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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
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aufgebracht.
    Frauke war
zufrieden. Sie hatte mehr erreicht, als sie gehofft hatte. Insbesondere die
Sorge des Paten um seinen Neffen war neu. Das konnte vielleicht die alleinige,
aber zumindest mit ausschlaggebende Erklärung dafür sein, dass man sie so
hartnäckig verfolgte. Wenn Bassettis Behauptung der Wahrheit entsprach, musste
der Mann an der Spitze der Organisation ihren Tod fordern, allein um sein
Gesicht zu wahren – ein Gesicht, dem Frauke zu gern gegenüberstehen würde.
    Auf der
Dienststelle rief sie die Mitglieder des Teams zu einer Besprechung zusammen.
    »Woher haben Sie die
Information mit dem arabischen Neffen?«, fragte Madsack. In seiner Stimme
schwang Anerkennung mit.
    »Ich habe Bassetti
verhört.«
    »Und dabei haben Sie
den dritten Grad angewandt und Bassetti das Geheimnis entlockt?«, kommentierte
Putensenf, während Schwarczer – wie immer – der Runde beiwohnte und sich jeden
Kommentars enthielt.
    »Mich wundert, dass
Sie mir nicht unterstellen, die Waffen der Frau eingesetzt zu haben«,
entgegnete Frauke. »Um Ihnen auch einmal einen Erfolg zukommen zu lassen,
müssen wir Sie zum Verhör eines offensichtlich homosexuell veranlagten
Verdächtigen schicken.«
    Madsack lachte, und
selbst Schwarczer verzog seine Mundwinkel zu einem Schmunzeln. Putensenf holte
tief Luft, unterließ es aber, zu antworten. Frauke nickte Madsack zu, um ihn
aufzufordern, von seinen Erkundigungen zu berichten.
    »Die Reichenberger
Immobilien GmbH in Braunschweig ist ein alteingesessenes Unternehmen. Laut
Handelsregister wurde es vor fast vierzig Jahren von Peter Reichenberger
gegründet. Vor drei Jahren hat der Betrieb einen neuen Eigentümer erhalten.
Reichenberger hat sich aus Altersgründen zurückgezogen. Offenbar gab es keinen
Angehörigen, der sein Lebenswerk unternehmerisch fortsetzen wollte.«
    »So etwas steht aber
nicht im Handelsregister«, bemerkte Putensenf.
    »In Ihrem
Stellenprofil steht nicht, dass Sie den Kollegen ständig unterbrechen sollen«,
wies ihn Frauke zurecht.
    »Jakob hat recht.
Die ergänzende Information habe ich von einem Redaktionsmitglied der
Braunschweiger Zeitung, mit dem ich bekannt bin. Der hat die Informationen aus
dem Zeitungsarchiv recherchiert. So einfach ist das manchmal«, sagte Madsack
und sah dabei Putensenf an.
    »Bei diesen
Kontakten hat dir dein Familienname nicht geholfen?«, stichelte Putensenf und
spielte auf den Namen Madsack an, der identisch war mit Hannovers bekannter
Verlegerdynastie.
    »Du weißt doch, Jakob:
nicht verwandt und nicht verschwägert. Reichenberger hat die
Immobiliengesellschaft an die Vierte Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH in
Wolfenbüttel verkauft, die alleiniger Gesellschafter ist.«
    »Liegt die Betonung
auf ›Vierte‹?«, fragte Frauke.
    »Darauf habe ich
mein Augenmerk gelegt. Im Handelsregister finden sich auch noch die Erste, die
Zweite und die Sechste.«
    »Und die
dazwischen?«
    »Keine Einträge.«
Madsack zuckte mit den Schultern. »Die Erste wiederum hat denselben
Gesellschafter wie die Vierte.«
    »Und die Zweite und
Sechste?«
    »Andere«, erklärte
Madsack.
    »Mein Gott, wer
denkt sich so etwas aus?«, stöhnte Putensenf.
    »Leute, die etwas zu
verbergen haben«, erwiderte Frauke. Dann wandte sie sich an den Hauptkommissar.
    »Haben Sie diese
Kette weiterverfolgen können?«
    »Die Zeit hat nur
gereicht, um noch die nächste Stufe zu eruieren. Die Spur führt zur Lucky
Holding GmbH.«
    »Heißt die wirklich
so?«, fragte Frauke ungläubig. »Da muss jemand großen Humor besitzen.«
    Madsack nickte
ernst. »Jetzt wird es interessant. Die Lucky Holding gehört zu gleichen Teilen
Igor Stupinowitsch und einer Proprietà S.p.A. aus Turin.« Madsack hüstelte.
»Ich habe versucht, das zu übersetzen, und glaube, Proprietà heißt Vermögen.
S.p.A. ist in Italien so etwas Ähnliches wie bei uns die Aktiengesellschaft.«
    »Gut, Madsack«,
lobte Frauke den Hauptkommissar, der das Lob mit einem strahlenden Gesicht
entgegennahm. »Damit sind wir einem weiteren Standbein der Organisation auf der
Spur. Für mich verdichten sich die Hinweise, dass Stupinowitsch mehr mit der
Sache zu tun hat, als er uns weismachen wollte. Sein Engagement im
Rotlichtmilieu ist kein Zufall. Und auch der Transfer der illegalen
Arzneimittel über Weißrussland nach Deutschland scheint Teil einer groß
angelegten Kooperation mit dem italienischen Teil der Organisation zu sein. Ich
habe das Gefühl, wir dringen immer weiter ins Zentrum der Organisation
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