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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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Sinan Khan nachdenklich und richtete sich wieder auf.
    „Aber sehen Sie nur! Ich kann Ihnen dies anbieten!“, sagte der Türke fröhlich.
    „Was ist das?“, fragte der Prinz.
    „Klebstoff!“
    „Klebstoff?“, fragte der Prinz.
    „Ja. Eine Tube Klebstoff! Das ist das Neueste vom Neuen. Ich habe es Ihnen mitgebracht. Falls Sie es für das Figurentheater brauchen können, von dem alle im Schloss schwärmen!“
    Verwundert nahm der Prinz das kleine Geschenk an.
    Da betrat ein Diener den Raum.
    „Nehmen Sie den Karton und bringen Sie ihn bitte in das Spielzimmer seiner Kaiserlichen Hoheit!“, befahl der Militärattaché.
    Der Diener verbeugte sich kurz, nahm mit größter Umsicht den Karton mit den Zinnsoldaten an sich und verließ mit würdevollen Schritten den Raum. Genauso hätte er wahrscheinlich auch den Edelstein davongetragen, wenn man ihn darum gebeten hätte.
    „Ich wünsche Ihnen viel Glück für heute, Kaiserliche Hoheit!“, sagte Sinan Khan und schüttelte dem Prinzen die Hand.
    „Danke, Exzellenz. – Vielleicht spricht der Junge ja mit mir. Nicht wie die anderen, die kaum ein anderes Wort als ‘Kaiserliche Hoheit’ herausgebracht haben. Und das auch noch vor Angst stotternd. So kann man doch nicht spielen – oder?“, fragte der Prinz ratlos.
    „Gewiss nicht, Hoheit! – Jetzt mögen Sie bitte auf einem Fuß hinaushüpfen. Staatsgeschäfte warten auf mich!“, sagte Sinan Khan ohne eine Mine zu verziehen.
    Der Prinz war Feuer und Flamme. Die Idee begeisterte ihn. Im Nu stand er auf einem Bein.
    „Wie weit, Exzellenz?“, fragte er aufgeregt.
    „Nun, ich will nicht unnötig hart sein, aber mindestens bis zur ‘Schlacht um Jerusalem’. Und ohne Schummelei!“
    Sinan Khan hielt die Türe auf.
    „Diesmal schaffe ich es, Exzellenz! Sie werden Augen machen!“, sagte der Prinz und hüpfte fröhlich auf einem Bein zur Tür hinaus und den Flur hinunter.
    Sinan Khan horchte so lange von der Tür aus, bis er das Gefühl hatte, der junge Prinz habe ‘Jerusalem’ erreicht. Dann schloss er die Tür und ging zurück in seine Gemächer.  Er überprüfte vorsichtig den gläsernen Deckel der Vitrine und betrachtete nachdenklich den Rubin, der da auf dem kleinen Samtbett lag.
     
    Ohne anzuklopfen stieß Frau von Waldburg die große Türe im ersten Stock eines Seitenflügels des Palastes auf und bat die Kinder, einzutreten.
    Hier befanden sie sich in der Schneiderei des Schlosses. Ein vollgestopfter Raum mit hoher Decke, bis zu der Kleider und Stoffe gehängt wurden. Mit langen Stangen hob man sie samt Bügel von der Leine und beförderte sie so hinauf und herab.
    Aber es gab auch prall gefüllte Kleiderständer, die überall verteilt herumstanden. Dicht an dicht versperrten sie dem Besucher die Sicht.
    Das emsige Rattern zweier Nähmaschinen drang gedämpft durch den Raum.
    „Meister Simon, Meister Jacob...!“, rief Frau von Waldburg fröhlich und zwinkerte den Kindern zu. Sie wartete gar nicht erst auf Antwort, sondern nahm die drei mit, immer tiefer hinein in die wohlige Schneiderstube. Dazu musste sie Kleiderständer beiseite schieben und Stoffbahnen wegrollen.
    Endlich hatte sie gefunden, wonach sie gesucht hatte: Zwei kleine, buckelige alte Männer saßen einander gegenüber. Jeder fütterte meterweise Stoff in die Nähmaschine vor ihm. Felix erinnerten die beiden an zwei emsige über ihre Pulte gebeugte Schüler.
    Frau von Waldburg klatschte in die Hände und rief:
    „Meister Simon, Meister Jacob... ich bringe Arbeit!“
    „Kaffee wäre uns lieber!“, lachte Meister Simon ohne dabei von seiner Nähmaschine aufzusehen.
    „Mit zwei Stück Zucker und einem Schuss Sahne!“, ergänzte Meister Jacob den Wunsch während er lachend mit seinem Fuß das Schwungrad der Nähmaschine antrat.
    „Es eilt, es eilt...!“, rief Frau von Waldburg ungeduldig.
    Gnädig stoppten Meister Simon und Meister Jacob ihre gefräßigen Nähmaschinen. Dabei fielen ihre Blicke auf die drei Kinder in ihren Bademänteln.
    „Nu guck’, wen haben wir denn da?“, mit einem Satz sprangen sie gleichzeitig von ihren Stühlen.
    Wie zwei gefährliche Wespen umsummten sie die Kinder. Bewaffnet mit Maßbändern, Schneiderscheren und Nadelkissen vermaßen sie Felix, Baptist und Esther.
    „So was wie die verputzen wir zum Frühstück!“, kicherte Meister Simon und überprüfte die Länge von Felix’ Arm.
    „Wir haben Matronen in Samt und Seide gehüllt, die wogen leicht das Hundertfache von euch... ganze Bälle haben wir

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