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Das Feuer von Konstantinopel

Das Feuer von Konstantinopel

Titel: Das Feuer von Konstantinopel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingmar Gregorzewski
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ihre Familie sehen könnte, wie gut sie es getroffen hatte.
    „Die Geige muss draußen blieben!“, befahl die Waschfrau lachend und stieß die himmelblauen Türen zu ihrem Badeparadies auf.
    „Ich werde euch hier später wieder abholen“, sagte Frau von Waldburg zu den Kindern. Dann wandte sie sich an den Kardinal: „Wenn Sie mir bitte folgen würden!“ Das tat er auch und folgte ihr zurück die langen Flure entlang.
    Im Badeparadies der Waschfrau plätscherten die Wasserhähne munter vor sich hin und füllten die großen blitzsauberen Badewannen. Die Waschfrau zog Vorhänge zwischen die drei Wannen, damit jedes Kind für sich sein konnte.
    „An Seife mangelt es nicht!“, plapperte sie dabei. „Also langt tüchtig zu. Ich will, dass ihr wie Marzipan ausseht, wenn ihr aus der Wanne steigt!“
    Sie drückte jedem Kind eine Bürste und einen Waschlappen in die Hand und schickte es mit dem Ausruf „Seemann, ahoi! Volle Fahrt voraus!“ ins Wasser.
    Die drei gehorchten und tauchten in die großen Wannen ab. Es herrliches Gefühl.
    „Und die Ohren nicht vergessen! Und die Ohren nicht vergessen!“, sang die Waschfrau fröhlich dazu.
    Nach dem Bad packte sie die Kinder in dicke Bademäntel und gab ihnen Holzpantoffel für die Füße.
    Jenseits der himmelblauen Türen wartete wie verabredet Frau von Waldburg. Sie hielt Esthers Geige in der Hand und lächelte freundlich.
    „Folgt mir bitte!“, forderte sie die drei auf und schritt voran.
    Die Holzpantoffel klapperten über den Steinboden des Flurs wie Mühlräder – klipp-klapp klipp-klapp. Aus allen Ecken klapperte das Echo zurück – klipp-klapp klipp-klapp.
    „Ist das nicht fantastisch?“, freute sich Esther und sah die beiden Jungen an, ohne dabei stehen zu bleiben. „Ist das nicht ein Traum? Gott hat uns nicht vergessen!“
    „Ihr werdet mich beide im Stich lassen, wie einen lästigen Hund!“ Baptist sprach leise.
    „Wie kommst du darauf?“, wollte Felix wissen.
    „Ihr habt euch, ich habe niemanden!“, antwortete ihm Baptist.
    Felix hielt Baptist fest und die beiden blieben stehen. Esther ging mit Frau von Waldburg weiter.
    „Bist du etwa eifersüchtig auf Esther?“, wollte Felix wissen.
    „Sie war bei mir und hat nur von dir geschwärmt.“ Baptist klang bitter.
    „Hat sie das wirklich?“ Felix lächelte. Dann zog er Baptist mit sich, um die beiden anderen nicht zu verlieren. Seine Holzlatschen klapperten jetzt nur so vor Vergnügen über den blanken Steinboden.
     
    „Sehen Sie ihn sich nur in aller Ruhe an!“, sagte Sinan Khan mit freundlicher Stimme zu dem Prinzen. Er selbst war dabei, Zinnsoldaten in einen Karton zu packen.
    „Danke, Exzellenz!“, erwiderte der Prinz höflich und trat näher an die Glasvitrine heran, in der der Rubin ausgestellt war. Edelsteine interessierten den Jungen nicht. Und das ‘Feuer von Konstantinopel’ war in seinen Augen auch nicht mehr wert als ein x-beliebiger Stein aus Glas.
    „Wann kommt denn Ihr neuer Freund?“, wollte Sinan Khan vom Prinzen wissen.
    „Heute, Exzellenz!“, antwortete der.
    „Freuen Sie sich schon?“, fragte der türkische Militärattaché weiter.
    „Sehr, Exzellenz!“ Die Antwort des Prinzen war höflich, aber ohne das geringste Anzeichen von Freude.
    „Ihre Mutter ist eine wunderbare Frau. Ich bin mir sicher, sie hat einen guten Kameraden für Sie ausgesucht.“ Sinan Khan war in die Knie gegangen, um mit dem Prinzen auf Augenhöhe zu sein. Er griff sich die kaiserlichen Kinderhände und hielt sie fest.
    Der Prinz lächelte und wirkte nun ganz vertrauensselig.
    „Was ist, wenn er nicht mit Zinnsoldaten spielen will, Exzellenz?“, fragte er besorgt.
    „Jeder Junge spielt gern mit Soldaten, Kaiserliche Hoheit!“, machte ihm Sinan Khan Mut.
    „Ich nicht, Exzellenz. Bitte sagen Sie es nicht meinem Vater, er wäre, glaube ich, sehr traurig. Er liebt das Militär. Es ist sein Ein und Alles“, sagte der Prinz.
    „Was spielen Sie denn gerne?“, wollte Sinan Khan nun wissen, voll Zuwendung für den einsamen Jungen.
    „Ich würde gerne einmal mit einer Schere etwas ausschneiden, oder mit einem Hammer oder gar einer Säge etwas Richtiges arbeiten!“, träumte der Prinz laut vor sich hin.
    Sinan Khan lächelte.
    „Haben Sie eine Schere, Exzellenz?“, fragte der Junge mit leiser Stimme. Seine Augen gingen fast über vor Hoffnung. Stand sein größter Wunsch kurz vor der Erfüllung?
    „Nein, ich bedauere sehr, Kaiserliche Hoheit. Eine Schere habe ich nicht!“, antwortete

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