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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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deshalb unterdrückte er seinen aufkeimenden Zorn.
    »Was möchten Sie
trinken?«, fragte der Mann.
    »Einen Cappuccino.«
    Der Mann hob den Arm
Richtung Theke. »Fredo. Einen Cappu und noch eine Latte«, rief er dem Barista
zu. Dann sah er Frauke an.
    »Einigen wir uns
darauf, dass Sie keine Fragen stellen. Sonst gibt es keine Infos. Kapiert?«
    »Es sollte sich auch
in der hintersten Ecke des Rotlichtviertels herumgesprochen haben, dass ich
allein das tue, was ich für richtig erachte.
Kapiert?«
    Er winkte ab, als
wollte er Frauke besänftigen. »Ist schon gut.«
    »Wieso schickt Ihr
Boss einen Handlanger?«
    »Er ist verhindert«,
sagte der Mann knapp. »Sie wissen, dass mein Chef eine bedeutende
Persönlichkeit in dieser Stadt ist. Er verfügt über viel Einfluss. Ihm und
seinen Kollegen ist daran gelegen, dass es im Steintorviertel ruhig bleibt. Wir
möchten keinen Aufruhr. Es soll alles so bleiben, wie es war. Für Ordnung
sorgen wir selbst. Da müssen Sie sich nicht einmischen.«
    Frauke machte
Anstalten, aufzustehen. »Um mir so einen Blödsinn zu erzählen, haben Sie mich
hierhergelockt?«, sagte sie. »Es gibt eine einzige Ordnungsmacht in dieser
Stadt. Mich!«
    Der Mann lachte
gekünstelt auf. »Sie? Ich dachte, Sie sagen ›die Polizei‹.«
    »Ich bin die
Polizei«, erwiderte Frauke und gab sich selbstbewusst.
    »Hoffentlich
verheben Sie sich nicht dabei. Wir – das heißt: unsere Seite – haben nichts
gegen Sie. Wir möchten nur nicht, dass Sie Unruhe ins Steintorviertel tragen.
Wir glauben, dass Razzien überflüssig sind und nur ein falsches Licht auf den
Kiez werfen. Deshalb soll ich Ihnen anbieten, dass mein Boss und seine Freunde
einen Sicherheitsdienst organisieren, der die Stadt keinen Pfennig kostet. Hier
übernehmen die Bürger sozusagen ein Stück Eigenverantwortung.«
    »Wollen Sie mich
verarschen? Sie glauben doch nicht im Ernst, dass die Polizei sich zurückzieht
und ein Stadtviertel Ihnen überlässt? Richten Sie Ihrem Boss und seinen
Kumpanen aus, dass wir jetzt öfter nach dem Rechten sehen werden. Sie werden
sich darauf einstellen müssen, dass die Polizei bei Ihnen vorbeischaut. Und da
wir eine moderne Polizei sind, kommen wir nicht zu Fuß, sondern mit unseren
hübschen blau-silbernen Autos.« Frauke drehte einen Finger in der Luft. »Dabei
macht es la-lü-la-la. Und das Blaulicht blitzt auch so schön.«
    »Solche Aktionen
vertreiben die Kunden«, sagte der Mann. »Damit ist niemandem gedient. Die Stadt
verliert eine Attraktivität, und die Menschen –«
    »Männer!«,
unterbrach Frauke ihn schroff.
    »Von mir aus die
Männer, die Vergnügungen suchen, werden in nicht mehr kontrollierbare
Randbereiche abgedrängt. Wollen Sie das? Natürlich gibt es eine gewisse
Basiskriminalität – wie in jedem Rotlichtmilieu. Deshalb sollte es auch in
Hannover darum gehen, das Gleichgewicht zwischen Legalität und Illegalität
hinzubekommen.«
    »Ich betrachte unser
Gespräch an dieser Stelle als beendet«, sagte Frauke. »Sie erwarten doch nicht,
dass wir einen Bodensatz von Illegalität tolerieren?«
    »Wir wollen doch
nur, dass bestimmte Dinge untereinander geklärt werden.«
    »Vergessen Sie es.
Die alleinige Ordnungsmacht geht vom Staat aus und wird durch die Polizei
repräsentiert.«
    Der Mann atmete tief
durch.
    »Sie sollten es sich
noch einmal überlegen. Sie wissen, wer mein Boss ist und wie Sie ihn erreichen
können. Er möchte Ihnen die Hand zu einer friedlichen Kooperation reichen.« Der
Mann beugte sich in Fraukes Richtung. »Wir könnten Ihnen als Zeichen des guten
Willens auch mit ein paar Informationen dienlich sein.«
    »Guter Wille? Sie
machen sich strafbar, wenn Sie uns etwas verschweigen.«
    »Aber, aber. Das ist
doch eine Auslegungssache. Man flüstert in eingeweihten Kreisen, dass die
Polizei sich sehr intensiv für sogenannte Hotelpensionen interessiert. Woher
kam dieser Tipp? Ich kann Ihnen versichern, dass in dieser, nennen wir es
Wissensdatenbank noch viele weitere spannende Infos lauern.«
    »Dann lassen Sie
hören«, forderte Frauke den Mann auf.
    Er lachte kehlig
auf. »Die Bundesrepublik gibt Millionen für die Preisgabe von Bankdaten durch
obskure Datendiebe aus. Wir sind wesentlich bescheidener. Wir möchten nur
unsere Ruhe, damit wir ungestört unserem ehrlichen Business nachgehen können.«
    »Wir finden keine
gemeinsame Verhandlungsbasis«, blieb Frauke hart. Aus den Augenwinkeln sah sie,
wie ein südländisch aussehender Mann lässig vorbeischlenderte, dem

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