Das Finale
einem Parkplatz um.«
Putensenf fluchte leise
vor sich hin, als sie die gesuchte Anschrift gefunden hatten. Es gab nirgendwo
eine Parkmöglichkeit. Auf der Dankwardstraße rollte der Verkehr zur Kreuzung
Bohlweg, der als Einbahnstraße am Braunschweiger Schloss vorbeiführte. Zuvor
zwängte sich die Straße zwischen gesichtslosen Häusern auf der linken
Straßenseite und der Straßenbahnhaltestelle »Rathaus« sowie dem »Zusatzbau
Rathaus« hindurch. Dieser Straßenzug mit billigen Telefonläden, Dönerbuden und
dem grauen und bedrückenden städtischen Betonbau gehörte nicht zu den
städtebaulichen Glanzlichtern der zweitgrößten Stadt Niedersachsens.
»Wir sollten die
Planer dieses Betonklotzes gleich mit verhaften«, sagte Putensenf, als könne er
Fraukes Gedanken raten.
»Konzentrieren Sie
sich auf den Verkehr und finden Sie endlich einen Parkplatz.«
»Wer solch hässliche
städtische Bauten errichtet, ist auch unfähig, eine vernünftige Verkehrsplanung
zu organisieren«, schimpfte der Kriminalhauptmeister und suchte nach der
nächsten Möglichkeit, diesen Teil der Innenstadt zu umrunden. Sie quälten sich
im Stau an den zahlreichen Gastronomiebetrieben mit dem Außenangebot vorbei,
bis sie vor dem lang gestreckten Altbau des Polizeikommissariats Mitte eine
Parkmöglichkeit fanden, obwohl der Platz »nur für Einsatzfahrzeuge« reserviert
war.
Putensenf verschwand
in das Gebäude. »Ich sage den Kollegen Bescheid«, erklärte er, um kurz darauf
wieder zu erscheinen und zu verkünden: »Begeistert waren die nicht.«
Sie gingen zu Fuß am
Rathaus vorbei, das mit seinem Turm und der hübschen Fassade ein
repräsentatives Gebäude war. Als sie um die Ecke bogen und den schmucklosen
Betonanbau erreichten, machte Putensenf Frauke auf ein Schild aufmerksam, das
darauf hinwies, dass hier die Personalvertretung und das Stadtsteueramt zu
finden seien.
»Das konnte nicht
anders sein«, knurrte Putensenf. »Solche Institutionen versteckt man hinter den
grässlichsten Betonwänden.«
Die Reichenberger
Immobilien Verwaltungs GmbH befand sich in einem modern wirkenden Bürogebäude
an der Ecke der belebten Kreuzung, in dem eine große Bank residierte.
Frauke hatte nicht
damit gerechnet, noch jemanden im Büro anzutreffen. Sie war überrascht, als
dort noch lebhafter Bürobetrieb herrschte. Die Erklärung lieferte die junge
Frau am Empfang.
»Sie kommen wegen
welchen Objektes?«, fragte sie. Natürlich. Immobilienunternehmen vereinbarten
häufig Termine nach Feierabend. Das war ein glücklicher Umstand für die
Beamten.
»Die Hotelpension in
der Großkopfstraße in Hannover«, sagte Frauke.
»Haben Sie einen
Termin?«
»Nein, das ist spontan.«
»Moment«, bat die
junge Frau und gab etwas in ihren Computer ein. Dann sah sie mit einem ratlosen
Gesichtsausdruck auf. »Das Objekt steht nicht zur Disposition.«
»Wir möchten gern
mit Ihrem Geschäftsführer sprechen.«
»Mit Herrn
L’Arronge?«
»Ja«, sagte Frauke
schnell.
Die Mitarbeiterin am
Empfang wählte eine Nummer an und gab den Gesprächswunsch weiter.
Kurz darauf erschien
ein stämmiger Mann mit Halbglatze, dessen Bauch sich über den Hosengürtel
wölbte. Er stellte sich mit Namen vor. »Was kann ich für Sie tun?«
»Landeskriminalamt
Hannover«, sagte Frauke und präsentierte ihm ihren Dienstausweis, dem er nur
einen flüchtigen Blick schenkte.
»Kommen Sie mit«,
bat L’Arronge und führte sie in sein Büro.
»Uns sind
Merkwürdigkeiten in der Pension Favorit in Hannover aufgefallen. Ihr
sogenannter Partner Kevin Schmidtke konnte uns keine Erklärung dafür geben,
dass er von einem unbekannten Auftraggeber die Kosten für ein stets
ausgebuchtes Haus erstattet bekommt, ohne dass je ein Gast erschienen ist.
Anschließend führt er fast die gesamten Einnahmen an Sie ab.«
»Was ist daran nicht
in Ordnung?«
»Die Art des
Geschäfts. Finden Sie es nicht auch merkwürdig, dass jemand viel Geld dafür
zahlt, dass er die Leistungen nicht abnimmt?«
L’Arronge machte ein
betroffenes Gesicht. »Sie überfallen mich mit Behauptungen, die ich nicht
prüfen kann. Wir vermitteln und verwalten Immobilien. Fremde. Dafür erhalten
wir eine Verwaltergebühr. Die administrative Unterstützung bei der Abrechnung
der Pensionen ist für uns nur ein Durchgangsposten, denn –«
»Moment«, unterbrach
ihn Frauke. »Sie sprachen eben von Hotelpensionen in der Mehrzahl.«
Der Mann sah sie
überrascht an. »Ja. Wir haben derzeit elf Stück unter Vertrag.
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