Das Finale
Schmidtke das Handwerk zu legen und das große
Geschütz aufzufahren. Im Wege der Amtshilfe hat er die anderen Behörden auf die
obskure Pension gehetzt.«
»Wer hat ihn
beauftragt, alle Pferde scheu zu machen?« Frauke war zornig.
Madsack versuchte
sich in seinem Stuhl klein zu machen. Er zog den Kopf zwischen die Schultern und
starrte auf das Blatt Papier, das er in Händen hielt. Vorsichtig hob er es ein
paar Zentimeter in die Höhe. »Soll ich fortfahren?«, fragte er schüchtern.
Frauke nickte.
»Die Überweisung
erfolgte zugunsten der Reichenberger Immobilien Verwaltungs GmbH in Braunschweig.«
»Wer verbirgt sich
dahinter?«
»Das habe ich noch
nicht herausfinden können. Dafür war die Zeit zu knapp.«
»Ich möchte alles
über diesen Laden wissen«, sagte Frauke und wedelte mit der Hand, als würde sie
eine Fliege verscheuchen. Madsack deutete die Geste richtig und verließ ihr
Büro ohne weitere Fragen. Er schien froh, sich entfernen zu können.
Frauke folgte ihm
und traf Putensenf an dessen Arbeitsplatz an. Er begrüßte sie mit einem
Grinsen.
»Putensenf!«,
fauchte sie ihn an, sodass das Grinsen sich augenblicklich in einen
überraschten Ausdruck verwandelte. »Sind Sie von allen guten Geistern
verlassen? Wer hat Sie beauftragt, solch hirnrissige Aktionen zu starten? Haben
Sie wenigstens die örtliche Presse zur Großkopfstraße bestellt, um möglichst
viel Aufhebens zu veranstalten? Welches Ziel verfolgen Sie mit diesem
Brimborium?«
»Ich habe gedacht …«, versuchte sich Putensenf zu verteidigen.
»Sie haben
gedacht?«, unterbrach ihn Frauke. »Das ist lächerlich. Als wenn Sie das jemals
getan hätten.« Sie schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das ist
kleingeistig, die ganze Staatsmacht gegen einen hilflosen Verlierer
aufmarschieren zu lassen. Wollen Sie ihn erschrecken? Das haben Sie schon
vorhin mit Ihrem Erscheinen in seinem Loch getan. Mensch, Putensenf. Was mache
ich nur mit Ihnen? Unsere Dienststelle ist zu klein, sonst würde ich Ihnen die
Verwaltung der Büroklammern überantworten.« Sie beugte sich über seinen
Schreibtisch und schlug mit der flachen Hand auf die Arbeitsfläche, dass es
laut knallte. Erschrocken fuhr der Kriminalhauptmeister ein Stück mit seinem
Bürostuhl zurück. »Ihr unüberlegtes Verhalten wird Konsequenzen haben«, drohte
sie, drehte sich um und verließ Putensenfs Büro.
Wütend kehrte sie
über den Flur zu ihrem Dienstzimmer zurück. Sie musste dabei fürchterlich
aussehen, fiel ihr auf, als ihr auf dem Flur ein anderer Beamter begegnete, der
sich eng an die Wand drückte, als sie ihn passierte.
Noch war der
Nachweis nicht erbracht, dass die Organisation hinter diesen Geschäften
steckte, obwohl es eine weitere Methode war, um illegal erworbenes Geld zu
waschen. Es war schwierig, den Sumpf von der Quelle her auszutrocknen, der
Prostitution, dem Rauschgifthandel, der Schutzgelderpressung. Das waren immer
noch Bereiche, wo sich die organisierte Kriminalität betätigte. Doch diesen
Anfängen war sie lange entwachsen. Sie hatte sich in die erste Businessebene
vorgearbeitet und betrieb lukrative Geschäfte mit einem seriösen Anstrich. Zum
Glück für die Ermittlungsbehörden gab es immer wieder Verbindungen zu den
Wurzeln im kriminellen Milieu. Hätte nicht Marcello Manfredi versucht,
Geschäfte auf eigene Rechnung an der Organisation vorbei zu betreiben, wäre der
Handel mit gefälschten Fleischwaren nicht aufgeflogen. Das war ein ungeplanter
Betriebsunfall gewesen. Frauke griff zum Telefonhörer.
»Madsack«, sagte
Frauke in scharfem Ton, als sich der Hauptkommissar meldete. »Ich möchte
wissen, was aus der Sache mit den nach Saudi-Arabien exportierten Schinken
geworden ist, in die Simone Bassetti bei Schröder-Fleisch kleine Heroinpäckchen
geschmuggelt hat.«
»Jawohl«, antworte
Madsack eilfertig. »Ich kümmere mich darum. Sofort.«
Anschließend fuhr sie
zur Justizvollzugsanstalt Hannover und ließ Simone Bassetti vorführen.
Der Italiener
sah bleich und übermüdet aus. Es war immer wieder die gleiche Erfahrung, die
Frauke während ihrer Zeit bei der Polizei gemacht hatte, dass selbst viele der
Hartgesottenen mürbe wurden, wenn sie in Untersuchungshaft saßen, die Tage mit
Warten verbrachten und sie die Ungewissheit quälte, wie weit die Ermittlungen
der Polizei gediehen waren. Nur wenige waren so naiv, zu glauben, man könne
ihnen nichts nachweisen. Daher war es keine Seltenheit, dass Beschuldigte
diesem Zustand durch ein
Weitere Kostenlose Bücher