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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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dem Kreis der Vertragspartner rekrutieren.«
    »Wie Sie meinen«,
knurrte Putensenf, suchte den Klingelknopf und betätigte ihn.
    Sie ließen Melanie
Hirtmann Zeit, bevor es Putensenf ein zweites Mal versuchte.
    »Ja? Was ist denn?«,
meldete sich eine verschlafene Frauenstimme.
    »Polizei«, sagte
Frauke. »Würden Sie bitte öffnen.«
    »Polizei?«, kam es
ungläubig aus der Gegensprechanlage.
    »Ja. Werfen Sie
einen Blick aus dem Fenster.« Frauke musste den uniformierten Beamten nichts
erklären. Die beiden traten ein paar Schritte auf den breiten Gehweg zurück,
sodass sie von oben gesehen werden konnten. Eine Gardine wurde
beiseitegeschoben, und ein Frauenkopf erschien. Kurz darauf ertönte der
Türsummer.
    Leise und schweigsam
erklommen die vier Beamten die Treppe. Sie wurden von Melanie Hirtmann
erwartet, die die Tür zu ihrer Wohnung geöffnet hatte. Sie hatte sich einen
Morgenmantel übergeworfen und strich sich die langen braunen Haare aus dem
Gesicht. Fragend sah sie Frauke an.
    »Frau Hirtmann. Wir
haben einen Durchsuchungsbeschluss«, sagte Frauke und hielt der Frau das
Dokument entgegen.
    »Einen was?« Melanie
Hirtmann verstand kein Wort.
    Frauke erklärte es
ihr und fügte an: »Sie betreiben eine Pension, von der wir vermuten, dass sich
dahinter im größeren Umfang illegale Geschäfte verbergen.«
    »Das kann nicht
sein«, antwortete die Frau und gab die Tür frei. »Kommen Sie doch erst mal
rein.«
    Frauke berichtete
von den mysteriösen Verträgen mit einem Partner, der angeblich das ganze
Bettenkontingent der Pension abgenommen hatte und in periodischen Zeitabständen
das Entgelt in bar vorbeibrachte.
    Melanie Hirtmann
nickte. »Ich habe mich auch gewundert. Das ist schon komisch.«
    Sie bat die Beamten
in eine kleine Küche und besorgte noch zwei weitere Stühle aus einem Nebenraum.
Sie selbst lehnte sich gegen das Spülbecken.
    Frauke sah sich um.
Im Unterschied zu Schmidtkes verkommener Wohnung war hier alles sauber.
Nirgendwo stand schmutziges Geschirr herum. Die Arbeitsflächen waren poliert,
die Spüle glänzte, und der Fußboden war gewischt.
    »Und trotzdem haben
Sie das mitgemacht?«, nahm Frauke den Faden wieder auf.
    Melanie Hirtmann
zuckte resigniert mit den Schultern. »Was sollte ich machen? Ich habe eine
vierjährige Tochter.« Sie legte den Zeigefinger auf den Mund. »Sie schläft
nebenan. Mein Freund hat uns vor zwei Jahren verlassen. Seitdem versuche ich
vergeblich, Unterhalt zu bekommen. Ich habe mich zig Mal beworben, aber sobald
man hört, dass ich eine alleinerziehende Mutter bin, ist das Gespräch beendet.
›Was machen wir, wenn Ihr Kind krank wird?‹, habe ich immer wieder zu hören
bekommen. Ich habe bei meiner Mutter gewohnt, bis dort ihr neuer Bekannter
eingezogen ist. Es ging einfach nicht mehr.« Sie hielt sich mit beiden Händen
das Gesicht zu. »Der Mann hat nie etwas gesagt oder getan, aber Sie glauben
nicht, wie er mich oder die Kleine angestiert hat, wenn wir aus dem Bad kamen.
Mit meiner Mutter konnte ich darüber nicht reden. Sie hat alles durch eine
rosarote Brille gesehen. So bin ich über die Anzeige in der Braunschweiger
Zeitung gestolpert. Dort wurde ein Vertragspartner für das Betreiben einer
Pension gesucht. Ich habe mich beworben und wurde angenommen. In einer solchen
Lage fragen Sie nicht mehr nach dem Warum. Für mich war es der letzte
Strohhalm.«
    Frauke konnte
Melanie Hirtmann verstehen. Die junge Frau war Opfer, nicht Täter. Man konnte
ihr nicht einmal vorwerfen, dass sie leichtfertig gehandelt hatte. Ob sich für
sie rechtliche Konsequenzen ergeben würden, mussten Staatsanwaltschaft und
Gericht prüfen. Doch Frauke konnte sich keine Sentimentalitäten leisten. Ihre
Jagd galt den Hintermännern.
    »Haben Sie die
Anzeige noch?«, fragte sie.
    Melanie Hirtmann
nickte, sagte: »Moment«, und kehrte kurz darauf mit einem Ordner zurück. In
einer Plastikhülle befand sich die ausgeschnittene Anzeige.
    Frauke warf einen
Blick auf den Zeitungsausschnitt. Alles deutete darauf hin, dass die junge Frau
die Wahrheit gesagt hatte. Die Anzeige war als Chiffre aufgegeben. »Die nehmen
wir mit«, entschied Frauke.
    Melanie Hirtmann
nickte. »Selbstverständlich.«
    Dann bestätigte die
junge Frau, dass bei ihr nach dem gleichen Prozedere verfahren worden war wie
bei Schmidtke. Aus der Beschreibung des Mannes entnahm Frauke, dass es sich um
denselben handeln musste, der auch in Hannover die Geschäfte abgewickelt hatte.
    Melanie Hirtmann
hatte alle

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