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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Brücke, an der eine
Plastik wachte. »›Der Steinbock‹ von Ernst Gorsemann«, sagte Madsack und blies
ein paar Regentropfen von der Lippe.
    Der Tümpel, den die
Brücke überspannte, war schmutzig und versumpft. Jetzt sah Frauke den Eingang
zu einem groß angelegten Spielplatz, der von Bäumen umgeben war. Es war trotz
der Lage inmitten der Großstadt ein idyllisches Plätzchen.
    Fraukes Blick fiel
auf eine gewaltige Blutbuche. Manche Symbole passen, dachte sie, als sie die
Ansammlung von Uniformierten sah, die sich um ein Klettergerüst scharte. Die
Spurensicherung war schon am Werk. Ein wenig abseits stand Kriminaloberrat
Ehlers unter einem Regenschirm.
    »Guten Morgen«,
begrüßte er Frauke und nickte Madsack zu. »Sie triefen vor Nässe«, meinte
Ehlers. »Das nenne ich keine optimale Vorbereitung.«
    Es klang
unzufrieden. Irgendetwas schien dem Kriminaloberrat zu missfallen.
    Ehlers wies mit dem
Regenschirm in Richtung des Spielgeräts, in dessen Zentrum ein hölzerner Turm
stand. Von ihm ging eine Rutsche in den heute nassen Sand. Leitern,
Sprossenwände, ein krummer Baumstamm zum Balancieren und eine Kletterwand boten
vielerlei Möglichkeiten, den Turm zu erobern. Von einem etwas abseitsstehenden
Podest führte eine Art waagerechte Strickleiter ebenfalls zum Turm. Zwei
gehobelte Baumstämme links und rechts boten den Kindern Haltemöglichkeiten. Die
gesamte Strecke war etwa zwei Meter lang. Mitten auf der Strickleiter lag ein
Mann, dessen Hände und Füße mit Kabelbindern an den Leinen der Leiter befestigt
waren. Sein Gesicht war dunkelviolett angelaufen.
    »Der ist erstickt«,
stellte Frauke auf Distanz fest.
    Ehlers nickte und
hob zweimal den Schirm. »Kommen Sie her. Stellen Sie sich mit unter.«
    Sie schlüpfte unter
den Schirm.
    »Die Kollegen von
der Spurensicherung haben Sand in Mund und Nase festgestellt. Man hat ihm mit
dem Sand die Körperöffnungen verstopft. Ich würde es als Zeichen dafür deuten,
dass der Mann ein Verräter war.« Ehlers musterte Frauke mit einem merkwürdigen
Blick. »Er heißt Alessandro Boccone.«
    »Madsack nannte
vorhin den Namen. Mir sagte er bisher nichts.«
    »Finden Sie das
nicht eigenartig?«, fragte Ehlers.
    Frauke schüttelte
den Kopf, dass der Regen aus ihren Haaren flog.
    »Ich bin ihm gestern
Abend das erste Mal begegnet.« Sie berichtete von dem Treffen. »Seinen Namen
hat er nicht genannt. Wir waren heute im LKA verabredet. Dort wollten wir Einzelheiten abstimmen.«
    »Das erklärt die
Sache mit dem Sand. In den Augen der Organisation war Boccone ein Verräter.
Deshalb musste er sterben.«
    Ehlers winkte einen
Spurensicherer herbei.
    »Zeigen Sie Frau
Dobermann, was Sie in der Tasche des Toten gefunden haben.«
    Der Mann bückte sich
und holte aus einem Metallkoffer eine Klarsichttüte hervor, in der Fraukes
Visitenkarte lag, die sie Boccone am Abend zuvor ausgehändigt hatte. Darauf war
mit schwarzem Filzstift ein großes schwarzes Kreuz gemalt.
    »Die reagieren
schnell«, sagte Frauke. Ihre Stimme klang emotionslos.
    Der Kriminaloberrat
wandte sich ihr zu.
    »Das Ganze nimmt
Dimensionen an, die alles sprengen, was uns bisher begegnet ist. Sind Sie sich
sicher, dass Sie den Ermittlungen mit Ihrem kleinen Team noch gewachsen sind?«
    Es war eine
vorsichtige Umschreibung. Frauke hatte verstanden. Ehlers begann an ihrer
Kompetenz zu zweifeln. Vermutlich stand der Kriminaloberrat seinerseits unter
Druck. Die Morde und Aktionen der Organisation fanden viel Aufmerksamkeit in
den Medien. Unter Beobachtung der Presse sah sich mancher Politiker, aber auch
die Behördenleitung dem Zwang zum Handeln ausgesetzt, mochte der Aktionismus
auch unkoordiniert und wenig zielführend sein. Und da selbst der NDR sich des Themas angenommen hatte und Dieter
Eigenbrodt »an der Sache dranhing«, wurde der Druck nach unten weitergegeben.
    »Wir kommen nicht
mit Quantität weiter, sondern nur mit Qualität«, sagte Frauke. »Es ist kein
Chinesenproblem.«
    Ehlers sah sie
fragend an.
    »Wenn ein Arbeiter
eine Grube ausheben soll und dafür einhundert Stunden benötigt, können Sie über
den Dreisatz ausrechnen, dass hundert Arbeiter eine Stunde benötigen. Wenn Sie
schnell sein wollen, auch über Dreisatz errechenbar, setzen Sie tausend
Arbeiter ein. Dann haben Sie die Grube in sechs Minuten ausgehoben.«
    »Das geht doch
nicht«, erwiderte der Kriminalrat. »Tausend Arbeiter können nicht gleichzeitig
an einer Grube schaufeln.«
    Frauke lächelte ihn
an. »Dann lassen Sie unser

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