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Das Finale

Das Finale

Titel: Das Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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ausgestiegen. Frauke hatte ihn als Kontaktmann zum MEK abgestellt. Er sollte hier auf die Kollegen warten
und sie einweisen. Sie hielten Verbindung zwischen zwei Handys, von denen
Schwarczer das andere trug.
    Frauke wies
Putensenf ein, als sie auf den Hof rollten. Margarete von Schwarzkopf hatte ihr
alles exakt beschrieben. Dort stand ein weißer Fiat Fiorino mit der Aufschrift
»Clean Partner«.
    Frauke sprang aus
dem Auto, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Gangster keine Wache
bei dem Fahrzeug zurückgelassen hatten. Nach den Beobachtungen der Redakteurin
schienen die Täter ihren Rückzug nicht abgesichert zu haben. Merkwürdig, dachte
Frauke. Das sprach für die These, dass der Organisation das qualifizierte
Personal ausgegangen war und zudem ein strategischer Kopf wie Richter, der eine
solche Aktion hätte planen können, fehlte.
    Frauke öffnete den
Lieferwagen. Er war mit Reinigungsutensilien beladen. Auf den ersten Blick fiel
ihr nichts Besonderes auf. Plötzlich stutzte sie. Inmitten des Krimskrams auf
der Ladefläche entdeckte sie zwei Handgranaten, die jemand dort vergessen
hatte. Trotz aller Stümperhaftigkeit durften die Leute nicht unterschätzt
werden.
    Die drei Beamten
hatten ihre Dienstwaffen gezogen, betraten das Gebäude durch die Automatiktür
und schlichen dicht an die Wand gedrängt den menschenleeren Flur entlang bis
zum ersten Quergang. » NDR Kultur«, las Frauke die
Aufschrift auf der Glastür. Vorsichtig sah sie um die Ecke und entdeckte die
Frau, die in einer Türnische kauerte und von dort im Stil einer Live-Reporterin
ihre Beobachtungen schilderte.
    »Sehen Sie einmal
nach hinten«, bat Frauke und nickte Margarete von Schwarzkopf zu, als die
Journalistin in ihre Richtung blickte. »Geht es dort, wo Sie jetzt stehen, ins
Studio?«
    Die Frau nickte.
    »Gut. Ich möchte,
dass Sie sich jetzt dorthin zurückziehen und den Raum unter keinen Umständen
verlassen. Wir beenden jetzt unsere Telefonkonferenz, da ich die Verbindung für
andere Zwecke benötige.«
    Margarete von
Schwarzkopf nickte erneut. Dann verschwand der Kopf mit der modischen
Kurzhaarfrisur, und es war ein kaum wahrnehmbares Klacken zu hören, als die
Studiotür zufiel.
    Frauke zog sich in
den Gang zurück. Wispernd beriet sie sich mit ihren beiden Kollegen.
    »Wie wollen wir
vorgehen?«, fragte Putensenf.
    »Ich möchte, dass
Sie hier stehen bleiben und diesen Abschnitt sichern. Von hier können Sie durch
den Innenhof den Mann sehen, der den Raum vor dem Foyer eingenommen hat. Nach
unserer Information hat er den Pförtner des Haupteingangs als Geisel genommen.
Wir müssen alle Vorsicht walten lassen.«
    Der
Kriminalhauptmeister nickte und nahm die angewiesene Position ein.
    Frauke sah
Schwarczer an. »Wir beide werden hier gemächlich den Parallelgang
entlangmarschieren, als wären wir unbeteiligt. Vielleicht sieht uns der Mann
von gegenüber. Wenn wir aber so tun, als würden wir ihn nicht wahrnehmen, lässt
er uns unbehelligt. Zwischen uns liegt der Innenhof. Ich hoffe, dass wir damit
die Geisel nicht gefährden.«
    Frauke straffte
sich, legte den Gurt ihrer Handtasche betont leger über die Schulter und
marschierte los. Schwarczer schritt an ihrer Seite. Beide waren in ein Gespräch
vertieft und vermieden es, den Geiselnehmer zu beachten. Frauke wusste nicht,
ob die beiden Beamten durch den Innenhof gesehen worden waren. Jedenfalls
erfolgte keine Reaktion. Dann schlichen sie sich von der anderen Seite an das
Foyer heran. Frauke bückte sich und lugte vorsichtig um die Ecke.
    Der gesamte Komplex
bestand aus zwei parallel angelegten Hausreihen, die durch mehrere Quergänge
miteinander verbunden waren. Einer dieser Quergänge führte zum Haupteingang.
Auf den blickte Frauke. Hinter der Glastür toste der Verkehr auf der lebhaften
Uferstraße. Dahinter lag der Maschsee.
    Frauke hatte einem
Wegeplan entnommen, dass sich der kleine Sendesaal dem Foyer anschloss. Das
Foyer hatte man so belassen, wie es zur Zeit der Errichtung des Hauses modern
gewesen war. Die Eleganz der fünfziger Jahre spiegelte sich im Design wider:
Die Seitenwand war nicht gerade, sondern glich einer Wellenlinie, die aus
senkrechten Holzleisten bestand; die Garderobe verbarg sich hinter einem grünen
Vorhang, Säulen, Lampen und Sitzmöbel perfektionierten die Illusion, in eine
andere Zeit einzutauchen.
    Auf einem der Stühle
hockte kerzengerade der Pförtner. Er hatte die Hände wie ein Pennäler auf dem
Oberschenkel abgelegt und sah aus, als

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