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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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noch einmal hoch zu ihrer Familie, die sich immer noch in den Fenstern der Wohnung drängte.
    Sie winkte und verschwand nun endgültig im Inneren der Kutsche. Noch ehe die Wagentüre richtig zugeschlagen war, trabten die Pferde bereits los und das Gespann verschwand um die nächste Häuserecke.
    „Wer wird denn jetzt für dich sorgen?“, rief die Mutter dem Wagen nach. Vergebens. Esther hörte sie nicht mehr.
    Da rief aus der Menge der Schaulustigen ein alter Mann mit einem langen weißen Bart und einem krummen Rücken zum Fenster hoch:
    „Frau Silberstein, ham’Se ein Bett frei? Zum Vermieten für einen guten Preis? – Ich nehm’s mit Kusshand!“
    Des einen Not ist vielleicht des anderen Glück – wer weiß das schon?
     
    Die Kutsche schaukelte aus dem verwinkelten Armenviertel hinaus. Die Fahrt ging in den eleganten und großzügigen Teil der Stadt. Dort waren die Straßen breit und die Luft gut.
    Im Inneren des Wagens saßen Esther und Felix auf der einen und der Kardinal mit Baptist auf der anderen Seite, sich gegenüber.
    Baptist und Esther aßen die Äpfel, die Felix ihnen geschenkt hatte.
    „Sobald ich den Stein in meinen Händen halte, seid ihr frei. Geht etwas schief, seht ihr Baptist nie wieder!“, erklärte der Kardinal mit ruhiger Stimme.
    Baptist holte tief Luft, um einen Satz zu sagen, sagte dann aber nichts.
    Felix versuchte, ihm in die Augen zu sehen, doch der Junge wich seinem Blick aus.
    „Das ist alles, was ich in der blauen Reisetasche gefunden habe!“, sagte Felix und reichte dem Kardinal den Rest, den Fräulein Romitschka von dem Plan übriggelassen hatte.
    „Vergiss nicht, Felix, wir haben einen Pakt geschlossen!“, zischte der Kardinal.
    Baptist sah erschrocken zu Felix.
    „Du hast einen Pakt geschlossen?“, fragte er.
    „Er hat es für dich getan!“, antwortete Esther für Felix.
    „Es fehlt ein Stück, jemand hat ihn zerstört. Was soll das? Er war ganz!“, schimpfte der Kardinal leise vor sich hin und drehte den Plan hin und her.
    „Da hat wohl einer reingebissen“, antwortete Felix ungerührt.
    Esther musste bei der Vorstellung, dass jemandem dieses alte Papier schmeckte, laut lachen.
    Baptist blickte eifersüchtig zu Felix.
    „Kein Wort mehr! Still!“, knurrte der Kardinal. Es klang gefährlich. „Hier, nimm’ ihn wieder an dich!“
    Rasch steckte Felix den Plan ein. Dabei er zu Baptist, wie der seinen Apfel aß. Zu gerne hätte er mit ihm alleine gesprochen. Was er damit gemeint hatte, als er im Keller sagte, Felix hätte alles kaputt gemacht?
     
    Die Kutsche rollte in den Schlosshof. Der Kardinal zeigte den Wachen das Wappen der Kaiserin und die winkten ihn weiter durch. Zuvor warfen sie noch einen misstrauischen Blick auf die drei Kinder in ihren armseligen Kleidern.
    Frau von Waldburg nahm die drei und den Kardinal im letzten Teil des Schlosshofes in Empfang. Anschließend geleitete sie die kleine Gruppe in das Innere des Gebäudes.
    Schweigend wanderten sie durch lange glänzende Flure, vorbei an goldenen Wänden und Spiegeln, so groß wie das Meer.
    Felix staunte über die meterlangen Gemälde, auf denen Szenen der Schlacht um Jerusalem und die Krönung des Kaisers zu sehen waren. Jedes dieser Bilder war voller Licht, Farbe und Bewegung. Sie wirkten wie Räume, die man jederzeit betreten konnte. Sogar das Schlachtengeschrei konnte der Betrachter mit ein wenig Fantasie förmlich hören.
    Dagegen wirkten die Flure des Schlosses einsam und verlassen. Niemand begegnete den Besuchern. Es war, als seien sie die einzigen Lebewesen weit und breit. Nicht ein Windhauch rührte sich und die Stille konnte Angst machen, wenn man aus dem Lärm des Armenviertels kam.
    ‚Dieses Schloss ist der einsamste Platz der Welt!’, dachte sich Felix und hatte jetzt schon Sehnsucht zurück nach den lebendigen Gassen des Krätzeviertels, nach der Musik der Straße...
    Sie folgten einer Treppe hinab. An den Wänden gab es hier anstelle der Gemälde lauter bunte portugiesische Kacheln. Es duftete nach herrlichen Seifen aus Sandelholz und Lavendel. Dazu plätscherte von irgendwo Wasser und aus den großen Rohren, die sich unter der Decke entlangzogen, zischte ab und zu weißer Dampf.
    In einem blütenweißen Kittel, mit weißer Haube im Haar, empfing eine runde rotgesichtige Waschfrau die Kinder wie die Sonne am Horizont den Morgen. Sie jonglierte geschickt einen Stapel ebenfalls weißer Handtücher und lächelte.
    Esther wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als dass

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