir noch den Nachtzug.“
    Gemeinsam verließen die beiden Frauen das Zimmer.
    ‚Nur Fräulein Romitschka und ich! Das ist fantastisch. Das bedeutet, ich kann die nächsten Tage tun und lassen, was ich will’, freute sich Felix.
    Felix zog den Zettel aus der Tasche und faltete ihn behutsam auseinander.
    „Oh, höret den Gesang der Derwische, bevor es zu spät ist...!“, krähte Suleika mit Jammer in der schwarzen Kehle.
    „Wann immer du Zeit hast, komm’ zur Giraffe!“, las Felix leise.
    Suleika hüpfte einmal auf der Käfigstange auf und ab. Der Schreck hatte gesessen.
    „Wie bitte? Was redest du da?“ Suleika wurde immer nervöser.
    „Das steht auf dem Zettel!“, sagte Felix ganz ruhig und sah zu der Krähe. „Wann immer du Zeit hast, komm’ zur Giraffe! – Was hat das zu bedeuten? Das macht doch keinen Sinn. Zu welcher Giraffe soll ich kommen?“
    Felix überlegte. Der Satz auf dem Zettel war mit Bleistift geschrieben. Es war eine schöne geschwungene Handschrift, die dieses Rätsel zu Papier gebrachte hatte.
    „Giraffe – was ist das?“, Felix konnte seine Augen nicht von dem Zettel lassen.
    „Die Giraffe ist, zieht man ihre Körperhöhe in Betracht, die größte lebende Tierart auf der Erde...!“, sprudelte es aus der aufgebrachten Suleika heraus.
    Aber Felix hörte ihr nicht zu. Er drehte und wendete den Satz auf dem Zettel in seinen Kopf.
    „...wann immer du Zeit hast...?!?“, las Felix erneut. „So steht es hier geschrieben. Auch das ist ein Rätsel. Es klingt, als gebe es keine Eile, als würde alles in meiner Hand liegen. Aber wo ist die Giraffe? Im Zoo?“
    „Eine Giraffe kann leicht eine Höhe von 5,3 Meter erreichen, allein ihre Zunge wird 40 Zentimeter lang...!“ krächzte Suleika verzweifelt, um Felix’ Aufmerksamkeit endlich von diesem Zettel wegzulenken. Denn die Nachricht behagte ihr überhaupt nicht. Das war jetzt auch für Felix nicht mehr zu überhören.
    „Suleika, wir werden zusammen gehen, du und ich!“, sagte Felix mit sanfter Stimme.
    „Träume ruhig weiter, du dummer Junge!“, antwortete der Vogel.
    „Du wirst mich zur Giraffe führen, hörst du?“, fuhr Felix fort.
    „Schleimiger Schlamassel, ich werde mich nicht einen Millimeter von der Stelle rühren! Und das rate ich auch dir!“, fauchte Suleika.
    Felix strich mit seinen Fingern den Zettel glatt.
    „Es ist mir egal, was du tust. Ich werde den Weg zur Giraffe schon finden. Und jetzt habe ich auch Zeit. Die Eltern verreisen, es sind noch Schulferien. Mehr Zeit als jetzt habe ich nie wieder im Leben. Ja, ich werde zur Giraffe gehen. Egal wo oder was das ist! Wenn ich wirklich bereit bin, wird sich auch ein Weg zeigen, dem ich folgen kann“, sagte Felix ganz ruhig. Er freute sich auf das Abenteuer, denn er war sich sicher, dass er kurz davor war, endlich Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Der Besuch von Baptist kam ihm jetzt nicht mehr als Zufall vor, nein, nun war er sich sicher, dass der Junge ihn gesucht hatte, ihn, Felix von Flocke.
    Auch Suleika hatte sich wieder beruhigt. Sie spürte, wie ernst es Felix mit seinen Absichten war, doch sie fühlte sich zu schwach, ihm zu helfen.
    „Höre, Felix, du kannst diese Aufgaben nicht alleine lösen“, flüsterte sie jetzt beinahe. „Suche dir einen Gefährten, der zu dir steht. Dem du vertrauen kannst. Der dich nicht verrät. Alleine bist du ein Nichts. Er wird dich zerquetschen wie eine Made.“
    Während Suleika ihre Warnungen aussprach, beugte sich Felix schon über den Kleiderhaufen, den Baptist hinterlassen hatte.
    „Geh’ von diesem Dreck weg. Rühr’ nichts an!“, zeterte Suleika.
    „Warum bist du nur so außer dir?“, fragte Felix.
    „Zieh’ sie unter keinen Umständen an!“, flehte die Krähe jetzt.
    Damit hatte sie Felix unbeabsichtigt auf eine Idee gebracht. Ja, sie hatte bei Felix eine ganze Lawine von verrückten Gedanken in Gang gesetzt. Die sprach der Junge jetzt auch aus:
    „Mein Leben... ist vielleicht gar nicht mein Leben. Verstehst du? Ich gehöre vielleicht gar nicht

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