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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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ein breites französisches Doppelbett in weißem Schleiflack mit Amoretten und Rokokogirlanden ... und einen Spiegel über der Lustwiese. Sicher, um zu sehen, ob sie alles richtig machte - im Ballettsaal gab es auch große Spiegel, damit man die eigenen Bewegungen stets kontrollieren konnte ... Apropos Spiegel ... Wie sah sie nur aus! (Sie schürzte lüstern die Lippen.) Warum machten die Filmvamps bei ihren sinnlichen Verführungsszenen den offenen Mund immer so rund, als wollten sie Spargel essen ...? (Sie zog ihre Nase kraus und streckte sich selbst die Zunge heraus)... Wo ist der Lippenstift... und der Dermatograph, um sich die Augenbrauen nachzuziehen ... gezupft mußten sie auch wieder werden ... Sollte sie sich verruchte Lidschatten malen, um den Lustmolch auf der Liebesinsel zu becircen? (denn sie hatte sich entschlossen, der fragwürdigen Einladung Folge zu leisten) ... Jetzt erst recht! (es war die Trotzreaktion des kleinen Jungen, der sagt: Geschieht meinem Vater schon recht, wenn ich mir die Finger erfriere, warum kauft er mir keine Handschuhe.) Wenn sie also schon wegen einer Rothaarigen schnöde verlassen worden war, die auch nichts Besseres aufzuweisen hatte, als was sie anbieten konnte - die roten Haare natürlich ausgenommen -, wenn sie also verdammt war, ihr Leben lang kein Glück mit Männern zu haben, dann wollte sie wenigstens erhobenen Hauptes dem Verhängnis entgegenschreiten ... Nackt mußte man auf der Insel sein, nackt sich im Wasser tummeln, nackt Ballspielen und Seilhüpfen, Gymnastik treiben, Speere werfen und Hantel stemmen und Bockspringen über gekauerte Gesellinnen - so befahl es das Gesetz des Inselherren, wie man ihr zuverlässig berichtet hatte, zum Vergnügen des alten - wie sagte Al? - des alten Voyeurs, wenn man nicht unliebsam auffallen wollte. Nun, gegen Nacktheit hatte sie nichts einzuwenden, wenn sie sich selbstverständlich ergab -aber so vor allen Leuten auf die Wiese geführt werden wie eine Kuh auf die Weide, zur Augenweide... Kuh? Nein, sie hatte wirklich keine Euter, wie sie so lange gefürchtet hatte, sie gefielen ihr jetzt selbst, ihre Brüstchen, und sie schämte sich ihrer kein bißchen mehr. Der »Miko« war ihr wenigstens genommen worden. Und die Angst, »es könne nicht gut aussehen« - vorbei... Scham sei Haß auf sich selbst, hatte Al gesagt - nun, sie haßte sich nicht mehr ... (sie liebkoste ihre beiden weißen Kaninchen, die allerdings jetzt goldbraun geworden waren)... und sie vor aller Augen spazierenzuführen, könnte Spaß machen, alle die Ziegen würden meckern und zerspringen ... »wer hat, der hat« und ist immer besser daran als jemand, der nichts besitzt. Warum also nicht...? Die Vorstellung davon war allein schon prickelnd ... (sie stand nackt im Zimmer und drehte und wendete sich und versuchte über ihre Schulter auf ihre knäbischen Hinterbacken zu schielen, wie ein in sich verliebter Narziß.)
    Da fühlte sie einen Verdacht, den sie schon mehrfach gehegt hatte. Natürlich - Mauro spionierte vor ihrem Zimmer herum, er belauerte sie, und zwar im Augenblick durch das Schlüsselloch. Kein Zweifel, er war kein alter, aber ein junger Voyeur. Voyeur, das hieß Zuschauer, und gegen Zuschauer konnte eine Tänzerin nichts einzuwenden haben, im Gegenteil, sie waren erwünscht. (Daß zwischen einem heimlichen Zugucker und einem Zuschauer ein gewisser Unterschied bestand - wie sollte sie sich das klarmachen.) Aber ob der »Exhibitionismus«, oder wie das Fremdwort hieß, mit dem Prickeln auf ihrer Haut zu tun hatte, konnte sie jetzt erproben. Die Erfahrung mochte nützlich sein, auf dem ihr nunmehr unerbittlich vorgeschriebenen Weg ins Laster.
    Also drehte und wendete sie sich weiterhin, schob sich noch mehr in die Sichtachse des Schlüssellochs und entfernte sich gleichzeitig von der Tür zum Waschtisch hin, um eine totalere Kenntnisnahme ihrer Person zu gestatten. Und tatsächlich -Verruchtsein macht Spaß, an der Sache war was dran, konstatierte sie befriedigt. Die Vorstellung, daß Mauro hinter der Tür höllische Qualen litt, bereitete ihr ein seltsames Vergnügen. War sie pervers? In der Richtung gab's doch einiges, über das man nur hinter der vorgehaltenen Hand flüsterte. Sie erinnerte sich einer Episode aus Casanovas Erinnerungen, die sie seinerzeit heimlich unter der Bettdecke mit Hilfe einer Taschenlampe verschlungen hatte: dieses Abenteuer mit der schönen Jüdin Lia in Ancona, die Casanova nicht an ihre Wäsche ließ, bis er fast zum Wahnsinn

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