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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Sie schrie auf wie ein Tier. Dann verebbte die Gewalt der Emotion in
lustvoll quälendem Zeitlupentempo und schwemmte alle so lange aufgestaute
Drangsal, all ihr verdrängtes Sehnen, alle ihre heimlichen, unbewußten Wünsche
aus ihrem Körper heraus. Sie sank vor Glück wimmernd in sich zusammen und
öffnete ihre Augen.
    Helena — war sie nun Oberon,
Titania oder nur Botticellis Venus Anadyomene? — beugte sich über ihr Gesicht,
wobei ihr Busen erregend über Irenes Schlüsselbein strich und sah sie ernst und
fragend an.
    »Du bist mein erster Mann«, sagte
Irene leise.
    »Das vergißt du rasch und denkst
es nie, nie wieder!« Helena schien unwillig und gab ihr einen Klaps.
    »Wenn das der vielgerühmte ›Kleine
Tod‹ ist, dann möchte ich wissen...«
    Helena schloß Irene mit sanften
Lippen den Mund.
    »Du hast es geschafft — endlich — als
erster!« sagte Irene. »Ich hielt mich schon für total frigid.«
    »Mag sein, aber es ist nicht
wichtig, wer der erste war, wenn es nicht das einzige Mal bleibt... Höchste
Zeit, daß du es noch rechtzeitig erlebt hast, bevor du dich ganz verschlossen
hättest. Schließlich warst du ja keine Jungfrau mehr...«
    »Emotionell schon — physisch
nicht. Ich kam mir früher vor wie ein drittklassiger Fußballplatz, über den man
hinwegtrampelt, aber niemand schoß ein Tor, höchstens an die Latte oder ans
Außennetz oder es war abseits...«
    »Du kennst dich aus im
Fußballsport«, Helena sagte es lächelnd.
    »Ich hatte drei Brüder«,
entgegnete Irene schlicht. »Es war alles so unbefriedigend, so überflüssig; es
hätte auch unterbleiben können. Es war einfach eine gräßliche Quälerei und
nutzloser Kräfte- und Materialverschleiß. Was da alles schweißnaß auf mir
herumfuhrwerkte, das ganze Kroppzeug von Verehrern, Choreographen, Direktoren,
der übliche Berufsverkehr eben, alles was einem so zwischen die Beine kommt,
verlorene Liebesmüh, auch, als ich es allein versuchte... Fehlanzeige. Ich habe
sogar einem Tanzpartner als Lustknabe gedient, weil es anders mit ihm überhaupt
nicht funktionierte... Vorn und hinten, oben und unten... alles ergebnislos.«
    Helena lächelte. »Und Frauen?« Sie
fragte es forschend.
    »Eine Ballettmeisterin wollte es
unbedingt wissen. Ich stellte mich so dämlich an, daß sie mich verärgert
wegschickte. Und als sich eine Kollegin an mir delektieren wollte, habe ich die
ganze ›Sacre du printemps‹ verkichert, weil sie mich so kitzelte. Bin offenbar
ein Spätzünder.«
    »Ihr jungen Tänzerinnen verkümmert
schon im Kinderballett mit Training und Exercise restlos in eurem natürlichen
Triebleben — wie sagt man bei euch? — verkorkt...«
    Jetzt lachte Irene. »Genau, stimmt
ganz genau, verkorkt, wenn es auch richtig heißt verkorkst!« rief sie.
    »Ihr schwitzt euch zuerst alle
fleischliche Lust an der Stange und bei Pirouette und Spagat aus dem Körper,
bis er schlapp ist wie eingeweichte Wäsche und damit sublimiert ihr eure
knospenden pubertären Triebe, reagiert eure ersten sinnlichen Regungen ab, und
was die harte Knochenarbeit mit ihrer körperlichen Erschöpfung nicht schafft,
erstickt eure ›engagierte‹ Ballettideologie, die verdammte Zucht und sittliche
Ambition eures klassischen Berufsethos. Ihr werdet frühzeitig Priesterinnen und
Novizinnen einer klösterlichen Zunft. Vor lauter Spitzentanz und edler
Beinführung wißt ihr gar nicht mehr, was ihr zwischen den Beinen habt. Ihr
Ballettmädchen seid verkümmerte, kastrierte Frauen. Was euch noch bleibt, ist vielleicht
eine armselige Sexualhygiene, alles andere ist kalter Kaffee. Meine Tänzerinnen
hingegen tanzen mit feuchten Scheiden unter ihren Röcken. Die verdrängen
nichts, sie zeigen Liebesbereitschaft — und das ist doch Zweck des Tanzes und
nicht sterilisierte Ästhetik für Bildungsspießer.«
    Helena küßte Irene und streichelte
ihre Brustspitzen bis sie sich verlangend aufrichteten. Dann nahm sie sie
zwischen ihre Lippen und streifte sie zart mit ihren Zähnen. Irene wurde
unruhig. »Also bist du doch eine Lesbierin?« fragte sie verlegen.
    »Den Teufel bin ich lesbisch. Ich
bin eine Frau, sonst nichts. Keine Lesbe, kein Kesser Vater, wie ihr es wenig
freundlich nennt. Ich bin eine sinnliche tausendprozentige Frau und will nichts
anderes sein. Ich brauche Männer, solange sie nicht meinen Stimmbändern schaden
und mag hübsche Frauen. Sex ist doch kein Spielplatz nur für genau abgezirkelte
polare Geschlechtsgruppen, nur für Mann und Frau oder Männer und

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