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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale
Autoren: Hannes Nygaard
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makaber, dass er dabei noch Glück
hatte und die Handlanger der Organisation ihn nicht ermordet haben. Mit solchen
Aktionen wird ein Zeichen gesetzt. Jetzt schweigen alle aus Angst. Wen wundert
es, wenn sich Informanten sehr konspirativ verhalten?« Dabei sah sie Putensenf
direkt in die Augen. Der Kriminalhauptmeister senkte den Kopf und murmelte eine
unverständliche Zustimmung.
    »Was geschieht jetzt
mit dem Polizisten aus Wittingen, der Bernd Richter im Untersuchungsgefängnis
besucht hat und ihm die Nachricht hinterbrachte, dass Richter sich umgehend
Dottore Carretta als Anwalt nehmen soll?«, wechselte Madsack das Thema.
    »Gegen Eberhard
Annenmeyer wird ein Verfahren eingeleitet. Der Mann ist nur ein kleines Licht
und wusste gar nicht, auf was er sich eingelassen hat. Er glaubte, Richter und
dem Anwalt eine Gefälligkeit schuldig zu sein. Trotzdem darf sich ein Polizist
nicht in eine solche Abhängigkeit begeben. Man mag solche Menschen bedauern,
aber das sind nun einmal unsere Regeln«, erklärte Frauke. Sie sah Madsack an. »Sie
sollten sich weiter um die Aufklärung der Hintergründe bemühen. Wer steckt
hinter der Proprietà S.p.A.? Wie heißt der Statthalter der Organisation in
Saudi-Arabien, den man dort verhaftet hat und dem die Todesstrafe droht? Und
wer sind die Strohmänner in den Vermögensverwaltungsgesellschaften und der
Lucky Holding? Es ist ein mühsames Geschäft. Aber nur auf diesem Weg kommen wir
weiter.«
    »Sollten wir noch
einmal Kevin Schmidtke in die Mangel nehmen?«, fragte Putensenf. Der
Kriminalhauptmeister wirkte auffallend zurückhaltend.
    Frauke schüttelte
den Kopf. »Das führt uns nicht weiter. Das ist ein armer Wicht, den man benutzt
hat. Schmidtke ist Opfer, nicht Täter. Mich macht aber stutzig, dass die
Organisation sich jetzt schon solch schwacher Glieder bedienen muss. Den Leuten
muss doch klar sein, dass Schmidtke sofort einknickt, wenn wir ihn verhören. Es
ist kaum vorstellbar, dass man in der Organisation so naiv ist, zu glauben, wir
würden Schmidtke nicht entdecken. Und die Verfolgung des weiteren Wegs hat uns auch
vor keine unlösbaren Probleme gestellt. Haben wir die klugen Köpfe in der
Organisation schon verunsichert? Oder vielleicht sogar schon gefasst?«
    »Sie meinen Bernd
Richter?«, warf Madsack ein.
    Frauke nickte. »Für
mich spielt unser ehemaliger Kollege eine wesentlich größere Rolle, als es den
Umständen entsprechend den Anschein hat. Richter war ein kluger Kopf. Der
scheint jetzt in der Organisation zu fehlen. Offensichtlich konnte er noch
nicht ersetzt werden.«
    Frauke sah auf die
Uhr.
    »Vielleicht ist es schon
zu spät, aber ich würde der Reichenberger Immobilien GmbH gern noch einen
Besuch abstatten.« Sie sah sich um. Madsack war mit Recherchearbeiten
ausgelastet. Mit Schwarczer wollte sie nicht allein sein. Zu groß wäre die
Versuchung gewesen, den Kommissar zu fragen, warum er für sie gelogen hatte.
Doch diese Blöße wollte sie sich gegenüber Schwarczer nicht geben. »Putensenf«,
entschied sie, »wir machen einen Ausflug nach Braunschweig.« Für einen Moment
schien es, als wollte der Kriminalhauptmeister aufbegehren. Dann nickte er
ergeben.
    Wenig später
saßen sie in einem VW  Variant und fuhren
Richtung Osten. Die durchgängig dreispurige Autobahn war voll und gestattete
nur ein Fortkommen mit wechselnden Geschwindigkeiten zwischen achtzig und
einhundert Stundenkilometern. In Höhe der Abfahrt »Hämelerwald« befand sich
eine Baustelle, an der es nur im Schritttempo voranging. Auf den beiden rechten
Fahrstreifen lieferten sich die vorwiegend osteuropäischen Lkws ein
Elefantenrennen. So blieb den Pkws nur der Überholstreifen. Sie benötigten fast
eineinhalb Stunden, bis sie die Braunschweiger City erreichten.
    »Jetzt werden wir
niemanden mehr erreichen«, schimpfte Frauke.
    »Wollen Sie mich
dafür verantwortlich machen?«, antwortete Putensenf. »Ich kann nichts dafür,
wenn Schwarczers russische Kumpane die Autobahn verstopfen.«
    »Ich möchte solche
Äußerungen nicht hören, verstanden?«, ranzte ihn Frauke an. »Kollege Schwarczer
ist in Hannover geboren und Deutscher wie Sie und ich.«
    »Wer’s glaubt, wird
selig«, murmelte Putensenf. »Allein die Schreibweise seines Namens. Und dann
heißt er Yuri.«
    Sie musterte
Putensenf von der Seite. »Und Sie? Jakob! Sie sind höchstens ein billiger
Jakob. Genug jetzt. Sie unterlassen Ihre krausen Gedanken, die in unserem Team
nichts zu suchen haben. Sehen Sie sich lieber nach
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