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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Frauen unter
sich. Sex ist global, bordet über, geht hinweg über Geschlechts-, Rassen- und
Klassengrenzen. Sex nur zwischen Mann und Frau käme mir vor wie eine Askese,
gleich nach dem Zölibat. Sex schließt sogar Kind und Tier mit ein — du bist in
Griechenland, vergiß das nicht!« Irene schwieg beklommen und rührte sich nicht,
als Helenas Hand wieder zwischen ihre Schenkel glitt. Helena fuhr nachdrücklich
fort: »Du bist in deiner Verklemmtheit und trotz deiner mangelhaften sexuellen
Erziehung ein männliches Mädchen – une femme pederaste — wie man in Frankreich
sagt — , wie ich ein weiblicher Mann bin, kein Kesser Vater, wie du vielleicht
annimmst. Und ich möchte, daß du, stolzer, autoritärer Käpt’n einer nicht
gerade erstklassigen Tourneegruppe, ja fast schon ein preußischer Feldwebel,
ein lausiger Spieß, nicht in Bälde einen Schnurrbart unter der Nase und Haare
an deinen hübschen Beinen bekommst.« Der Zugriff ihrer schönen Hand wurde
fester, unerbittlicher. »Weißt du, was mich an dir so anrührte?« Irenes
Unterleib begann sich zu regen. »Der leere Blick in deinen Augen, nicht der
flackernde Blick ungestillter Sinnlichkeit, sondern der verlorene, erloschene
Blick unbefriedigten Sexhungers, die toten Augen von Nonnen, die das
Keuschheitsgelübde ernst nehmen.« Irene stöhnte auf unter den Fingern, die nun
geschlossen in sie eindrangen.
    »Man hat mir so viel von der
Zärtlichkeit schwuler Frauen erzählt, warum hast du mich so hart, so
unerbittlich genommen?« flüsterte Irene und begann sich zu winden.
    »Weil Zärtlichkeit die sanfteste
Verführung ist, die bequemste und verantwortungsloseste. Ihr verfallen die
Frauen am ehesten, sie ist von ihrer Art: weibisch! Hüte dich vor galanten
Männern, sie sind verspielt, es ist ihnen nicht ernst. Ein Galantuomo ist meist
ein latenter Homo, wie Casanova. Männer sind hart, fordernd. Dein kleiner Mann da
unten — übrigens ein Prachtstück — erhebt schon seinen Kopf, du lernst rasch...«
Irene bäumte sich immer heftiger auf. »Bist du soweit?«
    »Ja, gleich — gleich — ich komme
gleich wieder«, hauchte Irene.
    Helena intensivierte ihre
Bemühungen. Dabei zwang sie sich mit Erfolg, ihren Begleittext möglichst
sachlich und unbeteiligt vorzutragen. Sie gab keinen Kontext zu ihren
raffinierten Handlungen an Irenes Unterkörper. »Es ist schwer, in der deutschen
Sprache zu lieben«, sagte sie fast gleichmütig. »Eure Reizworte sind grob oder
gespreizt — wenig liebenswürdig. ›Selbstbefriedigung‹ ist wie ›Selbstfindung‹
und ›Selbstverwirklichung‹ professorales Philosophendeutsch und ›wichsen‹ und
›runterholen‹ einfach geschmacklos und ›tres boches‹. ›Einen blasen‹ ist infam
und als Metapher überdies ein schiefes Bild. Die Franzosen nennen es ›faire le
pompier‹, sie verbinden es mit der Feuerwehr an der Pumpe oder an der Spritze,
das hat wenigstens etwas vom Humor Tatis. ›Ficken‹ ist allerdings ein starkes
Wort — kein hübsches — braucht es auch nicht zu sein. Es kommt aus der
Handwerkersprache, habe ich in Heidelberg gelernt (ein Semester Semantik an der
Uni, das genügte). Typisch! Ein Wort von Tischlern und Zimmerleuten. Die fugen,
fügen Balken zusammen, schlagen Zapfen und Dübel ins Loch. Man hört direkt ein
Zunftlied auf der Festwiese, Meistersinger, dritter Akt. Vorher sang schon Hans
Sachs in der Schusterstube, daß das ganze Liebesleid Evas natürlich da unten in
der ›Naht‹ stecke. Mit Leitmotiv selbstverständlich. Wenn ihr fickt, zimmert
ihr Menschenwesen oder ›fügt‹ zwei zusammen, ineinander — das geht an.
Allerdings, die Italiener — der Teufel soll sie holen mit ihrem Duce — , haben
ein hübscheres Wort. Das kommt von chiave, dem Schlüssel. Da schlüsseln zwei
also, wahrscheinlich, um sich den Himmel und die Glückseligkeit aufzuschließen,
sie stecken den Schlüssel in das Schloß, das ist sicher charmanter. Ficken?
Dazu braucht man den Holzhammer, und so machen sie es auch meistens.« Helena
wurde in ihren infernalischen Manipulationen noch ungestümer, noch
trickreicher, während sie in ihrem germanistischen Referat die kühle
Gleichgültigkeit eines Philologen beibehielt. »Ficken?« sie schüttelte unwillig
den Kopf. »Schreibt man eigentlich Fotze mit F wie Ficken oder mit V wie
Vögeln? Das wißt ihr Deutschen selbst nicht genau. Wo ihr sonst in allem so
pedantisch genau seid.« Sie neigte sich plötzlich über Irenes Gesicht und sagte
leise: »Du — dum

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