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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Unterlagen, Abrechnungen und Belege säuberlich zusammengetragen und
im Ordner abgelegt.
    »Haben Sie noch mehr
Unterlagen?«, fragte Frauke.
    Die junge Frau
schüttelte den Kopf und strich sich erneut die langen Haare aus dem Gesicht.
»Das ist alles.«
    Anschließend führte
sie die Beamten durch die Räume. Sie waren nach dem bekannten Muster einfach
eingerichtet, aber in einem gepflegten Zustand.
    »Ich wasche alle
zwei Wochen die Bettwäsche«, erklärte Melanie Hirtmann, »falls doch ein Gast
auftauchen sollte. Aber bisher ist noch nie einer erschienen. Trotzdem leben
meine Tochter und ich in einem einzigen Raum.«
    »Können Sie heute
Vormittag zum Polizeikommissariat Mitte in die Münzstraße kommen?«, bat Frauke.
»Wenden Sie sich an Herrn Heitmann. Wir müssen ein Protokoll aufnehmen.
Außerdem benötigen wir Ihre Hilfe bei der Beschreibung des Mannes, der als Ihr
Geschäftspartner aufgetreten ist.«
    »Sicher«, bestätigte
Melanie Hirtmann. »Und was wird jetzt aus der Pension? Ich meine, es ist nicht
nur mein Lebensunterhalt, sondern auch das Zuhause für meine Tochter und mich.«
    »Ich weiß es nicht«,
erwiderte Frauke. Und das entsprach den tatsächlichen Gegebenheiten.
    Sie ließen eine
ratlose Frau zurück.
    »Wenn Sie mal wieder
einen Einsatz in Braunschweig haben …«, verabschiedeten sich die beiden
Uniformierten, »stehen wir jederzeit gern wieder zur Verfügung.« Sie stiegen in
ihr Zivilfahrzeug und fuhren davon.
    »Manchmal ist unser
Beruf erschreckend«, sagte Putensenf, bevor er den Motor startete. »Wohin
jetzt?«
    Frauke sah auf die
Uhr. »Zum Bahnhof«, sagte sie. »Das ist um diese Zeit der einzige Ort, an dem
wir einen Kaffee bekommen.«
    »Hat Ihnen der von
meiner Frau nicht geschmeckt?«
    »Doch. Es war
wahrscheinlich der beste Kaffee seit Langem. Jetzt möchte ich mich revanchieren
und lade Sie zu einem zweiten Frühstück ein.«
    Putensenf stand die
Überraschung ins Gesicht geschrieben. Kommentarlos fuhr er das kurze Stück zum
Braunschweiger Hauptbahnhof.
    Das Frühstück
fiel karg aus. Der Kaffee war zu dünn, und die belegten Brötchen lieblos
zurechtgemacht, so als wüsste man, dass auf einem Bahnhof Reisende keine
Stammkunden werden.
    Sie hatten sich über
Belanglosigkeiten unterhalten. Putensenf taute richtig auf, als sie auf das
Thema Jazz zu sprechen kamen. Ungefragt betete er Frauke eine Litanei der
Größen dieses Genres, ihrer Stärken und Schwächen und seiner eigenen
Einschätzung herunter.
    Nachdem sie wieder
im Wagen saßen, rief Frauke auf der Dienststelle an. Nathan Madsack wirkte am
Telefon keineswegs übermüdet, sondern eher aufgekratzt.
    »Ich habe inzwischen
Rückmeldungen von allen Einsätzen erhalten. Alles ist reibungslos verlaufen.
Nirgendwo gab es Schwierigkeiten. Es scheint überall nach dem bekannten Schema
abgelaufen zu sein. Ich wundere mich, wie einfallslos die Organisation diese
Geldwaschmethode aufgebaut hat.«
    »Das war nicht
einfallslos, sondern nahezu genial«, korrigierte ihn Frauke. »Die formellen
Betreiber der Pensionen hatten keinen Anlass, sich zu melden. Das Finanzamt war
zufrieden, weil alles sauber durch die Buchhaltung lief, und geschädigt wurde
niemand.«
    »Ja, aber …«, warf
der Hauptkommissar ein.
    »Sie denken an die
Opfer, von denen das Geld im Ursprung stammt«, sagte Frauke. »Erpressung,
Drogen, Prostitution und vieles mehr. Wenn es der Organisation schwerer fällt,
das Geld zu waschen, bringt ihnen das schmutzige Geld auch nicht viel.
Persönlich haben die Hintermänner sicher ausgesorgt. Ein paar Millionen mehr
machten sie nur auf dem Papier reicher. Es ist das Streben nach Macht, das
Gefühl, den Staat und seine Organe übertölpelt zu haben, die Polizei an der
Nase herumzuführen, was den Reiz ausmacht. Sehen Sie, Madsack: Reiche haben
viele Sorgen, Hungernde nur eine. Bekommen wir im Laufe des Tages einen
Überblick über das Aussehen des Mannes, der im Namen der Organisation die
Pensionen betreut hat?«
    »Ich habe alles
veranlasst und hoffe, dass wir viele verwertbare Hinweise bekommen. Wie ist es
bei Ihnen gelaufen?«
    Frauke berichtete.
Dann bat sie Madsack, die Öffnungszeiten der Anzeigenannahme zu recherchieren.
Es dauerte eine Weile, bis sich der Hauptkommissar meldete. »Das ist in der
Straße Schild, Hausnummer 10. Die öffnen um zehn Uhr.«
    Frauke sah
ungeduldig auf die Uhr. »Wir fahren jetzt nach Wolfenbüttel«, beschloss sie.
»Ich habe um halb neun Uhr die Razzia bei der Vierten

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