Das Finale
jüngsten Zeit auf und zeigte sich erstaunlich gut
informiert. »Können Sie mir den aktuellen Stand nennen?«, bat der Redakteur.
»Noch schöner wäre es, wenn Sie für ein Interview zur Verfügung stehen würden.
Die Bürger interessiert es, was sich dort tut. Und sie haben ein Anrecht
darauf, informiert zu werden.«
»Ich würde Sie
bitten, sich an die Pressestelle des LKA zu
wenden«, sagte Frauke. »Es ist unüblich, dass die ermittelnden Beamten solche
Auskünfte geben.«
Eigenbrodt war
hartnäckig. »Das ist häufig stereotyp, was die Kollegen dort freigeben. Für das
Medium Rundfunk wäre es authentischer, wenn Sie die Vorfälle kommentieren und
aufzeigen würden, wann mit einem durchschlagenden Fahndungserfolg zu rechnen
ist.«
»Ich wiederhole mich
nur ungern. Ansprechpartner ist die Pressestelle. Dort sitzen kompetente Kollegen.«
»Die aber nicht über
alle Details von Ihnen informiert werden«, beharrte Eigenbrodt. »So soll bei
der Schießerei in Isernhagen ein Unbekannter anwesend gewesen sein. Wissen Sie,
wer das war?«
»Kein Kommentar.«
»Stimmt es, dass der
angesehene Anwalt Dr. Eigelstein möglicherweise in die Vorfälle verwickelt
ist?«
»Ich erteile Ihnen
keine Auskunft. Was auch immer Sie senden, geschieht unter Ihrer
Verantwortung.«
»Hören Sie, wir sind
kein reißerisches Presseorgan, sondern liefern journalistisch sauber recherchierte
Berichte. Was bei uns über den Sender geht, muss stimmen. Deshalb bemühe ich
mich um eine Verifikation bei Ihnen.«
»Ich erkenne die
Notwendigkeit Ihrer Arbeit an«, sagte Frauke. »Haben Sie aber bitte
Verständnis, dass ich aus den verschiedensten Gründen nichts sagen kann.«
»Schade«, sagte
Eigenbrodt zum Abschied. »Es ist aber mein Beruf, kritisch und unnachgiebig zu
hinterfragen.«
»Das verstehe ich.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Tschüss.«
»Auf Wiederhören«,
erwiderte Eigenbrodt und konnte die Enttäuschung in der Stimme nicht
unterdrücken.
Frauke drückte nur
kurz den Knopf am Telefon, der die Funktion der früheren Gabel übernommen
hatte. Dann wählte sie Madsack an.
»Haben wir schon
Ergebnisse der Kontenauswertung?«, fragte sie.
Madsack wollte es
ihr gern persönlich erläutern. Kurz darauf erschien der Hauptkommissar an ihrem
Arbeitsplatz und ließ sich schwer atmend an ihrem Schreibtisch nieder.
»Es ist nur ein
erster, grober Überblick«, erklärte Madsack. »Die Überweisungen gingen an die
Reichenberger Immobilien Verwaltung in Braunschweig. Außerdem konnten bisher
Zahlungen in einer größeren Summe an die Vierte
Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH in Wolfenbüttel festgestellt werden. Die
Buchhaltung ist noch nicht ausgewertet. Das wird noch eine Weile dauern. Für
mich scheint aber festzustehen, dass die Gelder weitergeschoben wurden. Was wir
jetzt herausfinden, dürfte aber kaum gerichtsfest sein. Vermutlich gibt es
zwischen diesen ganzen Unternehmen Verträge, die geschickt formuliert sind und
kaum angreifbar sein werden.«
»Sie haben recht«,
sagte Frauke. »Einen Eierdieb zu überführen ist nicht schwierig, aber gegen
eine ganze Armada hervorragend ausgebildeter Juristen anzutreten ist ein
mühsames Unterfangen. Ich möchte nichts gegen Wolfenbüttel sagen, aber warum
zieht es die Organisation in die Provinz?«
Madsack runzelte die
Stirn. »Vermutlich wird es der Organisation in Hannover zu heiß. Deshalb
verlagert sie Teile ihrer Infrastruktur nach außerhalb.«
Frauke nickte. Sie
ließ ihre Begegnung mit Helmut Kiehnhorst unerwähnt. Inzwischen trauten sich
auch andere wieder aus der Deckung und wagten es, sich gegen die Organisation
zu wenden. Offenbar trugen die bisherigen Ermittlungen erste Früchte. Die
Organisation war möglicherweise geschwächt, aber noch lange nicht zerschlagen.
»Haben wir Adressmaterial über die sogenannten Hotelpensionen, die nach dem
gleichen Muster wie die von Kevin Schmidtke angelegt sind?«
»Eine solche Liste
liegt mittlerweile vor.«
»Ich möchte, dass
wir bei allen gleichzeitig eine Razzia durchführen. Können Sie das
organisieren?«
Ein Strahlen tauchte
auf Madsack Gesicht auf. »Selbstverständlich«, versicherte er. »Es wird aber
eine Weile dauern.«
Frauke sah auf die
Uhr. »Morgen früh um fünf.«
Das Strahlen
verschwand augenblicklich wieder. »Aber …«, wagte Madsack einzuwenden, doch
Frauke schüttelte nur stumm den Kopf. Sie streckte die Hand über den
Schreibtisch. »Zeigen Sie mal.«
Sie fuhr am Rand der
Liste mit dem Fingernagel
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