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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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getrieben worden war, die ihm aber raffiniert die Gelegenheit verschaffte, ihre - wie Casanova sagte - »intimen Reize« ausführlich in durchtriebenen Stellungen durch eine Ritze in der Wand zu bewundern, was ihn natürlich noch mehr auf die Palme brachte. So etwas wollte geübt sein.
    Sie nahm die Seife aus dem Schüsselchen, machte sie naß, ließ sie aus den Händen gleiten und begann, erst gebückt, dann auf allen Vieren, nach ihr zu suchen. Und sie hätte das vergnügliche Spiel noch gern weiter getrieben, hätte der Padrone nicht von der Treppe her ein ungeduldiges »Mauro, Mauro, viene presto« erschallen lassen, auf das ein gleichmütiges »Vengo subito« zur Antwort kam - aber nicht von ihrer Tür, sondern von der Piazza. Also war gar kein Voyeur dagewesen ... schade, jammerschade, aber egal, allein die Vorstellung, es hätte einen Schüssellochgucker gegeben, war angenehm und die Erfahrung hoch zu veranschlagen.
    Nun - sie hatte genug Verworfenheit aufgetankt, um dem Abenteuer mit dem Monster gewappnet entgegentreten zu können.
    Wo war ihr Spezialparfüm, ihre höchstpersönliche Mischung von Khasana, Chypre und Coty ... ein Tupfer hinter die Ohren, einer unter jede Achsel, und, da das Fläschchen leider ohnedies fast leer war, der Rest auf ihr seidiges Fellchen -wohin sollte sie sonst damit Trotzdem mußte sie eine gewisse Befangenheit hinter einer schnippisch hochmütigen Tenue verbergen, als sie nun hinter der Windschutzscheibe des eleganten Flaggschiffes jener kleinen Flotille von Motorbooten saß, die die Einwohner Asconas »barchette di ragazze« nannten, die Barken der Mädchen. Sie brachten in Kiellinie einen stattlichen Auftrieb knusprigen, braungebrannten Mädchenfleisches auf die berüchtigten Inseln. Blanche konnte sich des Eindruckes nicht erwehren, man führe eine bunte, lebende Fracht zu dem Volksfest eines heiteren Kälbermarktes, zu einer obligatorischen Geflügelschau. Ob man so - natürlich unter düsteren und dramatischeren Umständen, zu Onkel Toms Zeiten - die hübschen Negersklavinnen in Virginia oder New Orleans zur Versteigerung brachte? Wer bietet mehr, zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten? Kühn zog neben ihr Willem, die kecke Schiffermütze auf dem Ohr, mit seinem Rennboot gefährliche Kurven und führte damit einen Reigen an, der sich in Schlangenlinien durch das Wasser pflügte. Die Bugwogen spritzten hoch auf und hinterließen achtern einen wirbelnden schaumig-weißen Sog, und wenn die Boote fast zu kentern drohten, wurde das helle Geschnatter der Mädchen abgelöst von spitzen, schrillen Schreien, hysterischem Gekreische, akkurat wie auf der Achterbahn beim Hamburger »Dom«, dem Oktoberfest der Hansestadt, wie Willem grinsend kommentierte. Strohhüte mußten dann krampfhaft festgehalten werden, Sonnenbrillen rutschten von diversen Nasen und die Taschen »mit dem Nötigsten« wurden zwischen den Schenkeln festgeklemmt, während man aufeinanderpurzelte.
    Willem hatte sie tatsächlich abgeholt, hatte sich mit dem linkischen Charme eines Hamborger Jong vorgestellt und höflich gefragt, ob sie der Einladung des »Chefs« Folge leisten wolle, da dieser leider keine diesbezügliche Nachricht erhalten habe. Er war ein blonder, blauäugiger Recke, ein echtes Kind Hammonias, der das spitze S der Waterkant sprach und auch sonst seine Herkunft nicht verleugnen konnte. Doch wollen wir unsere Leser mit den phonetischen Reizen seines Idioms, mit dem nöhligen Singsang, dem stereotypen »Noch«, dem »Laß das man nach« und »Das geiht ja wohl an« nicht weiter behelligen. Daß seine anfängliche Hochachtung vor der jungen Dame bald einer familiäreren Ausdrucksweise wich und das Gnädige Fräulein als »smukke Deern« apostrophiert wurde, mit der man wenigstens richtig »snaken und klöhnen« könne, tat zwar Blanche nicht weiter weh, ließ aber einiges erwarten und die »Deern« versteifte sich merklich.
    Der Gastgeber empfing seine jungen Gäste an dem pompösen Bootssteg in weißer Hose und blauer Jacke mit goldenen Knöpfen, die ein Anker zierte, huldvoll, wie ein Grandseigneur. Da er seine Kapitänsmütze abgenommen hatte, zeigte er eine Vollglatze, poliert wie eine Billardkugel, bei näherer Betrachtung erkannte man seine Untersetztheit und spürte, daß hier ein Bourgeois den Gentilhomme mit nur geringem Talent zu spielen suchte.
    Blanche war enttäuscht. Das Monster war kein Golem und kein Frankenstein, sondern ein schlichter Neureicher, ein Inflationsgewinnler.
    »Machen Sie

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