Das Finale
Geständnis ein Ende bereiteten. Auf diesen Effekt
hoffte Frauke. Sie wollte auf Provokation setzen. Deshalb hatte sie darauf
verzichtet, ein weiteres Mitglied ihres Teams am Verhör teilnehmen zu lassen.
»Schmeckt Ihnen die
Gefängniskost? Haben Sie schon herausgefunden, wie oft es Pizza und Pasta gibt?
Ich würde mich an Ihrer Stelle rechtzeitig an Schweinebraten, Bratwurst und
Rotkohl gewöhnen. Schließlich werden Sie sich davon Jahrzehnte ernähren
müssen«, sagte sie zur Begrüßung.
»Schlampe«, fluchte
Bassetti.
Frauke lehnte sich
entspannt zurück.
»Ich gönne es Ihnen,
zu schimpfen. Schließlich werden Sie in all den Jahren nicht oft eine Frau
sehen. Mir macht das nichts aus.« Sie zeigte Richtung Fenster. »Ich bin nach
unserem Gespräch wieder da draußen. Sie nicht. Haben Sie eine Vorstellung, wie
Ihre Behausung von außen aussieht?«
»Ich werde dich
kaltmachen«, schrie Bassetti wutentbrannt.
Frauke sah ihn
belustigt an. »Von einem Italiener erwarte ich eigentlich andere Aussagen.
Heißt es nicht gegenüber einer Dame: Ich werde dich heißmachen?«
»Deine Tage sind
gezählt. Dich werden sie massakrieren.«
»Ach!« Frauke
spitzte die Lippen. »Das klingt schon anders. Haben Sie keine Zuversicht mehr?
Jetzt sollen es die anderen erledigen. Hoffentlich sind die besser als Sie. In
der Organisation spricht man über Sie. Wissen Sie, wie man Sie nennt? Die
Niete.«
Bassetti drohte mit
dem Zeigefinger in Fraukes Richtung.
»Ich weiß, was du
willst. Du willst mich reizen. Ja!« Seine dunklen Augen funkelten böse. »Aber
das schaffst du nicht.«
»Geben Sie die
Befehle? Oder ist es Ihr Boss Bernd Richter?«
»Ha! Du hast keine
Ahnung.«
»Das sehe ich
anders. Wir haben Ihrer Truppe erheblich zugesetzt. Abgesehen davon, dass Sie
sich gegenseitig umbringen und ausrotten, sind Sie doch der beste Beweis dafür,
dass wir sehr erfolgreich sind. Und ich erfreue mich immer noch bester
Gesundheit trotz der ominösen Todesliste. Das ist nichts weiter als heiße Luft,
Bassetti.«
»Sie haben das Schlimmste
gemacht, was Sie einem Italiener zufügen können.«
Frauke wurde
hellhörig. Es klang so, als würde Bassetti, den sie für einen Handlanger hielt,
doch etwas wissen.
»Ich habe Sie von
der Straße geholt.« Sie drehte mit ihrem Zeigefinger in ihrem Haar. »Mögen die
anderen im Gefängnis, die auch lange keine Frau mehr gesehen haben, eigentlich
schwarz gelockte Südländer?«
Bassetti sprang auf,
wurde aber sofort vom aufmerksamen Beamten der JVA wieder auf den Stuhl zurückgedrängt. »Sie haben die Familienehre beleidigt. Das
ist tödlich.«
»Ach ja?« Frauke
versuchte, sich desinteressiert zu geben. Gelangweilt betrachtete sie ihre
Fingernägel.
»Sie haben den
Neffen des Paten den Arabern ausgeliefert.«
»Ich?« Sie tat, als
wüsste sie, wovon er sprach. Fieberhaft überlegte sie, was Bassetti damit
meinen könnte.
»Das waren Sie«,
versuchte es Frauke. »Wären Sie nicht so blöd gewesen und hätten Ihren Job bei
Schröder-Fleisch besser gemacht, wäre der Neffe in Saudi-Arabien nicht
aufgeflogen.«
»Sie wissen genauso
wie ich, dass die Araber bei Heroin kurzen Prozess machen.« Bassetti deutete
die Geste des Halsabschneidens an.
»Andere Länder –
andere Sitten. Dem durch Ihre Dummheit überführten Dealer droht die
Todesstrafe. Da sind die Herren unerbittlich. Wie vollstreckt man die? Durch
Erhängen? Köpfen? Oder ist man human und erschießt den Neffen?« Frauke
schüttelte den Kopf. »Nein, Bassetti. Nicht nur das Gefängnis wartet auf Sie.
Wenn die Organisation wirklich so mächtig ist, dann wird ihr langer Arm auch
bis hinter Gefängnismauern reichen. Irgendwann wird man Ihnen einen scharf
geschliffenen Löffelstiel ins Herz jagen, Sie mit einer Schlafanzughose
erwürgen. Das ist kein rühmliches Ende. Haben Sie darüber nachgedacht, dass Sie
auf der Todesliste viel weiter oben stehen als ich? So merkwürdig es klingen
mag, aber ich bin Ihr einziger Freund. Ihr einziger, Bassetti«, schob sie noch
einmal betont hinterher. »Und Dottore Carretta, Ihr Anwalt, wägt bei seiner
Verteidigungsstrategie auch zwischen Ihren Interessen und denen der
Organisation ab. Weshalb hat er Ihnen geraten, sich schuldig zu bekennen? Und
Bernd Richter nicht? Sie sollen für die anderen geopfert werden. Und wenn
Richter irgendwann wieder draußen ist, glauben Sie, er denkt dann an den
kleinen italienischen Trottel, der hier verschmachtet?«
»Das ist alles
gelogen!«, schrie Bassetti
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