Das Finale
Fachleute im Haus. Ohne die läuft gar nichts.«
Demonstrativ sah er auf die Uhr. »Hast du gesehen, dass der Flur leer war? Wir
sind eine Behörde. Jetzt ist Feierabend. Die sind alle zu Hause.«
»Du lügst«, fluchte
Lunardini.
***
Kaum jemand
ahnte, mit welchem bürokratischen Aufwand die polizeiliche Ermittlungsarbeit
verbunden ist. Es galt nicht nur, den Täter zu entlarven, sondern ihm die Tat
auch hieb- und stichfest nachzuweisen und das Ganze beweissicher zu
dokumentieren. Gewiefte Verteidiger stürzten sich auf die Akten und zerpflückten
sie, suchten nach Ungereimtheiten in den Protokollen und zerlegten unglückliche
Formulierungen. Manch guter Polizist drohte an solchen Dingen zu scheitern.
Frauke fiel Oberkommissar Große Jäger aus Husum ein, der mit Hauptkommissar
Christoph Johannes ein kongeniales Ermittlerpaar bildete, vor allem auch
deshalb, weil ihm Christoph die lästige Büroarbeit abnahm. Habe ich jetzt
»Christoph« gesagt?, durchfuhr es Frauke. Sie wurde durch ihr Telefon
abgelenkt.
»Sind Sie die
zuständige Kommissarin in der Sache mit der Mafia?«, fragte eine resolut
klingende Frauenstimme.
»Sie sind mit der
Ermittlungsgruppe organisierte Kriminalität verbunden«, antwortete Frauke
ausweichend.
»Hier ist Margarete
von Schwarzkopf. Ich bin Kulturredakteurin beim NDR hier in Hannover. Das Landesfunkhaus ist soeben überfallen worden. Ich habe
drei Leute mit Maschinenpistolen gesehen.«
»Wie bitte?« Frauke
war überrascht. Das war eine ungeheuerliche Meldung. »Wann war das?«
»Das ist schon ein
paar Minuten her. Es hat fürchterlich lange gedauert, bis ich mit Ihnen
verbunden war.«
»Warum haben Sie
nicht die Hundertzehn angerufen?«
»Dann wäre hier ein
großes Polizeiaufgebot angerollt. Vielleicht ist es besser, das Problem mit
Intelligenz anzugehen«, sagte Margarete von Schwarzkopf.
»Wie viele Leute
haben Sie gesehen?«
»Drei.«
»Sind das alle?«
»Mehr sind mir nicht
aufgefallen. Die Leute trugen übrigens die Kleidung der Reinigungsfirma.«
»Gut. Wir kommen«,
sagte Frauke. »Ich gebe Ihnen meine Handynummer. Rufen Sie mich darauf an und
berichten Sie mir weitere Details, während wir unterwegs sind.«
»Ist in Ordnung«,
erwiderte die Redakteurin.
Frauke trommelte
ihre drei Mitarbeiter zusammen. Im Laufschritt eilte das Team zur
Fahrbereitschaft. Madsack schnaufte heftig, als er sich ins Polster fallen ließ.
Auf dem Weg zum Auto hatte Frauke mit knappen Sätzen die Kollegen informiert.
»Schwarczer, Sie fordern das SEK an. Die sollen
sich aber zurückhalten und in Deckung bleiben.«
Putensenf hatte sich
hinters Lenkrad geklemmt und das mobile Blaulicht eingeschaltet. Mühsam bahnte
er sich einen Weg durch den Feierabendverkehr. Während der Fahrt suchte er im
Radio nach NDR 1 Niedersachsen. Alle vier
zuckten zusammen, als in Überlautstärke Lena Meyer-Landruts »Satellite«
erklang.
»’tschuldigung«,
sagte Putensenf.
»Ah, ich höre, Sie
haben uns drauf«, sagte Margarete von Schwarzkopf, die eine Verbindung zu
Frauke hergestellt hatte. Sie schilderte, was sie gesehen hatte.
»Wo sind die Leute
jetzt?«, fragte Frauke.
»Einer steht im
Foyer. Er hat eine Maschinenpistole und sieht sich ständig nervös um. Den
Pförtner hat er als Geisel bei sich. Ich sehe quer hinüber durch einen Innenhof
und muss ein wenig vorsichtig sein, damit ich nicht entdeckt werde. Nein. Ich
sehe keinen weiteren NDR -Kollegen in der Nähe.
Wenn Sie kommen, meiden Sie den Haupteingang am Rudolf-von-Bennigsen-Ufer.
Fahren Sie über Auf dem Emmerberge. Dort ist der Eingang zum Hof. Dann nehmen
Sie aber nicht die Tür gegenüber vom Pförtner, sondern etwas weiter links. Dort
ist ein großes Schild ›Haus 1‹. Von dort aus weise ich Sie weiter ein.«
Während ihres
Gesprächs mit der Redakteurin hatte Frauke mit den anderen verfolgt, wie
Schwarczer das MEK informierte und dabei wie ein
Simultandolmetscher das weitergab, was er aus Fraukes Telefonat mit Margarete
von Schwarzkopf aufgeschnappt hatte. Madsack hatte inzwischen Kontakt zur
Leitstelle aufgenommen und angeordnet, dass keine Streifenwagen den Tatort
ansteuern sollten und alle Polizeifahrzeuge, die in die Nähe des
Landesfunkhauses kamen, möglichst das Martinshorn abschalten sollten, um die
Täter nicht nervös zu machen.
»Haben Sie eine
Idee, was die Leute im Funkhaus wollen?«, fragte Frauke.
»Ich bin mir nicht
sicher«, erwiderte Margarete von Schwarzkopf. »Ich hörte aber den Namen des
Kollegen
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