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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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unliebsame Überraschung. Als sie die Haustür
aufschloss, stutzte sie. Entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit hatte sie mit
Bedacht beim Verlassen der Wohnung nur einmal umgeschlossen. Jetzt ließ sich
die Tür erst nach der zweiten Umdrehung öffnen. Sie zog ihre Dienstwaffe aus
der Handtasche und tastete sich vorsichtig in den Flur. Nach und nach
durchsuchte sie die Räume. Nichts deutete auf einen Besucher hin. Sie kehrte in
den Flur zurück, stutzte und erschrak. Der Lichtschalter direkt neben der
Eingangstür, den man gedankenlos beim Betreten der Wohnung betätigte, fehlte.
Stattdessen ragten zwei nackte Drähte mit blanken Enden hervor. Sie waren so
zurechtgebogen, dass man unweigerlich beide berühren musste. Ob ein Stromschlag
tödlich war, konnte man nicht vorhersagen. Zumindest war es nicht
auszuschließen.
    Sie atmete tief
durch. Wie gut, dass sie nicht beobachtet wurde. Die Gegenseite ließ nichts
unversucht, um sie einzuschüchtern oder gar zu eliminieren. Es war kein leeres
Gerede, dass sie auf der »Todesliste« stand. Frauke Dobermann war die Feindin
Nummer eins der Organisation.
    Einen Augenblick
überlegte sie, ob sie die Nacht in einem Hotel verbringen sollte. Sie entschied
sich dagegen, da sie bereits um zwei Uhr wieder würde aufstehen müssen.
    Sorgfältig
verschloss Frauke die Tür, legte den Sperrriegel von innen vor und sicherte den
Eingang zusätzlich durch das leere Glas, das sie auf die Türklinke stellte.
    Noch einmal
kontrollierte sie die Wohnung. Auch bei der gründlichen Untersuchung konnte sie
nichts entdecken. Sie entledigte sich ihrer Tageskleidung und zog einen
bequemen Hausanzug an. Dann begab sie sich in die Küche und öffnete den
Kühlschrank. Mit Sicherheit gehörte sie nicht zu den Pedanten, die alle
persönlichen Gegenstände millimetergenau ausrichten. Im Kühlschrank hatte sie
sich aber rein aus Bequemlichkeit an eine bestimmte Ordnung gewöhnt. Jemand
hatte hier die Lebensmittel umgestellt. Die Joghurts standen nicht ganz rechts.
Sie waren auch nicht nach dem empfohlenen Ablaufdatum sortiert. Vorsichtshalber
verzichtete sie auf das Abendessen. Wer weiß, ob der unbekannte Besucher nicht
ihre Vorräte mit unliebsamen Überraschungen präpariert hatte. Nach dem
Anschlagversuch mit dem Lichtschalter war ihr Misstrauen geweckt. Noch einmal
untersuchte sie akribisch jeden Winkel, ohne etwas entdecken zu können.
    Der Vernunft
gehorchend versuchte sie zu schlafen, aber die Nachtruhe ließ sich nicht
vorholen. Außerdem war ihr Verstand so sehr mit der Verarbeitung der aktuellen
Ereignisse beschäftigt, dass sie keine Ruhe fand. Immer wieder schreckte sie
auf, sah auf die Uhr und wurde immer nervöser, weil die Zeit unablässig zerrann
und die stetig kreisenden Gedanken sie um den dringend nötigen Schlaf brachten.

FÜNF
    Es war ein
unangenehmes Geräusch, das Frauke aus dem Halbschlaf riss. Es kostete sie
Überwindung, darauf zu reagieren. Sie verspürte das Bedürfnis nach absoluter
Ruhe. Der guten Fee, wäre sie erschienen, hätte sie als Wunsch aufgegeben,
mehrere Wochen am Stück in einer friedlichen und geborgenen Umgebung schlafen
zu können.
    Mühsam kam sie in
die Höhe und schleppte sich ins Bad. Es schien ihr unendlich lange, bis aus der
Dusche lauwarmes Wasser floss. In jedem Spannungsroman wäre der Held unter die
erfrischende kalte Dusche gesprungen, während sie sich nach heißem Wasser
sehnte. Sie rubbelte sich ab, aber die Gänsehaut wollte sich nicht zurückziehen.
    Auf der Straße
empfing sie eine nächtliche Kühle. Die Lister Meile war menschenleer. Niemand
sonst bewegte sich zu dieser Zeit im Freien.
    Frauke war zehn
Minuten vor drei beim Landeskriminalamt in der Schützenstraße. Fünf Minuten
später erschien Jakob Putensenf. Er sah auch übermüdet aus, enthielt sich aber
jeden Kommentars. Bereitwillig überließ sie ihm das Lenkrad auf der Fahrt nach
Braunschweig.
    Frauke war
überrascht, wie viele Lkws zu dieser Zeit auf der Autobahn unterwegs waren. Es
schien ihr, als gäbe es keinen Unterschied zum hellen Tag. Unterwegs kämpfte
sie gegen die Müdigkeit, gab nur einen winzigen Augenblick nach und schloss die
Augen.
    Sie wurde durch ein
sanftes Rütteln an der Schulter geweckt und vernahm den verführerischen Duft
heißen Kaffees.
    »Hier«, sagte
Putensenf und hielt ihr einen Plastikbecher unter die Nase. Er hatte das
aromatische Getränk aus einer Thermoskanne eingegossen. »Gibt’s aber nur
schwarz. Extras haben wir nicht an Bord.«
    »Danke«,

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