Das Filmbett
— me — Fot — ze — du!« Und küßte sie. Irene kam.
»Ich liebe dich«, sagte Irene nach
einer atemlosen, langen Pause.
»Das läßt du gefälligst bleiben.
Das könnte dir so passen. Wir können Spaß miteinander haben, wann immer du
willst, wenn wir nun schon Kameraden sind — oder besser: Partisanen. Aber
lieben? Heute war ich jedenfalls keine Geliebte, sondern bestenfalls Hebamme.
Wir haben ein spätes Kind glücklich zur Welt gebracht: deinen Orgasmus. Und es
war eine schwere Geburt, weiß Gott. Hol ihn dir künftig von den Männern, dazu
sind die da — oder sollten es jedenfalls. Du gehörst zu den Männern, zumindest
bis du alles besser weißt. Also, kurze Manöverkritik: Erstens, ich bin nicht
schwul, ein für allemal. Zweitens, du hast dein strategisches Ziel erreicht,
zugegeben mit meiner Hilfe. Aber trotzdem bist du das faulste Miststück, das
ich kenne — egoistisch, selbstsüchtig und sträflich passiv. Du läßt alles mit
dir machen, tust selbst nichts, die Dame denkt nicht daran, Gleiches mit
Gleichem zu vergelten, was der Sinn jeder Liebe ist. Eigentlich verdienst du
Prügel!«
»So gibt sie mir doch.«
»Auch das noch! Nein, meine Liebe,
auch die muß man sich erst verdienen. Für deine körperliche Notdurft — wieder
so ein scheußliches teutonisches Wort — werden in Zukunft Männer sorgen, die
richtigen, passenden Männer, ich suche sie dir selber aus, und du wirst keine
Möglichkeit haben, dich an einen einzigen zu verlieren. Und wenn du richtig
zugeritten bist und perfekt reiten gelernt hast, kannst du dir gelegentlich
eine zärtliche Gespielin erlauben und ein bißchen — aber nur ein bißchen — schwul
sein. Als Nachspeise für die l’heure bleue, zum Entspannen.
So, der Sommernachtstraum ist nun
zu Ende. Wie heißt es bei Shakespeare: Denn unsre Maienandacht ist vollbracht!
Und nun an die Arbeit!«
Was in der Folgezeit geschah, war —
genau genommen — ein goldonisches Qui pro Quo, ein Feydeau’sches
Verwechselspiel, eine Requisitenkommödie von Lubitsch — nur mit hohem Einsatz
und großem Risiko gespielt. Denn letztlich ging es um Leben, Kerker, Folter und
Tod.
Einige Mädchen Helenas stürzten
sich mit komödiantischer Vehemenz und oft mit wechselnden Führungsrollen auf
die abgeschlafften deutschen Schauspieler. Die Töchter Lysistratas vollbrachten
Wunder hinhaltenden Widerstandes im Krieg der Geschlechter zuwege, ohne das
maskuline Selbstwertgefühl des Buffos, die männliche Eitelkeit des Ansagers,
den in Aggressionen abreagierten Minderwertigkeitskomplex des impotenten alten
Komikers zu verletzen. Sie ließen sie erotische Scharmützel gewinnen, zogen
sich geschickt aus der Hauptkampflinie auf vorbereitete Auffangstellungen
zurück, wechselten die Angriffsspitzen und ließen die Männer im Glauben,
gewonnen zu haben. Und diese merkten gar nicht, daß man sie um den Endsieg
betrog und daß sie nur taktisch bedeutungslose Scheinerfolge zu verzeichnen
hatten. Und was den Tourneeleiter und den jungen Griechen betrifft, so
entsprach ihr Verhaltensmuster rasch den klassischen Normen antiker Pädophilie.
Irenes Mädchen spielten
unbedenklich und unwissend mit. Die ehemaligen BDM-Mädchen folgten blind dem
Führerprinzip, das man ihnen eingeimpft hatte und wußten gar nicht, um was es
letztlich ging. Sie waren entweder zu dumm oder hatten das Denken verlernt. Für
die Huppdohlen, wie sie sich zuletzt selbstironisch bezeichneten, waren die
männlichen sirtakitanzenden Evzonen eine begrüßenswerte Abwechslung von der
tapsigen Direktheit der kriegerischen Landsleute mit ihren diversen Idiomen, in
denen sich immer wieder nur der militärische Alltag spiegelte, mal im
Latrinensound der Landser, mal im Kasinosound der Offiziere. Ihre neuen Freunde
hatten den Charme romantischer Südländer und waren alles andere als Papagallos,
ein Begriff, den es natürlich damals noch gar nicht gab. Als sich ihnen auch
die frustrierte Soubrette anschloß, gab es auch im übrigen weiblichen Ensemble
kein Halten mehr. Ein wolkenloser Liebesfrühling zog über Jung und Alt in
Hellas auf.
Irene lernte einige »gute« Männer
kennen, lernte sie glückhaft zu lieben und ohne Melodramatik wieder an die
außergewöhnlichen Zeitläufte zu verlieren. Sie gewann aus diesen Erlebnissen
letztlich sich selbst. Aus diesem äußerlich so energischen, innerlich noch
unsicheren und unaufgeschlossenen Käpt’n-Girl wurde eine kreative
Choreographin.
Es war ein Spiel, das von allen
Eingeweihten mit
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