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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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obligate sexuelle Clinch ohne »Engagement«, diese ewigen
Rituale und branchenüblichen Konventionalitäten um lächerliche zwei oder drei
Positionen zu simulieren... nun, das mochte alles noch hingehen und gefallen,
wem so etwas gefiel. Aber das, was sie beleidigte, war dieser entsetzliche
Primärton mit dem störenden Surren der nicht schalldichten Kamera, der breite
bayrische Vorstadtdialekt des Mädchens, die einfallslose dauernde Wiederholung
der gleichen Wörter und Ausrufe, die Hilflosigkeit, mit der sie etwas
auszudrücken versuchte, was sie gar nicht empfand — eben all das, was durch
Synchronisation ausgemerzt werden sollte — , das entnervte sie.
    »Stellen Sie doch diesen
gräßlichen Ton ab«, rief sie wütend — und man entsprach etwas verdutzt ihrem
Wunsch.
    »Aufnahme bitte«, sagte sie.
    »Ja, aber brauchen Sie nicht noch
einige Durchläufe — zum Proben... der Take ist ziemlich lang und recht
schwierig...« meinte der Produktionsleiter.
    »Quatsch«, sagte sie, »Aufnahme!«
    Ohne weitere Widerrede wurde der
komplizierte Aufnahmemodus in Gang gesetzt: »Bild läuft...« »Ton läuft...«
grüne Lämpchen wechselten mit roten... »Fünfunddreißig die Erste...« die
üblichen Piepser... tausendfach gegebene Kommandos, tausendfach ausgeführt...
    Etwas weniger albern nahm sich
jetzt das amateurhafte Getue der beiden auf der Projektionswand aus.
    Aber mit dem Erscheinen des Bildes
hatte sich Brigitte Maria über das Mikrophon gebeugt, den Blick fest auf die
Leinwand fixiert und fast ohne die Stimme zu heben, begleitete sie das
Geschehen mit Seufzern, Exklamationen, gehauchten Zwischentönen,
Zungengeräuschen, Vokabeln und anakoluthischen Satzteilen, mit leichten
Schlägen der Fingerspitzen auf dem Handrücken oder die Wange illustrierte sie
bravourös das Aufeinanderklatschen der Körper, sie begann sich zu steigern,
wobei sie mit professioneller Routine nicht vergaß, etwas vom Mikrophon
zurückzutreten. Sie bereicherte das triviale Geschehen mit einer solchen
Vielfalt von exklamatorischen und verbalen Nuancen, daß es auf einmal
wirkliches, dreidimensionales Leben gewann.
    Als der Take abgelaufen war,
jubelte der Synchronregisseur aus der Tonkabine ein begeistertes »Gestorben!«
durch die Sprechanlage und die Leute im Studio applaudierten.
    Der Regisseur flüsterte dem
Toningenieur zu: »Wenn die nur halb so gut auf der Leinwand ist wie vor der Leinwand, dann Gute Nacht, dann ist sie ein As!« Aber da er vergessen
hatte, den Hebel des Saalmikrofons zurückzudrücken, erschallte ihr Lob laut im
Synchronstudio. Brigitte Maria ignorierte indes das impulsive Kompliment und
sagte schlicht: »Kann ich den nächsten Take haben, aber gleich ohne Ton bitte,
der stört mich nur!«
    Der Tag wurde ein Triumph für sie.
Sie besprach nicht nur diesen jungen Nackedei, der lediglich eine Nebenrolle
spielte, sondern auch einige andere in abgewandelten Situationen, mit
wechselnder Tonlage, differentem Ausdruck und unterschiedlichem Sprachschatz.
    Ihr Renomme verbreitete sich in
der einschlägigen Branche blitzschnell und nicht nur in dieser. Auch seriöse
und avantgardistische Filme hatten ihre Bettszenen.
    Niemand dachte mehr daran, die
Meier-Eschwege etwa Frigittchen zu nennen. Daß eine übelwollende Kollegin sie
mit dem Beinamen »die Orgasmusmieze mit dem Strickstrumpf« apostrophierte,
berührte sie kaum. Tatsächlich war sie zwischen den Aufnahmen von ihrem
Strickzeug nicht zu trennen, ja sie strickte bei einfachen Takes über dem Pult
am Mikrophon weiter, lautlos, ohne durch das Aufeinanderklirren der Nadeln die
Tonqualität zu stören. Nur bei komplizierteren Vorgängen sank die Handarbeit
gleichmütig auf die Pultplatte.
    Sie war vielgefragt und hatte
ausreichend zu tun. Zeitweise war sie ausgebucht. Zu den deutschen
Hervorbringungen, den Report-Serien, kamen englische, amerikanische, ja
griechische Produktionen. Von den skandinavischen ganz zu schweigen.
    Als ihr ein erfolgreicher
Pornoproduzent einen Heiratsantrag machte, lehnte sie ohne zu zögern ab. Sie
kannte das Schlitzohr, sie hätte dann umsonst arbeiten müssen und ihre Gage
wäre in die Firma geflossen. Dies aber widersprach ihrem nüchternen
Hausfrauendenken.
    Für ihre Kinder hatte sie nun ein
eigenes Kindermädchen und gelegentlich wurden sie ihr zum Arbeitsschluß in den
Aufenthaltsraum des Studios gebracht. Hier saßen sie dann wohlerzogen, um auf
Mutti zu warten.
    Wieder ist vorzeitiger Drehschluß, denn
sie arbeitet prompt, präzis

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