Das Finale
Vermögensverwaltung
anberaumt. Gleichzeitig werden wir die Lucky Holding durchleuchten.«
»Wo wollen Sie die
ganzen Leute hernehmen?«, fragte Putensenf.
»Wir haben sechs
Beamte, zum Teil aus Braunschweig, zum Teil aus Wolfenbüttel. Auch die
cleversten Gangster machen Fehler, Putensenf. Um Geld zu sparen, residieren die
ganzen Gesellschaften in Wolfenbüttel unter einem Dach.«
Sie fanden eine
Parkmöglichkeit auf dem Parkplatz vor dem Wolfenbüttler Schloss mit seiner
prachtvollen barocken Fachwerkfassade.
»Dass Wolfenbüttel
eine sehenswerte Fachwerkstadt ist, wissen vielleicht manche«, erklärte
Putensenf ungefragt. »Dass hier aber der zweitgrößte erhaltene Schlossbau
Niedersachsens beheimatet ist, ahnen nur wenige. Viele tippen auf Celle.«
Frauke unterdrückte
einen bissigen Kommentar, dass sie heute nicht auf Sightseeing unterwegs sei. Sie
wollte den mühsam hergestellten Burgfrieden nicht stören. »Wo soll das jetzt
sein?«
»Am Stadtmarkt«,
erklärte Putensenf und zeigte in Richtung der Fußgängerzone auf der anderen
Straßenseite. »Ich glaube, wir müssen dort entlang.«
Hier begann die
Innenstadt. Frauke staunte über die vielen gut erhaltenen Fachwerkhäuser, die
sich aneinanderreihten, auseinanderwichen, wenn sich die Gasse zu einem kleinen
Plätzchen weitete oder eine Biegung neugierig auf die Fortsetzung der Baukunst
machte.
Die »Krambuden«, so
hieß dieser Straßenabschnitt, erweiterten sich zu einem Platz, auf dem ein
hoher Maibaum stand. Unter der Spitze hing der Kranz. Dann folgten Querstangen,
die wie Rahen aussahen, an denen Wappen hingen. Vielleicht waren es die von
Gilden, überlegte Frauke. Sie wollte sich keine Blöße geben und unterließ es,
Putensenf zu fragen. Ein paar Marktstände hatten auf dem Platz Quartier bezogen
und boten ihre Waren feil.
Putensenf zeigte
nach rechts. »Wir müssen hier entlang. Dort ist der Stadtmarkt.«
Der Platz war von
ehrwürdigen alten Häusern eingerahmt. In der Mitte stand ein Reiterdenkmal.
»Herzog August« stand in verwitterter Schrift auf dem Sockel. Frauke war sich
nicht sicher, ob die zweite Figur, die auf dem Pferd saß, den Tod
symbolisierte. Das würde passen. Überall, wo die Organisation im Spiel war,
ritt der Tod mit.
Zur Rechten
begrenzte das »Brauhaus« den Platz. An der kunstvoll gestalteten
Fachwerkfassade war eine Sonnenuhr montiert. Das Obergeschoss war ein wenig
vorgebaut und wurde von einem hölzernen Ständerwerk getragen. Frauke war stehen
geblieben und bewunderte das beeindruckende Ensemble. Putensenf bemerkte es
erst nach wenigen Schritten.
»Leiten Sie den
Einsatz in Wolfenbüttel persönlich, weil Sie auf diese Weise Arbeit und
touristische Exkursion miteinander verknüpfen können?«
Ausnahmeweise
verzichtete sie auf eine Replik.
In der Mitte der
Längsseite standen zwei Häuser, die einander ähnlich waren. Auffällig war die
Vielzahl der eng beieinanderstehenden Sprossenfenster, unter denen weiße
Dreiecke gemalt waren. In einem dieser Gebäude befand sich die Vierte
Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH, wie ein unscheinbares Messingschild
verriet.
Frauke stutzte. Auf
dem Schild befanden sich noch ein Dutzend anderer Unternehmen, darunter auch
die Lucky Holding GmbH.
»Bitte«, sagte sie
und zeigte demonstrativ auf das Schild. »Alles unter einem Dach.«
»Das ist ein lucky punch «, lästerte Putensenf. »Oder wollen Sie
behaupten, dass Sie es so geplant haben?«
Frauke schüttelte
demonstrativ den Kopf. »Putensenf. Glauben Sie wirklich, dass bei mir
irgendetwas Zufall ist?«
Der
Kriminalhauptmeister blieb die Antwort schuldig. Nach weiteren fünf Minuten
bogen zwei blau-silber lackierte Einsatzfahrzeuge um die Ecke und hielten
direkt vor dem Aufgang zum Haus. Sechs uniformierte Beamte entstiegen den
Fahrzeugen. Ein Hauptkommissar sah sich suchend um. Als Frauke näher kam, legte
er die Hand kurz an den Mützenschirm.
»Frau Kollegin?«,
fragte er. Als Frauke nickte, sagte er: »Die Wolfenbüttler Kollegen waren
unabkömmlich. Wir sind alle aus Braunschweig. Hoffentlich bringt der Einsatz
etwas. Unser Chef war recht ungehalten. Wir sind unzureichend besetzt. Da
passen solche Aktionen überhaupt nicht in den Plan.«
»Wie gut, dass wir
diesem Beruf hobbymäßig nachgehen«, erwiderte Frauke. Sie ließ unerwähnt, dass
sie nach einer nahezu schlaflosen Nacht bereits seit zwei Uhr wieder auf den
Beinen war.
»Nichts für ungut«,
entgegnete der Hauptkommissar. »Aber die da oben begreifen
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