Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
Vom Netzwerk:
Was veranlasste einen Mann wie
den alten Herrn, sich noch über die Pensionsgrenze hinaus für Kriminelle
einzusetzen? Der Anwalt focht dabei mit aller Finesse, er kannte alle
Spitzfindigkeiten eines erfahrenen Strafverteidigers, aber der
Gerechtigkeitssinn, wie er vorgab, mochte es nicht sein. Vielleicht war
Carretta Anwalt aus Leidenschaft. Dann vermochte er es aber gut zu verbergen.
Sicher halfen ihm dabei sein Alter und die Erfahrungen eines langen Lebens. Für
Frauke war es ein weiterer möglicher Ansatzpunkt, den Hintermännern auf die
Spur zu kommen. Sie musste herausfinden, wer Carrettas Dienstleistungen
bezahlte. Doch dieser Möglichkeit waren Grenzen gesetzt. Die Polizei konnte es
sich nicht erlauben, einen Verteidiger auszuforschen, womöglich noch seine
wirtschaftlichen Transaktionen zu untersuchen.
    Nachdenklich
fuhr Frauke zum Landeskriminalamt zurück. Dottore Carretta war und blieb ein
Rätsel. Wie Georg, dachte sie, als ihr Diensttelefon klingelte.
    »Thomas hat mir Ihre
Nummer gegeben«, sagte eine herb klingende männliche Stimme.
    »Schwarczer?«
    »Ja. Ist das okay?«
    »Was wollen Sie.«
    »Wir wollen keinen
Ärger.«
    »Wer sind wir ?«
    »Mein Boss gehört
zur Interessengemeinschaft der Steintorwirte.«
    »Stammt von Ihnen
der Tipp mit der Hotelpension in der Großkopfstraße?«
    »Möglich«, wich der
Mann aus. »Wir möchten den Status quo wiedererlangen.«
    »Was ist der Status
quo?«
    »Genau darüber möchte
mein Boss mit Ihnen reden.«
    »Ich stehe ihm
jederzeit zur Verfügung. Er soll sich anmelden und in die Schützenstraße
kommen.«
    »Geht nicht«, sagte
der Mann. »Mein Boss kann nicht zur Bullerei kommen. Schon gar nicht in die
Bullenzentrale.«
    Frauke überhörte die
Schmähung. »Wo soll ich Ihren Boss treffen?«
    Der Mann schien
vorbereitet zu sein. »Gegen zwölf im ›Café Leidenschaft‹.«
    »Wie heißt der Mann,
den ich treffen soll?«
    »Das wird er Ihnen
selbst sagen.«
    »Und wie erkenne ich
ihn?«
    »Er wird Sie
erkennen. Sie sind mittlerweile bekannt in der Szene.« Dann legte er auf.
    ***
    Frauke umfuhr
den Stadtkern und fand einen Parkplatz auf der Rückseite des imposanten
Gebäudes des »Maritim Grand Hotel«, das am Friedrichswall vis-à-vis dem neuen
Rathaus lag. Von dort waren es nur wenige Schritte bis zur Markthalle Hannover.
    Die Markthalle am
Rande der City diente schon lange nicht mehr der Nahversorgung der Bevölkerung,
sondern hatte sich zu einem Szenetreffen entwickelt. Neben Ständen mit
einheimischen und südländischen Spezialitäten reihten sich Cafés, Bier- und
Weinschenken und Stände mit verführerisch duftenden Köstlichkeiten aneinander.
Eine der Institutionen war das »Café Leidenschaft«. Frauke hatte schmunzeln
müssen, als sie das erste Mal diesen Namen hörte. Mehrere Cafés mit dieser
sinnigen Bezeichnung verteilten sich über das Stadtgebiet. Dort trafen sich
junge Leute, Studenten, Angestellte oder Menschen aus der Nachbarschaft zu
einem zwanglosen Schwatz, einer Kaffeespezialität oder einem Snack. Kaum jemand
dachte über die doppelte Bedeutung des Namens nach, schließlich gehörten die
Cafés mit dem sinnigen Namen »Leidenschaft« einer der bekanntesten Kiezgrößen
Hannovers.
    Die wenigen Tische
waren fast alle besetzt. Frauke sah sich um und steuerte instinktiv einen Tisch
an, an dem ein Mann mit kurz geschorenem Haar saß, eine große Tasse vor sich
drehte und die Umgebung beobachtete. Er hatte ein durch Aknenarben entstelltes
Gesicht, die zerschlagene Nase hätte darauf hinweisen können, dass er früher
geboxt hatte.
    Aus dem offenen
Hemdkragen schien eine tätowierte Schlange den Hals Richtung Haaransatz
hinaufzukriechen. Das Hemd war bis zum Brustbein aufgeknöpft. Auch hier
prangten Tattoos. Insgesamt schien der Mann eine Vorliebe für Körperbemalungen
zu haben. Frauke entdeckte sie auch auf beiden Handrücken.
    Der Mann nickte ihr
zu.
    Frauke war froh,
dass er ihr zur Begrüßung nicht die Hand reichte.
    »Hi«, sagte er und
ließ seinen Blick an ihr vom Scheitel an abwärtsgleiten.
    »Sie heißen?«,
erwiderte Frauke statt einer Begrüßung.
    »Ist doch egal.«
    »Ich unterhalte mich
ungern mit Ratten, die aus einem dunklen Loch herauspfeifen.« Sie hatte mit
Bedacht eine Beleidigung gewählt. Das zeigte prompt Wirkung.
    In seinen Augen
blitzte es auf. »Holla. Warum so bissig?«
    »Das schulde ich
meinem Namen.«
    Sie sah, wie es um
die Mundwinkel des Mannes zuckte. Er war nur als Überbringer einer Botschaft
hier,

Weitere Kostenlose Bücher